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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ergeht.“
    „Aber – “, ich dachte an das, was Carl zu mir damals beim Frühstück gesagt hatte. „Aber wenn er nun das Gefühl hat, daß ich die Frau bin, die zu ihm paßt – die für ihn geschaffen ist – “
    „Tja“, sagte Anne-Grete. „Dann kommt es nur noch darauf an, wieweit er für dich geschaffen ist. Betrachte die Sache einmal nüchtern, Steffi. Verliere nicht den Kopf, weil er gut aussieht, weil er sich zu benehmen weiß, weil er reich ist und weil er ein einnehmendes Wesen hat. Ist er wirklich für dich geschaffen? Habt ihr die gleichen Interessen? Glaubst du, er wird nett zu dir sein? Ist er es wert, daß du um seinetwillen in eine andere Stadt ziehst, dich sozusagen mit der Wurzel aus dem Erdboden ausreißen und in eine ganz neue Umgebung verpflanzen läßt? Ich möchte nicht garstig sein – du weißt, daß ich dir alles Gute von der Welt gönne…“
    „Ja, Anne-Grete, das weiß ich. Aber sage mir: Wie steht es denn mit dir selber? Bist du deiner so völlig sicher?“
    „Ich?“ sagte Anne-Grete. „Ich weiß nur eins: Wenn Knut wegen Mordes verurteilt würde und hingerichtet werden sollte, dann würde ich meinen Kopf neben seinen auf den Richtblock legen. Ich weiß, daß der Herrgott mich für Knut bestimmt hat, daß ich den wundervollsten Mann auf der Welt bekommen soll – und oft muß ich mich in den Arm kneifen, um mich zu vergewissern, daß ich nicht etwa träume, daß Knut wirklich existiert und daß er mein ist… Steffi! Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden!“
    Ich blickte Anne-Grete sinnend an. Sie ist nicht gerade schön – sie hat etwas unregelmäßige Züge und einen zu großen Mund – und ihr Haar hat eine merkwürdige Farbe – so zwischen braun und aschblond –, aber in diesem Augenblick war sie schön.
    Ich seufzte.
    „Ich bin so unsicher, Anne-Grete, nicht nur was meine Gefühle, sondern auch was meine Arbeit betrifft.“
    „Deine Arbeit? Aber Steffi, ich glaube, auf dem Gebiet gäbe es für dich keine Unsicherheit.“
    Ich holte tief Luft – und dann erzählte ich Anne-Grete von den Wissenslücken, die ich fast jeden Tag entdeckte und die meine Arbeit so sehr erschwerten.
    Anne-Grete dachte einen Augenblick angestrengt nach. Dann sagte sie:
    „Höre, Steffi. Dagegen mußt du etwas tun. Du mußt etwas lernen, und zwar solange du noch jung bist und dein Gedächtnis seine Aufnahmefähigkeit noch nicht verloren hat. Du hast doch das Mittelschulexamen. Lehne alle Arbeit ab außer der für Rambech. Du verdienst dann immer noch genug zu deinen Zinsen hinzu. Melde dich zu einem Vorbereitungskursus auf das Abiturientenexamen. Bei deinen Sprachkenntnissen wirst du es sicher leicht schaffen. Und hast du erst das Abitur, dann sehen wir weiter.“
    „Glaubst du wirklich, Anne-Grete, ich könnte es schaffen?“
    „Selbstverständlich. Denke doch nur daran, wie viele junge Menschen sich die größten Entbehrungen auferlegen müssen, um ihr Ziel zu erreichen – wie sie mittags kaum etwas Richtiges in den Magen bekommen und dabei büffeln und büffeln und büffeln! Du hast eine gemütliche Wohnung, hast eine Hausgehilfin und feste Einnahmen. – Du verdienst ja Prügel, wenn du nicht jede Gelegenheit wahrnimmst, um etwas Ordentliches zu lernen!“
    Was Anne-Grete da sagte, hatte ich selber auch schon bei mir gedacht. Aber ich hatte mit diesem Gedanken nur gespielt, ohne ernsthaft zu glauben, daß er sich je würde verwirklichen lassen. Nun rückte er plötzlich in den Bereich des Möglichen!
    „Du bist eine Perle, Anne-Grete“, sagte ich.
    „Eine schläfrige Perle“, erwiderte sie. „Es ist halb zwölf, und morgen bin ich an der Reihe, das Frühstück zu bereiten. Wollen wir in unsere Kojen kriechen?“
    Als ich im Bett lag, überdachte ich noch einmal, was Anne-Grete gesagt hatte – sowohl über den Vorbereitungskursus als auch über Carl.
    Über eines war ich mir klar: Wenn Carl geköpft werden sollte, hatte ich nicht die geringste Neigung, meinen Kopf neben seinen auf den Richtblock zu legen.
    Ich hörte Lisbeths ruhiges, gleichmäßiges Atmen in der Bettstelle über mir.

6
     
     
    Lisbeth und ich waren mit einer sehr wichtigen Arbeit beschäftigt. Wir säuberten die Holznäpfe, in denen wir die Milch aufsetzten.
    Unseren Arbeitsplatz hatten wir, ein Stück von der Hütte entfernt, am Bachufer aufgeschlagen. Wir scheuerten und schrubbten mit Bürste und Sand und spülten und planschten und hatten einen riesigen Spaß.
    Schließlich stellten wir die Näpfe in

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