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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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nur einen Einzigen gesehen.«
    Als die Finger des Fremden Justins Haut berührten, zuckte der zurück. Mit einem Ruck riss er sich los. »Fass mich nicht an!«, sagte er scharf.
    »Warum nicht?« Die schmeichelnde Stimme wurde um einen Ton tiefer. »In Rom hat dir das ganz prächtig gefallen. Ich möchte sogar sagen, du warst begeistert.«
    Der Schleier fiel und enthüllte edle, fast indianische Züge. Bronzefarbene Haut spannte sich über hohen Wangenknochen, jettschwarze Augen glitzerten spöttisch, der schöne Mund verzog sich zu einem jungenhaften Grinsen.
    »Midian!«
    Verblüfft ließ Justin die Gläser fallen. Sofort drehten sich alle Gäste um. Justin merkte es nicht. In diesem Augenblick gab es nur ihn und diesen Mann, den er seit Rom nicht vergessen konnte. »Mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet. Was zum Teufel treibt dich hierher?«
    »Nicht der Teufel, Justin, sondern der Sirrusch und der Mann, dem ich dieses Amulett schenkte.« Midian zog Justin an seine breite Brust.
    Ehe Justin sich wehren konnte, fühlte er Midians Lippen auf seinem Mund und eine Zunge, die sich begehrlich zwischen seine Zähne schob. Wie betäubt genoss er die Umarmung, bevor er Midian halbherzig von sich stieß. »Bist du wahnsinnig?«, zischte er. »Solche Freundschaftsbeweise unter Männern werden hier nicht gern gesehen.«
    »Aber gern genossen, wie mir scheint.« Midian hielt Justin weiterhin an beiden Oberarmen gepackt. »Ist Fiona auch hier?«
    Justin nickte.
    »Und diese … ich meine, ihre Freundin, die ist wirklich mitgekommen?«
    »Barbara? Ja, aber sie hat sich ziemlich verändert.«
    »Wie meinst du das? Erfindet sie jetzt Märchen für Waisenkinder?«
    »Die alten Witze, Midian! Nein, sie ist hübscher geworden, und Plastiktüten hatte sie auch keine dabei. Willst du nicht mit an unseren Tisch kommen?«
    Ein Diener wischte eilig die Glassplitter und den Dattelschnaps auf. Justin entschuldigte sich für seine Ungeschicklichkeit, Midian schüttelte missbilligend den Kopf. »Du entschuldigst dich bei einem Domestiken? Dazu ist der Mann doch da.« Er schnippte mit den Fingern. »Eine Flasche Dattelschnaps!«
    Midian zog den Schleier wieder vor sein Gesicht und folgte Justin. Barbara und Fiona plauderten angeregt. Wenn sie miteinander redeten, sahen und hörten sie nichts anderes. Justin setzte sich und stellte das Tablett mit Mineralwasser und Dattelschnaps ab. Schwungvoll nahm Midian neben ihm Platz. Sein Umhang bauschte sich, ein Zipfel kam wie zufällig auf Justins Oberschenkel zu liegen.
    Fiona und Barbara unterbrachen ihre Unterhaltung und schauten sich verblüfft an.
    Wen hat er denn da aufgegabelt?
Barbaras braune Augen wurden rund vor Neugier.
Eine Figur wie aus einem meiner kühnsten Spiele! Wenn er mir nicht gegenübersäße, müsste ich ihn glatt erfinden.
    »Guten Tag, Midian.« Fionas Stimme klang beherrscht. Dass dieser Mensch schon wieder auftauchte, wenn sie sich mit Justin vergnügen wollte, war ihr gar nicht recht.
    »Oh, wie schade! Ist mir meine kleine Maskerade nicht geglückt?« Midian nahm den Schleier ab, ergriff Fionas Hand und tat so, als würde er einen Kuss darauf hauchen.
    »Es gibt nicht viele Männer, die einen so auffälligen Armreif tragen.« Fiona hatte Justins Schmuckstück sofort wiedererkannt. Sie lächelte dünn und fuhr fort: »Und meines Wissens trägt ein Tuareg solchen Schmuck überhaupt nicht.«
    Midian zog die Brauen hoch. »So?«
    Justin streifte Midians Umhang von seiner Hose. »Fiona kannst du nichts vormachen. In Wüstendingen ist sie genauso ein Profi wie ich.«
    Midian legte einen Arm um Justins Schultern. Dabei hüllte er ihn gleichsam in seine Bewegung ein. Sein Blick war von wohlwollender Heiterkeit. »Dann werde ich bei Fiona Nachhilfeunterricht nehmen. Manchmal sind Details wichtig.«
    Justin versuchte, Midians Arm abzuschütteln. »Lass das, mir war schon warm genug.«
    »Wie bist du heute unerotisch.«
    Midian ließ seinen Arm, wo er war, und wandte sich Barbara zu. Tatsächlich, sie hatte sich verändert, doch äußere Schönheit interessierte Midian nicht. So was konnte er von der Stange kaufen. Aus dem ›Schwert von Assur‹ hatte er tatsächlich noch etwas gelernt. Das hätte er nicht für möglich gehalten.
    »Aha, die Herrscherin der Plastiktüten, sei mir gegrüßt.«
    Barbara schoss das Blut ins Gesicht, aber ironische Bemerkungen ließ sie nicht auf sich sitzen. »Aha, der Beherrscher morscher Streckbetten, sei mir ebenfalls gegrüßt.«
    Midian

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