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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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länger bei mir bleibst.«
    »Und du? Was wirst du tun?« Stella klang gefasst, beinahe kühl.
    »Weiterforschen, bis ich endlich Antworten gefunden habe – was sonst? Schließlich warten zwei weitere Einsiedeleien auf mich. Und mit Bruder Stefano bin ich auch noch nicht fertig.«
    »Du willst noch einmal zu ihm zurück?«
    »Ich muss.«
    »Und wenn er dich aus lauter Wut den Berg hinunterwirft? «
    »Das wird er nicht. Stefano ist bereit, endlich auszupacken, das spüre ich ganz genau. Sobald sein Ärger verflogen ist, wird er sprechen.«
    » Benissimo ! Denn dann wirst du ja garantiert jedes einzelne Wort verstehen …«

    Er packte ihren Arm so fest, dass sie erschrocken aufschrie.
    »Ich mag es nicht, wenn du so redest«, sagte Leo, »so zynisch, so bitter! Das haben wir beide nicht verdient, Stella! Wenn ich einen anderen Weg wüsste, glaub mir, ich würde ihn gehen. Mach es uns also nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist!«
    Stella verstummte abermals und hielt ihr Schweigen durch, bis sie die Stadt erreicht hatten. Es war Markttag, und die Gassen brodelten vor Menschen. Es würde also nicht leicht sein, eine Herberge zu finden. Die erste Frau, die Leo fragen wollte, verzog schnippisch den Mund und ging einfach weiter. Eine andere schien vor seiner Kutte regelrecht zu fliehen. Ein buckliger Küfer aber, der zusammen mit seinem Lehrling ein Fass auf einer Kehre transportierte, erwies sich als freundlicher und unterstrich seine Auskunft mit beredten Gesten.
    Dank seiner Hilfe gelangten Leo und Stella zu einer zweistöckigen Herberge, die zumindest von außen sauber wirkte.
    Stella kletterte vom Pferd, ohne Leos Hilfe anzunehmen.
    »Ich komme wieder, sobald ich etwas in Erfahrung gebracht habe«, sagte Leo. »Bestimmt lassen sich hier seriöse Kaufleute auftreiben, die in Richtung Assisi aufbrechen. Du sollst die allerbeste Begleitung bekommen, das verspreche ich dir.«
    Sie wandte den Kopf ab, ließ ihn einfach stehen und ging wortlos in die Herberge.
    Doch was Leo sich vorgenommen hatte, stellte sich als ausgesprochen schwierig heraus. Wieder waren ihm die mangelnden Sprachkenntnisse im Weg, und als er sich schließlich die passenden Sätze einigermaßen zurechtgelegt
hatte und verstanden wurde, stieß er überall, wo er nachfragte, auf Ablehnung.
    Ein Minderbruder, der Begleitung für eine junge Frau suchte, erschien den wenigen reisenden Kaufleuten, die er auftreiben konnte, äußerst seltsam, und nach großem Profit roch die Sache auch nicht. Es nützte nichts, dass Leo seinen Beutel zückte und in einem Fall das Silber sogar auf den Tisch zählte – keiner war bereit, Stella mitzunehmen.
    Schließlich war er vom vergeblichen Fragen und Suchen so erschöpft und hungrig geworden, dass er sich in einer kleinen Taverne Suppe und einen Becher Wein bringen ließ. Die Linsen waren gut gewürzt, das ungesalzene Brot, an das er sich inzwischen so sehr gewöhnt hatte, dass er es sicherlich zu Hause in Ulm vermissen würde, war knusprig, und er fühlte sich bald satt und gestärkt.
    Sollte er nicht doch zu Pino und Antonella reiten, wo er schon einmal Begleitung für Stella gefunden hatte? Was kümmerte ihn eigentlich das dumme Geschwätz der Leute!
    Leo hatte gerade bezahlt, als ein junger Mann in die Taverne gestürzt kam, totenbleich, den Mund zu einer Grimasse des Schreckens verzogen.
    »Hanno ucciso padre Stefano!« , schrie er. »Il padre di Greccio è morto!«
    Stefano war tot, offenbar ermordet, kaum dass sie das Kloster verlassen hatten. Es war, als griffe eine eisige Hand nach Leos Herz.
    Jetzt auch noch Bruder Stefano – das roch beim besten Willen nicht mehr nach Zufall.
    Der allgemeine Tumult, den diese Botschaft auslöste, half Leo, sich unauffällig davonzumachen. Dank Fidelis war er schon nach Kurzem vor Stellas Herberge angelangt. Er stieg ab, stürmte hinein.

    Ganz verloren saß Stella in der Gaststube an einem leeren Tisch, die Augen verweint.
    »Lass mich in Ruhe!«, rief sie. »Ich will nichts von deinen Kaufleuten wissen, wer immer sie auch sein mögen!«
    »Wir müssen sofort zurück nach Greccio«, sagte Leo. »Fra Stefano lebt nicht mehr.«
    »Er ist tot?«
    Leo nickte. »Komm, beeil dich! Wenn wir etwas finden wollen, müssen wir noch vor den anderen dort sein.«

    Beiden stockte der Atem, als Fidelis die letzte Kehre hinauf nach Greccio bezwungen hatte. Auf dem Platz vor dem Kloster hing ein Toter kopfunter an einem x-förmigen Holzkreuz.
    »Padre Stefano«, murmelte Stella

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