Brausepulver für den Papst
vernünftigen Männern, nicht wahr, Mister Forsythe?« Mustafas Stimme klang wie ein Rasiermesser, das man über Samt zog.
Justin schwante Übles. Was für eine Ironie des Schicksals! Nun wurde ein Mitglied der BDF selbst zum Opfer. Raoul Weller war schlauer gewesen, der hatte sich längst aus dem Staub gemacht, nur Justin hatte den Helden spielen müssen, und nun kam seine Reue zu spät.
Die Katakomben lagen still und verlassen da. Unauffällig blickte Justin sich um. Weit und breit war keine einzige Leiche zu sehen und auch keine Spuren davon, dass in diesen Gewölben noch vor Kurzem fünfundachtzig Männer untergebracht gewesen waren. Hier war ein Profi am Werk gewesen.
Ein Polizist trat auf Justin zu. Justin roch seinen nach Knoblauch und Zigaretten stinkenden Atem.
Etwas Kaltes fuhr seine Kehle entlang, er hörte ein raues Lachen, dann spürte er, wie man ihm die Handschellen abnahm.
»Ziehen Sie sich aus, Mr. Forsythe.« Der Polizeichef war die Freundlichkeit in Person.
»Was?« Justins Mund wurde trocken.
»Sie haben mich sehr gut verstanden, Mr. Forsythe. Bitte ziehen Sie Ihr Hemd und die Stiefel aus!«
»Ach, ich verstehe! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, verehrter Colonel? Ich hätte mich Ihnen gerne freiwillig zur Verfügung gestellt.« Justin lächelte Mustafa verheißungsvoll an.
»Die Jeans dürfen Sie anbehalten, Mr. Forsythe, vorerst jedenfalls. Möchten Sie, dass Ihnen jemand beim Auskleiden hilft?« Mustafa Ibn Walids Stimme schleimte wie zehn Pfund Schmierseife.
Justin schluckte. Also nichts mit intimen Handgreiflichkeiten. Das hier würde schlimmer werden, viel schlimmer. Vier Polizisten umringten ihn, jeder mit einem Schlagstock in der Hand. Justin wagte nicht darüber nachzudenken, was die Kerle mit ihm vorhatten, aber als zwei von ihnen nach seinem Umhang griffen, riss er sich los.
»Schon gut, ich kann das selber.« Nachdem Justin Hemd und Stiefel ausgezogen hatte, fühlte er sich erneut gepackt. Die Arme wurden ihm auf den Rücken gefesselt, dann wurde er unsanft zu Boden gestoßen.
»Setzen Sie sich!«
»Sie können sich das alles sparen«, sagte Justin, »ich weiß von nichts.«
»Nichts ist manchmal eine ganze Menge«, erwiderte Mustafa vieldeutig und gab seinen Leuten einen Wink. Einer der Polizisten zog eine lange, dünne Peitsche hervor.
Justins Augen wurden groß.
Das ist eine dieser berüchtigten Nilpferdpeitschen!,
dachte er entsetzt.
Wo die hinschlägt, wächst keine Haut mehr. Scheißspiel!
»Nun kann unsere kleine Unterhaltung beginnen. Falsche Antworten werden unangenehme Folgen haben, Mr. Forsythe. Obwohl ich aus gut unterrichteter Quelle weiß, dass Sie Fesseln und Schmerzen lieben, kann ich Ihnen garantieren, dass Sie den Löwentempel später nicht als Vergnügungspark bezeichnen werden. Wann sind Sie das letzte Mal hier gewesen?«
»Das war …« Justin tat so, als würde er ernsthaft nachdenken, »vor etlichen Wochen, als die Sache mit den britischen Gentlemen passierte. Ich war daran aber ganz unschuldig.«
Mustafa räusperte sich. »Das mag ja sein, aber sie sind für uns nicht von Interesse. Danach sind Sie also nicht wieder hier gewesen?«
»Nein. Man hat mir leider keine Touristen mehr vermittelt.«
»Was sagt Ihnen die Bezeichnung BDF?«
»Kenne ich nicht. Bund der Friedensfreunde?«
»Nein, das ist nicht der richtige Name.«
»Wenn Sie ihn besser kennen, weshalb fragen Sie mich?«
Prompt zuckte die Peitsche über Justins Brust, brannte wie glühender Draht und hinterließ eine rote Strieme.
Nicht schlecht,
dachte Justin anerkennend,
aber eine Spur zu heftig.
»Es heißt, befreit die Folteropfer!« Mustafa Ibn Walid verlor allmählich die Geduld und beugte sich drohend vor.
Justin zuckte zurück und stieß gegen die Beine der Polizisten, die hinter ihm standen. »Na, das ist doch was Ehrenwertes.«
»Haben Sie im Löwentempel politische Flüchtlinge versteckt?«
»Sehen Sie welche?«
Erneut zischte die Peitsche und verzierte seine Brust um eine weitere Strieme. Justin stöhnte schmerzlich.
Verdammt
, dachte er,
das bringt keinen Kick mehr, das tut ja richtig weh!
»Wer hat Ihnen dabei geholfen? Ich will die Namen Ihrer Mittelsmänner!«
»Was haben Sie eigentlich gegen die Befreiung von Folteropfern, Colonel Mustafa?« Justin zwinkerte dem Polizisten mit der Peitsche zu.
»Ich … äh …« Mustafa kratzte sich verdutzt den Schädel, »weil … in diesem Land gibt es keine Folter! Das ist eine bösartige Verleumdung, die von
Weitere Kostenlose Bücher