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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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der Direktor und Tortellini rasch die Stufen des Museums und verschwanden im Inneren. Midian folgte gemächlichen Schrittes, während er großmütig die Fragen der Reporter beantwortete.
    »Ja, es handelt sich um einen neuen Mumienfund im Grabe Thutmosis, des Achten. Nein, sie ist nicht lebendig. Ja, diesmal ist es eine weibliche Mumie. Wer sie war? Nofre Etepetete, Verwahrerin der heiligen feuchten Wickel und kalten Umschläge. Das ging aus der Sarkophaginschrift hervor. Meine Damen und Herren!« Midian stand nun auf der obersten Stufe und zwang die lärmende Meute mit einer einzigen Handbewegung zur Ruhe. »Meine Damen und Herren, morgen früh stehen Ihnen der Direktor und Mr. Tortellini zu einer Pressekonferenz zur Verfügung. So lange werden Sie sich gedulden müssen.«
    Er wollte sich gerade umdrehen, als er gegen einen jungen Mann prallte, der ihm den Weg versperrt. »Justin!«
    »Hast du fünf Minuten Zeit für mich?« Justins Stimme war kalt wie eine Gruft.
    »Fünf Stunden, mein Freund, ach was, fünf Tage! Du in Kairo?« Midian musterte Justin von oben bis unten. »Obdachlos?«
    »Allerdings!«, zischte Justin. »Und ich möchte wissen …«
    »Aber lieber Freund, das hätte doch nicht sein müssen!« Midian schüttelte mitleidig den Kopf. »Weshalb hast du dich bloß eigenmächtig aus dem Gefängnis entfernt?«
    Justin glaubte, ihn träfe der Schlag. »Was? Du wusstest, dass ich im Gefängnis war?«
    »Komm, lass uns einen trinken.« Midian nahm Justin am Ellenbogen und schob ihn in das Museum. »Ich kenne einen Hinterausgang.«
    »Aber …«
    »Und einen Happen zu essen kannst du auch vertragen, so, wie du aussiehst.«
    Justin war verwirrt und sprachlos. Ohne allzu großen Widerstand ließ er sich durch den verwinkelten Basar zu einem Restaurant dirigieren.
    »Was möchtest du essen?«, fragte Midian teilnahmsvoll.
    »Ich will nichts essen! Ich will, dass du mir reinen Wein einschenkst, verdammt noch mal!« Justins Augen funkelten empört.
    »Na, das ist doch was.« Midian winkte dem Kellner. »Zwei Flaschen Wein, aber keine Touristenabfüllung. Hast du
Mohammeds Paradieströpfchen
?« Dann wandte er sich wieder an Justin. »Seit wann fluchst du? Hat dir das Mustafa beigebracht?«
    Richtig, Midian kannte ja den Khartumer Polizeichef! Wie hatte Justin das nur vergessen können? Sobald er Midian sah, hatte er sofort eine rosarote Brille auf. Aber die war jetzt kaputt, und endlich dämmerte Justin die ganze Wahrheit. Es gab gar keine Verschwörung gegen ihn. Es gab auch kein Komplott gegen sein Flüchtlingsprojekt. In dieser ganzen verwickelten Geschichte gab es nur einen einzigen Drahtzieher, und der hieß Midian. Justin wurde plötzlich schlecht.
Ein Alka-Seltzer wäre jetzt gut,
dachte er benommen.
    Midian schlug ihm leicht auf die Wange. »Na, na, du fällst ja vor Hunger gleich vom Stuhl. Diät muss man doch nicht übertreiben.«
    Justin zwang sich zur Ruhe. Was konnte er gegen Midian unternehmen? Im Moment jedenfalls gar nichts. Er starrte auf die Tischplatte. »Du bist ein Schwein!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das Größte und Mieseste, was mir je untergekommen ist.«
    »Lass doch die Ausflüge in die Zoologie, kleine Katze.« Midians Stimme wurde kühl. »Sieh mal, ich könnte dich jetzt fallen lassen wie eine Bananenschale, dich an die Wand kleben wie ein ausgelutschtes Kaugummi. Immerhin hast du mich etliche Millionen gekostet, aber gegenüber Freunden bin ich großzügig.«
    Justin stand entschlossen auf. »Du musst mich nirgendwo hinkleben! Ich gehe freiwillig. Niemand kann mich zwingen, deine Gegenwart länger zu ertragen.«
    Midian packte ihn am Hemd. »Außer mir, Justin. Du bleibst, verstanden?«
    »Lass mich los!«, fauchte Justin. Das Gewühl des Basars flutete an ihnen vorüber. »Hier sind zu viele Zeugen, um brutal zu werden.«
    Midian zwang ihn mit eiserner Hand auf den Stuhl. »Setz dich, du Dummkopf! Du musst wieder was auf die Rippen kriegen.«
    Justin fiel zurück. »Ich weiche der Gewalt, aber bevor ich von dir etwas zu essen annehme, verhungere ich lieber.«
    »Wie töricht. Sie machen hier ein vorzügliches Couscous.«
    Justin schwieg verbissen. Etwas später kamen Wein und das Couscous. Es duftete herrlich. Midian begann zu essen. Die Basar-Katzen strichen um den Tisch, maunzten und balgten sich. Midian ließ immer wieder ein Bröckchen fallen. Die Katzen wurden dreister, eine sprang Midian auf den Schoß. Midian streichelte sie, fütterte sie mit

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