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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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wir sind doch nicht lebensmüde.«
    »Gut zu wissen, dass ihr am Leben hängt.« Midian lehnte sich zurück. »Ich schmeiße nicht mit Bomben, ich treibe nur Handel. Ich bin ein friedfertiger Kaufmann und bediene Angebot und Nachfrage. Wenn ich es nicht tue, machen andere das Geschäft.«
    »Du brauchst uns gar nicht moralisch aufzurüsten, wir haben auch so verstanden«, erwiderte Fiona leise.
    »Gut so.« Midian war wieder völlig entspannt und goss sich noch einen Rum ein.
    »Wo ist denn dein Freund Sergej geblieben?«, fragte Barbara da.
    Fiona stieß sie in die Rippen. Sie konnte es sich schon denken.
    »Die Wüste hat ihn verschluckt.« Midian machte ein trauriges Gesicht.
    Barbara blieb der Mund offen stehen. »Du hast ihn …?«
    »Es tat mir in der Seele weh«, seufzte Midian. »Er wollte unbedingt das Bordell in Es-Sufra sehen. Es war so schrecklich heiß, wir mussten eine Rast machen, und in seinem Eifer, uns einen Tee zu kochen, stolperte er über mein Brotmesser. Da erübrigte sich der Bordellbesuch.«
    »Du bist ein Waffenhändler und ein Mörder!«, rief Barbara aufgebracht.
    Midian sah Barbara an. Wenn Blicke töten könnten, fiele sie jetzt mausetot um. Rasch packte Fiona ihren Arm.
    »Komm, lass uns verschwinden!«
    Barbara erhob sich taumelnd, aber Midian stieß sie in den Stuhl zurück. »Sitzen geblieben! Wenn diese unschönen Worte noch einmal fallen und Fliegen anziehen, hole ich meine Fliegenklatsche. Dann fallen mehr als sieben auf einen Streich, das könnt ihr mir glauben. Und kein Wort zu Justin, verstanden? Wir wollen ihm doch seinen Glauben an das Gute im Menschen nicht rauben, oder?«
    Fiona und Barbara duckten sich unter seinen Worten. »Nein, bestimmt nicht«, hauchten sie furchtsam.
    »Gut so. Und nun regt euch ab. Meine kleinen Geschäfte sind vollkommen harmlos und machen keinen unglücklich, außer denen, die es trifft … naja, überall gibt es mal einen bedauerlichen Unfall. Aber ich verliere unsere hehren Ziele niemals aus den Augen … Weltfrieden und so. Und jetzt geht mir aus der Sonne. Ich will braun werden.«
    Damit bettete Midian seinen Luxuskörper auf eine Liege.
    ***
    Eine Stunde später weckte ihn ein Schwall kalten Wassers mitten ins Gesicht. Justin stand vor ihm, mit nichts bekleidet außer einer Badehose, nicht so winzig wie die von Midian, aber sehr eng und sehr rot. Das Wesentliche erkannte Midian sofort.
    »Schon zurück?« Er schaute sich um. Die Frauen waren verschwunden.
    »Was heißt schon? In einer Stunde geht die Sonne unter.«
    »Du siehst aber noch ganz frisch aus. Ich dachte, deine Manager quetschen dich aus wie eine reife Tomate.«
    Justin blies sich eine silberne Strähne aus der Stirn. »Mich doch nicht. Ich habe ihnen ein echtes Abenteuer beschert und so getan, als hätte ich mich verirrt, damit ich sie anschließend vor dem Verdursten retten konnte. Jetzt liegen sie schachmatt in ihren Betten.«
    »Du kannst ja richtig gemein werden.« Midian grinste. »Komm, leg dich zu mir. Du bist viel zu blass.« Er hielt seinen Arm gegen den von Justin. »Siehst du?«
    Justin hatte eine gesunde Naturbräune, aber gegen Midian war er aristokratisch blass. »Wenigstens verwechselt man mich nicht mit den schwarzen Dienern.«
    »Du hast doch nichts gegen Neger?«, fragte Midian tadelnd.
    »Nein, du etwa?«
    »Überhaupt nicht. Ich besitze viele.«
    »Besitzen?«, wiederholte Justin und legte sich neben Midian.
    »Ja, Zuckerrohr auf Jamaika. Die halbe Insel gehört mir. Ist aber mehr ein Hobby, Zuckerrohr bringt ja kaum was ein.«
    »Und was ist das Hobby daran?« Justin winkte einem Pagen und bestellte einen Gin Tonic.
    »Ich bin ein traditionsbewusster Mensch.« Midian rekelte sich genüsslich. »Ein Freund der guten, alten Zeit, wo die Sklaven noch mit der Peitsche großgezogen wurden. 17. und 18. Jahrhundert, wenn du verstehst, was ich meine. Jamaika ist ein Modellversuch, alles getreu jener Zeit nachempfunden. Ein echter Sklavenmarkt, sadistische Aufseher und skrupellose Besitzer. Natürlich habe ich auch an verfallene Strohhütten gedacht. Maßstabsgetreue Nachfertigungen. Die Historiker sind immer ganz begeistert, wenn sie nach Jamaika kommen. Sie glaubten nämlich, so was gäbe es heutzutage nicht mehr. Gottseidank gibt es Midian und seine Reservate.«
    Justin lachte. »Dir fallen wirklich die abgefahrensten Geschichten ein. Ich sollte dich als Entertainer auf meine Jeep-Touren mitnehmen.«
    Midian leckte sich die Lippen. »Darüber können wir reden.

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