Braut der Nacht
Kordeln zurückgebunden waren, aber obwohl die Vorhänge zur Tagesdecke und dem Berg aus cremefarbenen und goldenen Kissen passten, waren sie durchsichtig, wodurch sie wenig Privatsphäre boten.
Der einzige Ort, der vielleicht »sicher« war, war das kleine Badezimmer, das sich in einer Ecke versteckte. Es war für Nathanial und mich eine nutzlose Annehmlichkeit, aber es war mit Seife und Toilettenpapier ausgestattet, also wurde dieses Zimmer möglicherweise gelegentlich auch von Menschen benutzt. Außerdem hatte das Badezimmer eine Tür, die es zum privatesten verfügbaren Ort machte.
Ich legte den Hörer wieder auf die Gabel und schlurfte mit nackten Füßen über den flauschigen Teppich. Die Dämmerung war gefährlich nahe, aber ich musste noch vor Sonnenaufgang mit Gil reden. Das Badezimmer war so ziemlich der einzige Ort, an dem ich es riskieren konnte, sie zu rufen. Ich hörte nicht, wie Nathanial vom Bett glitt, doch plötzlich legten sich seine Arme um meine Schultern.
»Dieses Ränkeschmieden ist gefährlich«, flüsterte er in mein Haar. »Komm ins Bett.«
Ich warf einen verächtlichen Blick auf das Bett. Das Bett, Einzahl – wie: das einzige im Zimmer. Dann blickte ich zu den Türen, die größtenteils aus Glas bestanden.
»Wir sind hier drin praktisch wie eine Attraktion im Zoo«, wisperte ich und drehte mich zu ihm um.
Das hätte ich nicht tun sollen. Da er mir die Arme um die Schultern gelegt hatte, standen wir nun Brust an Brust, und mit den unsichtbaren Blicken, die ich auf uns gerichtet glaubte, war mir das zu nah, zu intim. Aber er schien nicht die geringste Absicht zu haben, mich loszulassen. Stattdessen beugte er sich näher zu mir, bis seine Lippen dicht an meinem Ohr waren.
Als er sprach, waren seine Worte nur für mich bestimmt. »Wir sind Gäste. Vampire nehmen Gastfreundschaft sehr ernst. Solange wir unseren Status als Gäste behalten, wird man uns freundlich behandeln und freies Geleit garantieren. Auch wenn es diesem Zimmer an Privatsphäre mangelt, wird es während unseres Besuches unser sicherer Zufluchtsort sein. Abgesehen davon lässt sich in einem Haus voller Vampire nur sehr wenig privat halten. Selbst wenn sie nicht absichtlich lauschen, können unvorsichtige Worte mitgehört werden. Ich kann mir vorstellen, dass Aphrodite schalldichte Räume für ihre heiklen geschäftlichen Unterredungen besitzt, aber das hier ist definitiv keiner davon. Hör auf, heimliche Pläne zu schmieden. Lass uns ins Bett gehen.«
Ich entzog mich seinen Armen. Sicheres Geleit klang gut, ebenso wie ein sicherer Zufluchtsort und die Vorstellung, dass wir vielleicht nicht unter ständiger Beobachtung standen. »Ich mache schnell«, sagte ich und schlüpfte ins Badezimmer. Auf den missbilligenden Blick hin, mit dem er mich bedachte, fügte ich hinzu: »Und leise.«
Ich hätte ihn ausgesperrt, wenn ich die Tür schnell genug hätte schließen können. Ich war nur ein bisschen zu langsam. Das Badezimmer war nicht für zwei Personen gemacht, und ganz gewiss nicht für drei. Hoffentlich hat Gil genug Platz, um zu uns zu kommen. Ich wollte nicht einmal daran denken, was passieren würde, wenn sie plötzlich einfach so im Schlafzimmer auftauchte, wo die Sterne wussten, wer dabei zusah.
Nathanial lehnte sich an die Wand, während ich den Wasserhahn am Waschbecken bis zum Anschlag aufdrehte. Dann ging ich zur Badewanne und drehte dort ebenfalls den Hahn auf. Das Rauschen des Wassers machte den kleinen Ort noch ungemütlicher, aber es sorgte auch für eine nette Geräuschkulisse.
»Gildamina«, flüsterte ich. Nichts geschah.
»Was machst du?«, fragte Nathanial.
Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihm, leise zu sein. Es hat schon einmal funktioniert. Es hatte sie zwar stinksauer gemacht, aber es hatte funktioniert.
Ich sagte ihren Namen erneut. Dann wiederholte ich ihn ein drittes Mal.
Magie knisterte in der Luft, und unvermittelt stand Gil in der Badewanne. Nur gut, dass sie immer Gummistiefel trug.
»Du hast besser etwas wirklich Wichtiges…«, setzte sie an.
Schnell legte ich ihr die Hände auf den Mund und erstickte ihre Worte. »Sprich leise«, wisperte ich, dabei sah ich mich um, als könne ich die unsichtbaren Ohren entdecken, die uns vielleicht belauschten.
Gils Augen weiteten sich, und Wut ließ ihre Wangen glühen. »Ich sagte dir doch, du sollst mich nicht mit meinem Namen anrufen!«
Ich krümmte mich ein wenig. »Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, okay? Ich hatte keine andere Wahl.
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