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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Herbst! Dann bin ich wohlbestallter Gymnasiallehrer, habe mehrere tausend Kronen Gehalt, eine Dreizimmerwohnung und eine Hausgehilfin. Du wirst es schon sehen!“
    „Ich zweifle nicht daran“, sagte ich. „Und ich gratuliere dir zur neuen Stellung. Bist du Redakteur?“
    „Wo denkst du hin! Ich soll Korrektur lesen und allerlei untergeordnete Arbeiten übernehmen. Vielleicht darf ich hin und wieder einmal eine Überschrift aufsetzen – wenn man mir soviel zutraut.“
    „Du bist großartig, Heming! Ich bin stolz auf dich!“
    Heming lachte.
    „Du bist genauso ein Kind wie Lisbeth. Wie alt bis du eigentlich?“
    „Beinahe ebenso alt wie du! Aber ich fühle mich viel älter. Ich könnte deine Tante sein.“
    „Warum nicht gleich meine Großmutter? Aber nun marsch ins Bett! Es ist schon halb zwölf. Paßt es dir, wenn ich morgen um vier komme?“
    „Gut. Also um vier. Morgen haben wir Mathematik und Biologie. Um sechs sind wir fertig. Auf diese Art kommst du zu einem billigen warmen Abendessen. Denn es wird mir wohl nichts weiter übrigbleiben, als dich einzuladen.“
    „Genau das, worauf ich gerechnet hatte. Daß du mich so schnell durchschaut hast! Ich bewundere dich! Gute Nacht, Steffi!“

12
     
     
    Ich war furchtbar müde.
    Ich hatte eine Arbeit übernommen, die ungewöhnlich langweilig war und mich dermaßen anstrengte, daß ich oft wünschte, ich hätte sie abgelehnt. Aber die Bezahlung war gut, und das war mir äußerst lieb. Denn zum ersten Male in meinem Leben hatte ich Geldsorgen. Es zeigte sich, daß der Sommer sehr teuer gewesen war, und an den Haushaltsausgaben merkte ich, daß wir jetzt unser drei und nicht mehr zu zweit waren. Und Nummer drei verbrauchte eine Menge Milch und Obst, wuchs aus ihren Schuhen heraus und brauchte unbedingt neues Unterzeug.
    Ich mußte sehen, daß ich gut verdiente!
    Ich kam zu spät ins Bett und wurde zu zeitig geweckt. Ich bekam Kopfschmerzen und war schlecht aufgelegt. Dann kam Heming, und ich mußte mein Gehirn auf Mathematik umstellen. Am Abend rechnete ich die Aufgaben, die er mir gab, und zwischendurch paukte ich mir selber ein, was beim Abitur in den Sprachen verlangt wurde. Freilich bereitete mir das keine besonderen Schwierigkeiten. Auch das Geschichtspensum machte mir wenig Mühe. Ich genoß es als eine Abwechslung und fand es sehr interessant.
    Aber alles in allem mußte ich mir doch etwas zuviel Arbeit zumuten.
    Und dabei sah ich mich nun einer völlig neuen Lage gegenüber: Ich mußte sparen. Ich konnte mir nicht alle Augenblicke einen neuen Hut kaufen oder mir eine Ananas als Sonntagsspeise leisten, wenn ich gerade Appetit darauf hatte. Doch das war nicht alles. Ich mußte mir fühlbarere Entbehrungen auferlegen. Ich gewöhnte mich daran, auf alles zu verzichten, was nicht unbedingt sein mußte.
    Wenn Besuch kam, bot ich kein Glas Wein mehr an. Meine Strümpfe wurden gestopft und mußten erheblich länger halten als bisher. Die Schuhe wurden mehrere Male besohlt; ich überlegte es mir lange, bevor ich mir neue kaufte. Ich nahm kein Taxi, wenn ich müde war oder es eilig hatte; ich fuhr brav mit der Straßenbahn. Natürlich waren das keine großen Opfer, aber ich war nun einmal verwöhnt, hatte in meinem ganzen bisherigen Leben keine Sorgen gekannt.
    Und immer waren in Lisbeths Strümpfen Löcher, wenn die Arbeit ganz besonders drängte, und immer verlor sie einen Knopf oder hatte einen Fleck auf ihrem Kleid, wenn tausend andere Dinge zu tun waren und ich nicht die geringste Neigung hatte, mich hinzusetzen und Knöpfe anzunähen oder Flecke zu entfernen. Dabei war es für mich eine Ehrensache, daß Lisbeth stets sauber und ordentlich zur Schule kam: Flecke, Risse oder fehlende Knöpfe durfte es ganz einfach nicht geben.
    Heming kam, um mit mir zu arbeiten. Ich hatte ganz und gar keine Lust dazu.
    „Du, ich bin heute nicht dazugekommen, die Aufgaben zu rechnen. Ich war so fürchterlich müde. Können wir nicht einen Tag überspringen? Ich werde morgen doppelt soviel leisten.“
    „Hast du schon die Entdeckung gemacht, daß man einen Tag überspringen kann?“ sagte Heming. „Kommt gar nicht in Frage. Ich denke, wir fangen an. Übrigens hättest du die Rechenaufgaben machen sollen, wenn du auch noch so müde warst.“
    „Danke für die Belehrung! Aber ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt!“
    „Nein. Ich sagte sie dir ganz unaufgefordert. Ich bin selber manchmal müde gewesen. Aber ich habe trotzdem gerechnet.“
    „Du hast nicht für

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