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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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doch, dass das Geld für einen guten Zweck ist.«
    »Ich meinte eigentlich, was es mir einbringt, lieber Justin.« Midian legte die Hände aneinander. »Bei der Aktion in SAT. 1 sind zwar zwei Millionen zusammengekommen, aber du weißt ja …« Midian öffnete die Handflächen, »alles Spendengelder, sozusagen die Scherflein der armen Witwen, und die sind mir heilig.«
    Justin runzelte die Stirn. »Ich dachte eher an dein eigenes Vermögen, Midian.«
    Midian verdrehte die Augen. »Wenn mein Vermögen auch klein ist und mein Einfluss auf die Mächtigen dieser Welt gering, so will ich doch meinen Teil beisteuern …«
    »O Gott, gleich fängt er an zu beten«, murmelte Barbara.
    Midian warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Kein Feeling für Nächstenliebe, wie? Also, ich wollte sagen, ich bin dabei, ist doch Christenpflicht. Was mich am meisten bewegt, ist die Frage: Wer von uns Vieren besucht die Foltercamps?«
    »Ich!«, bot sich Fiona sofort an. »Ich habe lange für Amnesty International gearbeitet.«
    »Was für ein Zufall! Dort bin ich im Vorstand.«
    Justin drückte erneut Midians Arm. »Wenn du diese bittere Pflicht übernehmen würdest, wäre uns allen sehr geholfen. Aber erstmal danke. Vielen Dank. Den Mitgliedsantrag für die JKH suche ich dir noch raus.«
    »Vergiss es bloß nicht.«
    ***
    Ein untersetzter Mann mit buschigen Augenbrauen und schlecht sitzendem Anzug schob sich durch die Tür des Frühstücksraums und blickte sich suchend um. Dann nahm er zwei Tische weiter Platz und faltete umständlich ein Exemplar der
Times
auseinander.
    Fiona erkannte sofort, dass er die Zeitung verkehrt herum hielt und ein kleines Loch hineingebohrt hatte.
    »Wir werden beobachtet«, flüsterte sie. »Der Kerl da hinter der Zeitung.«
    Midian zuckte unmerklich zusammen.
Das muss Väterchen Sergej sein,
dachte er.
Ich hatte ihm doch extra die Adresse meines Büros draußen am Stadtrand gegeben.
Unauffällig drehte er sich um. Tatsächlich. Da saß sein Mittelsmann. Midian bewahrte die Ruhe. »Ach, das ist Sergej, ein Freund von mir aus Russland.«
    Fiona musterte den unmöglichen Anzug des Mannes. Das sollte ein Freund von Midian sein? Auch Justin war misstrauisch geworden. Dumpf erinnerte er sich an Midians angebliche Mohnplantagen in Burma. Natürlich musste das ein Scherz gewesen sein, aber der Joint im ›Il Destino‹ war echt gewesen. Midian würde sein Vermögen doch nicht etwa …? Aber dann könnte er unmöglich gleichzeitig …? Oder etwa doch?
    »Hat dieser Sergej was mit Rauschgift zu tun?«, fragte er.
    »Na, und wenn?« Midian zuckte die Achseln und erhob sich. »Ein bisschen Opium bringt doch keinen Menschen um. Haha, das reimt sich. Ihr entschuldigt mich, ja? Ich muss Brüderchen Sergej begrüßen.« Er schlenderte zum Nebentisch, beugte sich zu dem Mann hinunter und sagte: »Sie halten die Zeitung verkehrt herum,
Towarischtsch

    Dem Mann fiel fast die Havanna aus dem Mund, die er sich inzwischen angezündet hatte. »Verdammter Mist!«, fluchte er leise auf Russisch. Dann flüsterte er: »In Wladiwostok liegt ein Ei.«
    »In Dnjepropetrowsk gleich zwei«, antwortete Midian und setzte sich. Der andere atmete erleichtert auf. Midian war der richtige Mann. Er kannte das Codewort. Der Eierhandel konnte beginnen.
    Justin stand auch auf. Er hatte noch einiges zu erledigen, bevor er zu seinem Tagesausflug aufbrechen musste. Seine Gruppe bestand heute aus gut betuchten amerikanischen Managern, denen ihre Seelenklempner diesen heißen Selbsterfahrungstrip verordnet hatten. Mit einem leichten Schlag auf die Schulter verabschiedete er sich von Fiona. Die bemerkte es kaum. Midian und sein merkwürdiger Freund hatten ihre Aufmerksamkeit erregt.
    »Ich wüsste zu gern, was die beiden zu bereden haben«, überlegte sie laut.
    Barbara interessierte das nicht. Auf Justins Teller war etwas Rührei, das durfte man nicht umkommen lassen. »Sollten wir lieber nichts von wissen«, meinte sie kauend.
    Aber Fiona hatte eine Journalistenehre. Sie erhob sich und steuerte auf den Nachbartisch zu. Bevor Midian etwas sagen konnte, stellte sie sich mit honigsüßem Lächeln vor: »Guten Tag, mein Name ist Fiona Becker, ich schreibe für die renommierte Zeitschrift
Rat & Tat
und interviewe Touristen, die in diesen unsicheren Zeiten den Sudan bereisen. Darf ich Sie fragen«, wandte sie sich an den Russen, »was Sie in diesen riskanten Landstrich treibt?«
    »Ich … äh …« Der Mann warf Midian einen hilflosen Blick

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