Braut der Schatten
immer mir vorziehen.
Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein wildes Gebrüll aus, die Fäuste geballt, dass seine Arm- und Brustmuskeln hervortraten. Als der Ton in seiner Kehle erstarb, blickte er Bettina an, ihr bleiches Gesicht.
So sehr willst du Caspion? Ich werde dir seinen verdammten Kopf zum Geschenk machen!
Mit einem blutroten Schleier vor den Augen wandte er sich wieder seinem Opfer zu.
Töte.
Zum ersten Mal in seiner langen, ermüdenden Existenz überließ er sich vollkommen seiner rasenden Wut.
43
Dakiano hatte sich in eine besessene Kreatur verwandelt, die mehr Wut in sich trug als selbst ein Lykae – und weitaus weniger Vernunft.
Er hat gesagt, er würde Cas mit bloßen Händen zerreißen.
Schon jetzt hatte der Vampir Cas den rechten Arm zerschmettert und traktierte den Kopf des Dämons nun mit vernichtenden Faustschlägen. Cas’ Gesicht war nicht mehr zu erkennen, sein linkes Auge nur noch eine angeschwollene Masse. Aus seinem Mund strömte Blut.
In dem verzweifelten Versuch, sein Schwert wiederzuerlangen, warf sich Cas in eine schwerfällige Translokation. Dakiano hatte diesen Schritt vorausgesehen und beförderte seinen Gegner durch einen Schlag mit dem Handrücken quer durch den Ring.
Cas flog eine gefühlte Ewigkeit, ehe er mit solcher Wucht im Schlamm landete, dass eine ganze Welle hochspritzte und sich über die erste Reihe der Zuschauer ergoss.
Der Vampir folgte ihm sofort, packte ihn beim Horn und zerrte ihn auf die Knie, um ihn noch brutaler zusammenzuschlagen.
»Oh du liebe Güte«, murmelte Bettina. »Das passiert jetzt nicht wirklich.« Sie hatte gedacht, Cas würde sich erholen oder Dakiano wieder zur Vernunft kommen. »Bitte halt sie auf, Morgana!«
Ihre Patin ignorierte sie und beugte sich vor, völlig fasziniert von dem Kampf.
»Raum!«, rief Bettina flehentlich.
»Was sagen die Regeln hierzu, mein Mädchen?«, sagte er. »Du hast um Gnade gebeten – was können wir sonst noch tun?«
»Ich weiß nicht!«
Während Cas sich abmühte, von Dakiano loszukommen, und sich mit nutzlosen Hieben wehrte, entblößte der Vampir seine Fänge, die sich leuchtend weiß gegen sein blutiges Gesicht abhoben. Das eiskalte Lächeln eines Raubtiers.
Er hat die Grenzen seiner Geduld erreicht.
Offensichtlich hatte Bettina es vermasselt. Sie wollte ihm das Leben retten und hätte nie gedacht, dass er eine solch massive Giftdosis so schnell verkraften könnte.
Als sie um Gnade gefleht hatte, hatte sich Dakianos Miene fassungsloser Erkenntnis in eine aus purem Hass verwandelt. Diese Wildheit in seinen onyxfarbenen Augen … Er musste glauben, dass sie ihn um seinen Sieg betrügen wollte – zugunsten des Dämons. Dabei hatte sie Dakiano doch nur beschützen wollen. Und jetzt würde Cas für ihren Fehler bezahlen müssen, wenn sie nicht eingriff.
»In meinem langen Leben habe ich nur selten gesehen, dass ein Wesen ein Turnier dermaßen dominiert«, sagte Raum zu Morgana. »Es erinnert an die Kämpfe der Legenden, findest du nicht auch?«
»In der Tat. Lachlain, Demestriu, Furie, der Erzfeind.«
Sie waren sich einig und unterhielten sich im Plauderton? Was ging hier vor? Warum war sie die Einzige, die jeden Moment durchdrehen würde?
Dakiano hob Cas hoch und warf ihn wie ein Wurfgeschoss gegen den Käfig. Als Cas auf die Gitterstäbe prallte, bohrte sich eine der Spitzen in seine Schädelbasis und brach einfach ab.
Bettina stieß ein Schluchzen aus, als Cas aufstöhnte und blindlings um sich schlug. Hatte der Stachel seinen Sehnerv getroffen? Dennoch versuchte er nach wie vor, sich zu verteidigen.
Dakiano packte ihn bei den verfilzten Haaren, und die Faust des Vampirs zerschmetterte Cas’ Gesicht mit einer weiteren Serie vernichtender Hiebe. Wieder und immer wieder schlug er zu, während Bettina jammerte: »Nein, nein, nein!«
Dann kam der finale Treffer. Sie hörte das Knacken von Knochen. Schlamm spritzte auf Caspions Körper, als er auf den Rücken fiel. Schlaff und leblos.
Der Dämon lag ausgestreckt im Matsch, zerschmettert, gebrochen, rührte sich nicht mehr, während der Vampir hoch über ihm aufragte und sein Schwert zog. Sie würde den Ring niemals rechtzeitig erreichen …
»Du stehst kurz davor, beide zu verlieren«, sagte Morgana. »Einer tot – und dem anderen wirst du niemals vergeben können.« An Raum gewandt schlug sie vor: »Schicke die Wachen hinein, Dämon. Vielleicht können sie den Vampir lange genug beschäftigen, um Caspions Körper
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