Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
Vom Netzwerk:
nächsten Moment war er an ihrer Seite, und seine Hände lagen auf ihren Schultern.
    Sie hatte die Augen weit aufgerissen und starrte einen Baum gleich neben sich an. Ihre Atmung ging stoßweise.
    »Sieh mich an, Bettina. Sieh mich an!« Er schmiegte seine Hände an ihre bleichen Wangen und drehte ihr Gesicht zu sich. »Atme. Einatmen, ausatmen.«
    Sie schloss die Augen und packte seine Schultern. Ihre Nägel gruben sich in seine Muskulatur. »Ich soll also Ratschläge über das Atmen annehmen … von jemandem, der seine Lungen … seit Jahrhunderten nicht benutzt hat?«
    »Nichts kann dir je etwas anhaben, solange du bei mir bist«, sagte er in tröstendem Tonfall. Er legte seine Hände auf ihren Rücken. Sie kam ihm schrecklich zart vor, wie sie so heftig nach Luft schnappte, ihre Schulterblätter so zerbrechlich unter seinen schwieligen Handflächen.
Meine grazile kleine Braut.
Seine Hände fühlten sich auf ihr viel zu groß und zu rau an, aber als er ihr den Rücken rieb, schien es sie zu beruhigen.
    »Ich … ich möchte in meinen Turm zurück.« Schließlich öffnete sie die Augen.
    Er blickte auf sie hinab, musterte ihre Miene.
Sie versucht, sich unter Kontrolle zu bringen.
Er hätte sie in Nebel einhüllen können, glaubte aber nicht, dass das nötig war. Sie schien ihre Panik zum größten Teil selbst bekämpfen zu können. »Ich glaube nicht, dass es das ist, was du wirklich von mir willst.«
    »Warum in aller Welt nicht?« Ihre Stimme war schrill, während ihre Atmung sich bereits wieder beruhigt hatte.
    »Du hast es unter Kontrolle. Du besiegst es.«
    »Ich kann es besiegen – in meinen Gemächern!«
    »Diese Vrekener haben dir weit mehr gestohlen als deine Fähigkeit. Sie haben dir die Freude an diesem Ort gestohlen. Aber in dieser Nacht kannst du sie dir zurückerobern.«
    Ihr Herz begann sofort wieder zu rasen. »Soll das ein Test sein? Eine Art Katharsis? Du willst mir über meine Ängste hinweghelfen? Nein, danke! Ich muss das jetzt nicht tun. Eines Tages bekomme ich meine Fähigkeit zurück, und dann werde ich geheilt sein.«
    »Du bist mehr als deine Fähigkeit.«
    »Das sagt ausgerechnet der Mann, der über so unglaublich viel Macht verfügt!« Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Hör mal, ich weiß es durchaus zu schätzen, was du zu tun versuchst. Ich will ja auch nicht so sein. Feiglinge wollen keine Feiglinge sein. Aber ich wollte auch nie der Typ Frau sein, der einen Mann braucht, um stark zu sein.«
    »Überaus passend. Weil ich nämlich nie der Typ Vampir sein wollte, der an nichts anderes als an seine Braut denken kann. Jedenfalls brauchst du mich nicht, um stark zu sein. Du brauchst mich nur für diesen allerersten Schritt – und der geht da lang.« Er zeigte auf die drei Stufen, die vom Pavillon hinab auf die Lichtung führten.
    »Was bringt dich eigentlich auf die Idee, ich wäre dazu fähig? Warum hast du so viel Vertrauen in mich?«
    »Warum hast du so wenig davon in dich selbst?«, fragte er zurück. »Bettina, du lehrst mich, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Das Mindeste, was ich tun kann, ist, dich zu lehren, dich selbst zu sehen. Ich bin tief in deinen Verstand eingetaucht. In deinem Innersten weißt du, dass du bemerkenswert intelligent bist. Du hast bereits in Erwägung gezogen, dass deine Begabung einzigartig ist, und du vermutest, dass ich dich für die bezauberndste Kreatur halte, die je existiert hat. Das bist du. Das ist sie. Das tue ich.« Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr Trehan fort: »In dir liegt wahre Größe. Ob du deine magische Fähigkeit nun wiedererlangst oder nicht – du kannst neue Macht aus dir selbst schöpfen!«
    Die Worte des Vampirs waren wie eine Glocke, die in ihrem Gehirn bimmelte und sie an Morganas kryptische Worte erinnerte: »Das Beste daran, Macht zu besitzen, ist der bloße Besitz der Macht. Nutze Letzteres weise, und du wirst dich des Erstgenannten niemals bedienen müssen.«
    Bettina hatte angenommen, ihre Patin wollte ihr damit sagen: »Durch Schein zum Sein.« Oder: »Wahrnehmung ist Realität.«
    Mit einem Schlag wurde ihr jetzt bewusst, was sie tatsächlich gemeint hatte:
Die
Macht ist da, wo man sie findet, wo man sie ergreift, und es kommt darauf an, wie man mit ihr umgeht.
    Endlich begriff Bettina. Es war wie Dakiano gesagt hatte: Die Vrekener hatten sie ihres Rückzugsortes beraubt, aber sie konnte ihn sich jetzt zurückerobern.
    Sie mochte nicht imstande sein, sich ihre Fähigkeit zurückzuholen, aber sie verfügte dennoch über

Weitere Kostenlose Bücher