Brausepulver für den Papst
schwiegen. Sie bestellten Bacardi-Cola. Später bestellten sie nur noch Bacardi. Noch später hingen sie mit glasigen Blicken in ihren Stühlen. Fiona stieß Barbara an.
»Was machen wir jetzt? Glaubst du, Justins Projekt ist gefährdet?« Sie hob das fast leere Bacardiglas auf und stierte hinein, als könne es ihr wie eine Kristallkugel die Wahrheit enthüllen.
»Könnte doch sein«, sagte Barbara schwerfällig, »dass Midian seinen Gewinn aus dem Plutonium …«
»Pst!« Fiona drehte sich um. »Sag das Wort nicht so laut.«
»Also gut, den Gewinn aus der Altkleidersammlung dazu benutzt, Gutes zu tun … hick.«
»Trotzdem! Das wäre schmutziges Geld. Das würde Justin nie annehmen. Ich denke, wir sollten ihm von der ganzen Geschichte nichts erzählen, sonst ist er furchtbar enttäuscht.«
»Ja … verstehe … hick … nichts von alten Kleidern …« Barbara guckte in ihr Glas, aber außer einer toten Fliege war nichts mehr drin. »Rum … wo bleibt der Rum?«, lallte sie.
Langsam nickten die Freundinnen auf ihren Stühlen ein.
***
Drei Stunden später erschien Midian. Er trug eine winzige Badehose in flammendem Rot, vorn etwas Stoff, hinten nur eine Kordel zwischen den Gesäßbacken. Sein anbetungswürdiger Körper zog sofort alle Blicke auf sich. Er machte einen Kopfsprung ins Bassin und durchpflügte das Wasser anmutig wie ein Delfin.
»Sieh mal, da ist Flipper!«, krähte ein sommersprossiger Bub an der Hand seiner englisch blassen Mutter. Niemand sah, was dann geschah, aber plötzlich lagen beide im Wasser.
»Hilfe, ich kann nicht schwimmen!«, kreischte die Mutter. Dabei reichte ihrem Sohnemann das Wasser gerademal bis zur Brust.
An ihnen vorbei rauschte ein dunkler Schatten. Im Becken kamen Wellen auf. »Flipper geht an Land«, hörten sie eine dunkle Stimme raunen, bevor ihnen der glitschige Kachelboden unter den Füßen wegrutschte. Dem aufgeregten Herrn im Liegestuhl, der seine Zeitung zusammengerafft hatte und vergebens versuchte, sich ein Handtuch um die Hüften zu knoten, rief Midian zu: »Keine Panik, das ist ein Nichtschwimmerbecken!«
Von dem Lärm waren Fiona und Barbara aus ihren hochprozentigen Träumen geschreckt. Perlend und glitzernd entstieg Midian dem Wasser, strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und schlenderte auf die Freundinnen zu.
Der ist zu schön für die Gaskammer!,
schoss es Barbara durch den Kopf.
»Wieso sitzt ihr angezogen hier herum? Habt ihr keinen Bikini mit?«
Fiona sah ihn benommen an. Barbara starrte da hin, wo sie in nüchternem Zustand nie hingestarrt hätte. Midian merkte es, runzelte die Stirn, da sah er die leere Flasche Bacardi.
»Habt ihr die ganz allein ausgetrunken?«
»Ja …«, seufzte Fiona und griff sich an die Stirn. »Ich werde furchtbare Kopfschmerzen kriegen.«
Midian winkte dem Kellner. »Noch eine Flasche davon! Und für die Damen zwei Bloody Marys.« Er lehnte sich zurück und betrachtete die beiden. »Was ist denn in euch gefahren? Ihr trinkt doch sonst nichts Scharfes.«
Fiona und Barbara hüstelten und sahen zum Himmel. Als der Bacardi kam, nahm Midian die Flasche und schenkte sich ein Wasserglas voll ein.
»Den darf man doch nicht pur trinken«, rügte er und goss einen Fingerhut Cola dazu. »Nun mal raus mit der Sprache. Habt ihr Liebeskummer, Geldsorgen oder was?«
Fiona und Barbara nippten an ihrem Tomatensaft.
»Was? Eine weibliche Verschwörung? Gegen mich?«
»Sag die Wahrheit!«, platzte Barbara heraus. »Was hast du mit uns vor?«
»Gar nichts. Für heute Abend habe ich schon andere Pläne.«
»Doch nicht heute Abend. Wegen der … äh …« Barbara sah sich um, dann flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand: »Wegen der Bombe. Ich meine, wir wissen es jetzt auch, nicht wahr?«
»Habt ihr euch deshalb beso … so betrunken?« Midian schlürfte genüsslich das halbe Glas Bacardi. »Ist mir neu, dass eine von euch Russisch spricht. Gewiss, Sergej sprach von Plutonium, sein bester Freund ist nämlich Wissenschaftler in einem abgesperrten Gebiet in Sibirien. Wir haben darüber beraten, wie man den Schmuggel damit verhindern konnte. Ist ja schließlich gefährlich, das Zeug.«
Fiona hustete vernehmlich. Barbara verdrehte die Augen. Midian war beleidigt, dass man ihm den Ehrenmann nicht abnahm. »Ich habe einen Geheimauftrag von Jelzin!«, erklärte er unwillig.
»Was willst du?« Fiona klopfte das Herz bis zum Halse. »Dass wir über deine Geschäfte mit Plutonium schweigen? Das tun wir ganz bestimmt,
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