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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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habe ihr gesagt, wie dankbar ich war. Dann lachte sie ein bißchen und.«
    »O ja, ich weiß!« unterbrach ihn Bernadette. »Sie sagte: >Ach, du mit deinen Tieren, Asbjörn! Wenn du wüßtest, wie oft ich über deine Katzen verzweifelt war, wenn sie die Möbel zerkratzten und mit meinen Wollknäueln spielten. Ich habe es aber über mich ergehen lassen, weil ich es dir gönnte, mit Tieren aufzuwachsen<.«
    »Richtig! So war es!« sagte Asbjörn. »Die gute Tante konnte mir auf die Nerven gehen, und einen richtigen Kontakt hatte ich leider nie mit ihr, obwohl sie wirklich ein sehr gutes Herz hat. Aber, Kontakt oder nicht: Daß sie mir meine Katze ließ, das vergesse ich ihr nie. Wenn bloß alle Eltern begriffen, wie wertvoll es für ein Kind ist, mit Tieren umgehen zu dürfen!«
    »Aber nicht alle Kinder sind Tierfreunde«, wandte Vati ein. »Um so wichtiger! Sie sollen es lernen! So selbstverständlich, wie sie laufen und sprechen und essen lernen! Jedes Kind hat die Fähigkeit und das Bedürfnis, andere Wesen liebzuhaben. Das Kind, das rechtzeitig lernt, zu einem Tier gut zu sein, wird später auch zu Menschen gut werden.«
    »Wißt ihr, was mein Mann zuallererst kaufte, als wir uns in Frankfurt niederließen?« schmunzelte Bernadette. »Barry«, sagte ich.
    »Nein, Barry kam als zweiter Einkauf. Das erste waren zwei Jahreskarten für den Zoo!«
    »Sie sind also ein guter Mensch, nach Ihren eigenen Theorien, Herr Grather«, neckte ich.
    »Das ist er!« sagte Bernadette. Ihre Stimme war voll Wärme, und ich sah, daß sie den Blick ihres Mannes im Rückspiegel traf. Wir waren schon umgezogen und hatten uns in unseren Strandkörben gemütlich eingerichtet, als Marion kam. Barry keuchte in der Hitze. Marion hatte unterwegs alles Überflüssige ausgezogen und kam in Shorts und einem kleinen blusenähnlichen Etwas an. »Donnerwetter, ist das Mädchen hübsch!« sagte Vati. Seine Künstleraugen ruhten mit Wohlwollen auf Marions schlanker Gestalt. Es war ein wunderschöner Tag am Strand. Bernadette hatte ihre Filmkamera mit; sie und ihr Mann filmten abwechselnd. Lillepus ritt stolz auf Barrys Rücken, Bernadette machte am Ufer Handstand und Radschlagen.
    »Sie klettert wie ein Affe und springt wie ein Steinbock«, erklärte Asbjörn, als wir Beifall klatschten. »Kein Wunder! Ihr Vater war Zirkusartist, und meine Schwiegermutter ist Turnlehrerin.« Marion lief hin zu Bernadette. Sie fragte etwas, Bernadette erklärte, machte ihr eine Übung vor, Marion versuchte es eifrig und wißbegierig.
    »Guckt euch das an!« rief Tante Edda. »Ich sage ja, das Mädchen hat einen Kräfteüberschuß, den es irgendwie loswerden muß!« Marion war unermüdlich. Als sie so verschwitzt und glücklich dastand, erinnerte nichts mehr an das arme, kranke Wesen, das Pierre damals nach Hause getragen hatte. Es war kaum zu verstehen, daß es derselbe Mensch war.
    Sie machte kehrt und lief ins Wasser hinein. Kein zaghaftes Große-Zehe-Reinstippen - und dabei wußte ich, daß das Wasser so früh am Morgen abscheulich kalt war. Selbst mich kostet das Untertauchen dann Überwindung, und ich bin es doch wahrhaftig gewöhnt. »Das nenne ich Selbstdisziplin«, sagte Bernadette. Sie hatte nämlich den Test mit der großen Zehe gemacht und sich daraufhin schleunigst auf den sonnigen Strand zurückgezogen.
    Und noch etwas besaß Marion - ich entdeckte es kurz darauf. Wir schwammen um die Wette zum Badefloß. Das lag etwa hundert Meter entfernt. Ich gewann mit zwei Meter Vorsprung. Als Marion ihre Hand auf die Floßkante schlug, drehte sie sich zu mir um. Ihr warmes, nasses Gesicht hatte einen fröhlichen, offenen Ausdruck: »Prima, Britta! Toll, wie du schwimmen kannst!«
    Keine Spur von Neid. Sie war ein erstklassiger Verlierer. Wir ließen uns eine Weile auf dem Rücken treiben, und ich dachte nach. Marion wurde mir immer rätselhafter. Dieser saubere Sportgeist, diese brennende Tierliebe! Wie ließ sich das alles mit ihrer Vergangenheit in Einklang bringen?
    Als wir an den Strand zurückkamen, hatten sich schon viele Badende eingefunden; eine ganze Schar stand um Barry und Lillepus. Die Sonne funkelte in unzähligen Fotolinsen.
    »Ach bitte, noch einmal! Setze dich wieder auf deinen Wauwau, Kleine! Laß ihn mal hin- und herlaufen.« So bat ein junger Mann mit Filmkamera. »Kann der Wauwau auch schwimmen, wenn du auf ihm reitest? Noch einmal, Kleines, dann kriegst du ein Eis!«
    »O Schreck!« rief Asbjörn. »Wenn das erst anfängt!« Er schnappte sich

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