Brausepulver für den Papst
Flüchtlinge?«
Justin räusperte sich. »Ich bin Mitglied einer Organisation, die nennt sich JKH. Hast du schon mal was davon gehört?«
Midian schüttelte den Kopf. »Nie. Was ist das? Eine Rallye durch die Sahara? Ein Pfadfinderverein?«
»Midian kennt nur FKK«, warf Barbara vorlaut ein.
Fiona sah ihn argwöhnisch an. »Das wundert mich, dass du die JKH nicht kennst. Ich dachte, du unterstützt solche Organisationen auf der ganzen Welt JKH ›
Jeder kann helfen‹.
Mit der Schwesterorganisation WPE ›
Wir packen es‹
hat sie sich zu dem Dachverband MMET ›
Man muss etwas tun‹
zusammengeschlossen. Nun sage nur, die kennst du alle nicht.«
Midian legte nachdenklich einen Finger an die Nase. »Neugründungen vielleicht?«
»Du kennst sie also nicht!«, stellte Fiona fest.
Midian ignorierte ihren scharfen Ton. »Um was geht es bei euren Wohltätigkeitsbällen? Ist es etwas Kirchliches?«
»Rein weltlich«, erklärte Justin.
»Ach, deswegen kenne ich sie nicht. Meine Aktivitäten sind mehr von christlicher Frömmigkeit geprägt. Und was habe ich damit zu tun?«
»Das liegt doch auf der Hand.« Justin sah Midian eindringlich an. »Du spürst es doch auch, dieses Drängen, nicht wahr?«
»Eigentlich nicht, ich war eben erst draußen.«
»Ich meine, dieses dringende Bedürfnis … äh … diesen Wunsch, Gutes zu tun bei dem ganzen Elend auf der Welt.«
Midian fiel fast die Gabel aus der Hand. »Dieser Drang ist geradezu übermächtig in mir.«
Barbara warf ihm einen erstaunten Blick zu.
Justin nickte erfreut. »Fiona und ich wussten das. Dieses Interview, das du neulich wegen der Kinder aus Süd-Sudan gegeben hast, du erinnerst dich? Und was wir vor allem an dir schätzen, du trägst es nicht vor dir her. Du gibst dich als Raubein, harte Schale, weicher Kern, man kennt das ja.« Justin lächelte warm.
Midian lächelte eingefroren zurück. »Du beschämst mich. Was weiter?«
Justin berichtete von den Aktivitäten seiner Organisation und erklärte, dass es an Geld und Verbindungen fehle, besonders zu den Regierungen totalitärer Systeme. »Ich bin Reiseführer. Stell dir mal vor, wie viele politische Gefangene ich in meinen Jeeps und mit Kamelen über die Grenze in den Sudan schaffen könnte. Du weißt doch, wie es in den Folterlagern zugeht.«
»Ja, ich weiß.« Midians Augen glänzten wie Abend- und Morgenstern.
»Was hältst du vom Löwentempel?«, fragte Justin gerade heraus.
»Als Waffenlager?«
»Wie bitte?«
»Äh … ich meine als Flüchtlingslager?«
»Mehr als vorübergehendes Versteck für Folteropfer diktatorischer Systeme aus Afrika und dem Orient.«
Der meint es ernst!,
erkannte Midian.
Ein wachsweicher Linksliberaler mit dem üblichen Humanitätsgedusel. Und das mir! Und das im Löwentempel, wo ich ganz andere Sachen verstecken will.
Erstmal versteckte Midian seine Gedanken hinter einem unverbindlichen Lächeln und sagte: »Ein guter Ort. Was kann ich bei der Sache tun?«
»Du kannst uns mit Geld unterstützen. Wir brauchen mehr Jeeps, müssen mehr Fahrer einstellen. Aber das Wichtigste sind deine guten Verbindungen. Wir müssen in die Lager rein, mit den Leuten sprechen, Fluchtwege ausarbeiten, die Weltpresse auf uns aufmerksam machen. Du hast doch Kontakte zur Presse?«
»Ich dachte, das sei Fionas Ding.«
»Ich meine die Weltpresse!« Justin wurde ungeduldig. »Entschuldige, Fiona, aber
Rat & Tat
ist nun wirklich nicht das geeignete Organ, um uns in Afrika bekannt zu machen.«
Fiona hatte gar nicht zugehört. Eigentlich machte sie sich nicht viel aus Politik, aber vielleicht konnte sie die Gefangenen fragen, ob sie die Toten Hosen kannten, oder den Lagerleiter, ob er John Grisham las. Irgendwie würde sie das schon hinkriegen. Auf jeden Fall musste eine Personality-Geschichte daraus werden, die alle Leser zu Tränen rührte. Das wäre ein gutes Sprungbrett für ihre Karriere! Ihre Gedanken schweiften ab.
»Wie kommt ihr eigentlich darauf, dass ich Kontakte zu Gefangenenlagern und Foltersystemen haben könnte?«, fragte Midian gedehnt.
»Das hast du Fiona in deinem Interview im Rahmen der Hungerhilfe bei SAT. 1 selbst bestätigt.« Justin legte Midian eine Hand auf den Arm. »Die Einzelheiten können wir später besprechen. Sag mir nur, ob du dich bei uns einbringen willst.«
»Einbringen hört sich gut an. Wie viel?«
»Was immer du aufbringen kannst. Du verschweigst uns zwar, wovon du deinen Lebensunterhalt bestreitest, aber das macht nichts. Die Hauptsache ist
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