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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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dir anbieten…«
    Avin fiel ihr ins Wort. »Ich möchte deine Begabung für Nekromantie testen, und wenn sich mein Verdacht bestätigt, dann möchte ich dich ausbilden, um dein Potenzial zu nutzen. Das ist es. Das ist mein Preis.«
    Gil klappte die Kinnlade herunter. Mit ein wenig zu großen Augen sah sie in meine Richtung. Ich zuckte mit den Schultern. Es wäre nicht das Erste, womit sie gegen die Gesetze Sabins verstieß.
    »Okay«, nickte sie, und ich konnte nicht sagen, ob ich da Furcht oder Erregung in ihrer Stimme hörte. Wahrscheinlich beides.
    Avin schloss erneut die Augen. Unvermittelt hörte Bryant damit auf, uns Obszönitäten entgegenzuschleudern, und begnügte sich damit, leise zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorzuzischen.
    Ohne die Augen zu öffnen, sagte Avin: »Versucht es jetzt mit euren Fragen.«
    Gil beugte sich zu dem Schädel vor. »Wie viele Menschen wurden gezeichnet und verwandelten sich in Shifter?«, fragte sie. Der Schädel zischte sie nur an. Sie wiederholte ihre Frage.
    »Nur ich«, antwortete der Schädel schließlich. »Ich und Tyler, zwei Monster auf einem wilden Partyritt in die Hölle!«
    »Er lügt.« Gils Miene wurde verkniffen, und sie verzog die Lippen. »Ich dachte, er würde nicht in der Lage sein zu lügen.«
    Avin zog eine Augenbraue hoch, die Augen immer noch geschlossen. »Er kann nicht lügen.«
    »Er muss lügen.«
    Ich hob die Hand. »Äh…« Zufällig wusste ich aus sehr guter Quelle, dass Bryants Schädel tatsächlich nicht log– ich hatte in seinen Verstand geblickt, bevor er starb.
    Aber obwohl ich willens war, bei Gils Sache »Kita ist mein Versuchskaninchen« mitzumachen, war die Tatsache, dass die Gedankenbruchstücke von zwei mörderischen Einzelgängern in meinem Kopf herumspukten, nichts, was ich Gil zu erzählen bereit war. Zumindest noch nicht. Vielleicht niemals.
    »Gil, er lügt nicht.« Ich stieß mich von der Engelsstatue ab und schlich näher an den Schädel heran. Die Kälte von Avins Magie kroch über meine Haut, als ich mich seinem Kreis näherte. »Bryant war keiner der Angreifer auf der Straße. Tyler hatte ihn gezeichnet.«
    Gils Augenbrauen zogen sich zusammen, während sie diese Information verdaute. »Der andere Einzelgänger? Ich habe den falschen Schädel?«
    »Bryant könnte trotzdem etwas wissen. Was ist mit irgendwelchen anderen ›Monstern‹?«, fragte ich ihn. »Hast du noch andere gesehen? Hat Tyler je andere erwähnt?«
    »Du!«, schrie Bryants Schädel. »Du bist ein Monster! Monster!«
    Nicht hilfreich.
    Gil schnaubte frustriert. »Hat Tyler je irgendwelche Familienmitglieder erwähnt? Freunde?«, fragte sie. »Seinen Nachnamen?«
    Der Schädel brachte es fertig, nachdenklich auszusehen. »Nein.«
    »Hat Tyler dir erzählt, wie er zu einem Gestaltwandler wurde?«
    Ich wusste ganz genau, wie Tyler gezeichnet worden war, aber wenn er Bryant die Geschichte erzählt hatte, dann hatte er vielleicht die Namen seiner Kumpel aus jener Nacht erwähnt.
    Die knochigen Kiefer des Schädels klackten. »Ja, er hat gesagt, der Teufel hat seinen Namen gerufen und ihm die Fähigkeit geschenkt.«
    Der Teufel? Ja, klar. Das hier führte zu nichts. Ich kaute auf meiner Unterlippe und bemühte mich, die Erinnerungen zu durchforsten, die ich von Tyler abgesaugt hatte.
    Er hatte ans Töten gedacht, als wir miteinander kämpften und ich ihn biss und in seinen Verstand eintauchte. Genau genommen hatte er daran gedacht, mich zu töten, aber der Gedanke hatte den Weg für Erinnerungen an seine anderen Morde geebnet. Vor meinem geistigen Auge zerriss Haut, hallten Schreie, und der Geschmack von rohem Fleisch, menschlichem Fleisch füllte meinen Mund. So viele Frauen. Sogar diejenigen, die nicht überlebt hatten, waren mir inzwischen vertraut.
    Doch ich brauchte nicht seine Opfer. Ich brauchte seine Kameraden. Ich fand eine Erinnerung an mich selbst durch seine Augen, aus jener Nacht, in der ich ihn ungewollt gezeichnet hatte. Die Gesichter seiner Kameraden trieben in mein Blickfeld, aber keine Namen. Ich konnte mich nur auf die Erinnerungen konzentrieren, die ich vor seinem Tod aus seinen Gedanken geholt hatte.
    Von seinen sadistischen Erinnerungen hatte ich genug, um ein ganzes Leben lang davon Albträume zu bekommen, aber nicht genug, um die anderen Männer zu finden, die mich angegriffen hatten. Ich hatte mich verteidigt, aber dabei versehentlich Tyler gezeichnet. Und möglicherweise seine Freunde. An den Angriff zu denken, ließ die Erinnerung

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