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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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der Brust verschränkten Arme spannten sich. Sonst bewegte ich mich nicht– wo sollte ich auch hin, mit der verschlossenen Tür im Rücken?
    In der Mitte des Gangs, immer noch einige Schritte von mir entfernt, blieben die Männer stehen. Zwei von ihnen trugen mehr Riemen und Ketten als irgendetwas, das nach Kleidung aussah, aber der dritte trug schwarze Jeans und ein Muskelshirt. Er war derjenige, der die Hand gehoben und die beiden anderen angehalten hatte. Fragend kniff er die schokoladenbraunen Augen zusammen, als er mich mit zur Seite geneigtem Kopf musterte.
    »Du bist die Gefährtin des Eremiten, nicht wahr?«
    Das war ein kompliziertes Thema, und zumindest einer von Tatius’ Vampiren war in der Lage, Lügen zu durchschauen, deshalb ließ ich ihn glauben, was er wollte. Ich neigte den Kopf schief und deutete mit dem Daumen auf die Tür.
    »Ich hab mich ausgesperrt.«
    Dabei lächelte ich, aber er runzelte nur die Stirn und ließ den Blick über die Wasserflecken auf meinem– wahrscheinlich sehr teuren– Kleid, die kaputten Stiefel in meiner Hand und die zerrissenen und mit Grasflecken übersäten Netzstrümpfe wandern. Dann nickte er den anderen Männern zu. Sie drehten sich wortlos um und schlenderten zurück durch die Tür, aus der sie gekommen waren. Er blieb.
    Unbehaglich verlagerte ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und sofort heftete er den Blick wieder auf mich. Er starrte mich so lange an, dass mir ein unruhiger Schauer das Rückgrat emporkroch und der Drang, mich unter seiner Musterung zu winden, immer stärker wurde. Dann marschierte er zur Tür und drückte den Daumen auf den Scanner. Ein grünes Licht leuchtete auf, und ein lautes Klick hallte durch den kurzen Gang.
    »Ich bin Liam«, sagte er, während er schwungvoll die Tür aufzog.
    »Kita.« Ich trat um ihn herum und hastete durch die Tür auf die Treppe.
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er mich nach unten geleiten würde– vermutlich bis zur Ratskammer, doch er blieb in der Tür stehen. »Du solltest nicht in der Stadt herumstreifen. Bei all dem Mist, der hier durch den Besuch der Sammlerin gerade los ist, könnte über die rangniederen Vampire jeden Augenblick die Hölle hereinbrechen.« Dann schlug er die Tür zu, und das mächtige Schloss schnappte ein.
    Ich starrte die Tür einen Herzschlag lang an und blinzelte. War das eine freundliche Warnung? Eine ernst gemeinte? Ich drehte mich um und hastete die Stufen hinunter. Der Warteraum war leer, den Sternen sei Dank, aber nun musste ich die Tür finden. Da alle Wände mit schweren Stoffbahnen verhängt waren, war das leichter gesagt als getan, aber nachdem ich einen Moment lang mit den Vorhängen gekämpft hatte, fand ich die versteckte Tür und schlüpfte in den Gang dahinter.
    Jetzt ist meine einzige Sorge nur noch, Tatius’ Suite zu finden.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, ertönte leise eine verärgerte weibliche Stimme, als ich um eine Ecke des Gangs bog.
    Okay, offensichtlich musste ich mir doch keine Sorgen machen, mich in dem unterirdischen Labyrinth zurechtzufinden.
    Samantha kam auf mich zu und packte mich am Oberarm, dass sich ihre lackierten Fingernägel in meinen Muskel bohrten. »Willst du, dass sich Tatius’ Zorn auf uns beide richtet?«
    »Es gab da ein Missverständnis und… nun… jetzt bin ich ja hier.« O ja, das war echt erbärmlich!
    Mit einem kritischen Blick von Kopf bis Fuß ließ sie den Schaden, den meine Garderobe in dieser Nacht bereits erlitten hatte, auf sich wirken. »Bei allen Heiligen«, stieß sie mit einem Flüstern der Verzweiflung hervor. »Das Kleid wird wohl genügen müssen. Vergiss die Strümpfe und die Stiefel. Wir haben keine Zeit mehr, Ersatz zu finden.«
    Sie ließ meinen Arm los und trat einen Schritt zurück. Nervös schnippte sie die Fingernägel wie Krallen aneinander, während sie darauf wartete, dass ich die ruinierten Netzstrümpfe abstreifte. Ich hatte mir zuvor keine großen Gedanken über die Strümpfe gemacht, aber kaum hatte ich sie abgestreift, kam mir das kurze Kleid noch viel freizügiger vor.
    »Wohin mit…« Ratlos sah ich mich um, was ich mit den Netzstrümpfen und den Stiefeln anstellen sollte.
    Samantha riss sie mir aus den Händen. »Komm schon! Denkst du, du kannst ihn die ganze Nacht warten lassen?«
    Ich brauchte nicht erst zu fragen, wen sie mit ihn meinte.
    Also folgte ich Samantha, während ihre Absätze mit wütendem Stakkato den Gang entlangklapperten. Sie nahm denselben Weg, den

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