Brausepulver für den Papst
Minuten sind vorüber, meine Dame … oh!« Chalid und Murat starrten erst auf das Paar auf der Pritsche, dann öffneten sie wie auf Kommando ihre Gürtel.
Justin witterte seine Chance. Nicht umsonst war sein arabischer Spitzname Al Kadiz, die Katze. Behände kam er auf die Beine und warf sich auf die beiden Männer. Die konnten keine großen Schritte machen, denn die heruntergelassenen Hosen waren gute Fußfesseln. Erst stolperten sie in die rechten Haken, die Justin großzügig verteilte, dann sanken sie lautlos zu Boden. Hastig durchsuchte Justin ihre Taschen, fand die Schlüssel für den Polizeijeep und winkte Gertrud.
»Los, schnell raus hier!«
Gertrud kniete neben den beiden Polizisten. »Fahr du schon vor, Justin. Zwei bewusstlose Männer kann ich unmöglich allein lassen. Wir sehen uns im Hotel.« Sie strich den beiden behutsam über die Stirnen. Gewiss würden sie ihre Hilfe brauchen, wenn sie aufwachten.
Justin schüttelte den Kopf, aber er hatte jetzt keine Zeit für Gertruds Marotten. So eine gute Gelegenheit zur Flucht bekam er nie wieder. Ohne sich noch einmal umzusehen, stürzte er aus der Zelle. Draußen auf dem Flur verharrte er sekundenlang und blickte sich suchend um. Keine Menschenseele zu sehen.
Justin sprintete den leeren Gang hinunter. Im Büro des Polizeichefs fand er einen Umhang und ein langes Tuch. Geschwind zog er die Sachen über und eilte hinaus auf die Straße. Niemand beachtete ihn. Er sah aus wie alle anderen. Pfeifend schlenderte er zu dem Jeep, der vor der Präfektur parkte, und sprang hinein. Gleich darauf brauste er in einer Staubwolke davon.
Nach einigen Minuten begannen Chalid und Murat zu stöhnen. Mühsam öffneten sie die Augen. Ein blonder Kopf mit einem sanften Lächeln schwebte über ihnen.
»Ich sehe, meine Schläfenmassage hat Ihnen geholfen.«
»Was ist los? Wer sind Sie?«, donnerte da eine tiefe Stimme. In der offenen Zellentür erschien ein breitschultriger Mann in Uniform. Sein Gesicht war zornesrot.
Gertrud sah über ihre Schulter. »Ich bin Gertrud Castellane, und wer sind Sie?«
»Ich bin Mustafa Ibn Walid, der Polizeichef von Khartum! Folgen Sie mir, Mrs. Castellane!«
Gertrud wurde auf die Beine gezogen. Murat und Chalid schubsten sie vorwärts. Gertrud verstand die grobe Behandlung nicht. Das war doch keine Art, sich für ihre Hilfsbereitschaft zu bedanken!
»Hier hinein!«
Der Polizeichef stieß eine schwere Eisentür auf. Chalid und Murat bugsierten Gertrud hindurch. Gertrud schnupperte erstaunt. Es roch nach Desinfektionsmitteln und Jod. Ein Krankenzimmer in einem Gefängnis? Das war ja interessant. Vielleicht konnte sie hier noch etwas lernen. Neugierig schaute sie sich um. Wände und Boden waren weiß gekachelt, in den Regalen lagen allerlei chromblitzende Instrumente, es gab Stühle mit großen Gummipfropfen auf der Sitzfläche, eine eigenartige Liege, auf der man die Beine des Patienten spreizen konnte, und einen lederbezogenen Tisch mit breiten Gurten.
»Ich habe gehört, Sie kennen sich mit Bandagen und Wadenwickeln aus, Mrs. Castellane.« Mustafa zog einen Kittel über seine Uniform.
»Darin bin ich Expertin«, lächelte Gertrud bescheiden.
»Wie schön, aber selbst der beste Fachmann … äh, Fachfrau kann stets etwas dazulernen. Meinen Sie nicht auch, Mrs. Castellane?« Mustafa schrubbte sich die Hände.
»Ich wollte schon immer die ägyptische Wickeltechnik erlernen«, gab Gertrud zu. »Sie soll sehr effektiv sein, aber leider wird sie in Deutschland nicht gelehrt.«
»Was für ein Glück, dass Sie mir begegnet sind, Mrs. Castellane. Ich bin nämlich eine Koryphäe auf diesem Gebiet.« Mustafa streifte dünne Plastikhandschuhe über seine Hände.
»Wirklich?« Gertrud strahlte. Der Khartumer Polizeichef war also auch ein renommierter Mediziner, der sich mit orientalischen Heilmethoden auskannte. »Können Sie mir das beibringen?«
»Natürlich.« Mustafa lächelte gewinnend und schraubte eine Flasche auf. »Schließlich sind wir Ihnen Dank schuldig für die professionelle Versorgung der Gefangenen im Löwentempel.«
»Das ist wohl wahr.«
»Leider habe ich kein geeignetes Objekt, um Ihnen die Vorteile unserer Wickeltechnik anschaulich zu demonstrieren«, bedauerte Mustafa, ging zu einem Regal und zog eine große Rolle heraus.
»Vielleicht könnte ich mich als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen? Dann lerne ich die Methode gleich richtig«, bot Gertrud sich an.
»Das würden Sie tun, Mrs. Castellane?« Mustafa
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