Brausepulver für den Papst
bekommen?«
»Selbstverständlich, Mrs. Castellane.« Achmed stieß Omar an. »Hast du nicht am Empfang zu tun?« Mrs. Castellane hatte immer fette Trinkgelder gegeben, und die wollte Achmed allein kassieren. Dass die blässliche Maid mit ihrem Stickzeug Ginfizz trank, war ihm allerdings neu.
Gertrud nippte an ihrem Gin, dann fasste sie sich ein Herz und fragte: »Würden Sie bitte Mr. Forsythe herunterrufen?«
Von daher wehte also der Wind! Achmed nickte verstehend. Kein Wunder, dass sie ihren Hinkefuß zu Hause gelassen hatte. »Bedaure, gnädige Frau, aber Mr. Forsythe ist schon vor Tagen abgereist. Das heißt, abgereist ist er eigentlich nicht.« Achmed blickte sich rasch nach allen Seiten um, bevor er sich nach vorn beugte und vertraulich flüsterte: »Er ist über Nacht verschwunden, aber seine Sachen sind alle noch auf seinem Zimmer.«
»Was? Verschwunden?« Gertrud traute ihren Ohren nicht. Sie kramte in ihrer Handtasche, holte die Anzeige heraus und hielt sie Achmed unter die Nase. »Aber hier steht, dass er nach mir verlangt!«
»Tut mir leid, das ist auf Deutsch, das kann ich nicht lesen.«
»Ach ja.« Gertrud steckte das Papier wieder ein. »Also, Mr. Forsythe hätte mich wohl kaum hierher gebeten, wenn er die Absicht gehabt hätte abzureisen. Wenn er nun verschwunden ist, steckt ein Verbrechen dahinter, das ist ganz klar, und für Verbrechen ist die Polizei zuständig.«
Gertrud dachte wie immer praktisch. Sie rutschte von ihrem Barhocker und durchquerte mit entschlossenen Schritten das Foyer.
»Nein, Mrs. Castellane! Gehen Sie nicht zur Polizei!«, rief Achmed ihr nach, aber Gertrud hatte die Schwingtür des Hotels bereits durchschritten. Ganz gewiss brauchte Justin dringend ihre Hilfe, da durfte sie keine Minute zögern. Sie nahm ein Taxi und ließ sich zur Präfektur fahren. Entschlossen marschierte sie hinein.
»Guten Tag.«
Der Polizist an dem zerkratzten Schreibtisch blickte mürrisch auf. »Ja?«
Gertrud warf einen flüchtigen Blick auf die Gitter vor den Fenstern und das Porträt von Khomeini an der fleckigen Wand.
»Mein Name ist Castellane, Gertrud Castellane. Ich möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
»Sie sind Mrs. Castellane?« Zu Gertruds Glück sprach der junge Polizist leidlich Englisch. Er wischte einen Haufen Briefe vom Tisch und sprang eilfertig auf. »Endlich! Wir suchen Sie seit Tagen. Bitte, nehmen Sie Platz.«
Gertrud setzte sich verwirrt. »Sie suchen mich? Warum denn?«
»Das weiß ich nicht, und Colonel Ibn Walid ist im Moment leider nicht da. Er führt eine … also, er ist sicher bald zurück. Wollen Sie nicht auf ihn warten?«
»Nein. Ich habe keine Zeit. Ich muss einen Mr. Forsythe finden. Nehmen Sie die Vermisstenanzeige nun auf oder nicht?« Gertrud wuchs über sich hinaus.
»Forsythe? Justin Forsythe?«
»Ja. Im Hotel sagte man mir, er sei verschwunden.«
Der Polizist lächelte breit. »Da brauchen wir nicht lange zu suchen. Mr. Forsythe sitzt in unserem Gefängnis. Übrigens, mein Name ist Murat.«
»O Gott! Justin ist im Gefängnis? Was hat er denn getan?« Nun schien es Gertrud noch plausibler, dass Justin nach ihr geschickt hatte. Offensichtlich steckte er in großen Schwierigkeiten. Fiona mochte seine Freundin sein, aber sie hatte eben kein Herz. Jedenfalls nicht das Herz, das Justin brauchte. Und Barbara hatte auch keins, wenn sie in diesen undurchsichtigen Midian verliebt war. Sie, Gertrud, war die Einzige, die die Bedingungen in Justins Anzeige erfüllte.
Murat kam um den Tisch herum. Diese Frau brauchte Trost, das spürte er genau, und sein kleiner Murat brauchte ihn schon lange. Vertraulich legte er beide Hände auf Gertruds Schultern. »Mr. Forsythe ist ein Politischer, ziemlich wichtige Angelegenheit, verstehen Sie? Aber wenn Sie besonders nett zu mir sind, führe ich Sie zu ihm.«
»Ich bin zu jedem nett, das ist meine Natur.« Gertrud lächelte freundlich. »Gehen wir?«
***
Chalid, der Wärter, saß bei Justin in der Zelle und spielte mit ihm Backgammon. Justin hatte schon zum dritten Mal gewonnen. Da kam Murat herein.
»Besuch für Mr. Forsythe.«
Justin schaute unwillig hoch. Die Störung passte ihm nicht, er war schon wieder am Gewinnen. Da fiel sein Blick auf Gertrud. Er zwinkerte ungläubig. Ein Traum? Eine Sinnestäuschung? Dabei hatte er seit Tagen keinen Dattelschnaps getrunken. »Gertrud!«, stammelte er fassungslos. »Ich dachte, du …«
Chalid hob drohend die Augenbrauen. »Was heißt hier Besuch? Der Gefangene
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