Braut wider Willen
stocherte, bis die Flammen knisternd aufloderten. Er warf noch ein Scheit aufs Feuer, dann richtete er sich auf und ging zur Tür.
»Seid Ihr für länger gekommen?« Phoebes leuchtende blaue Augen sahen ihm sehnsüchtig nach, als er zur Tür ging. Er trug wieder Schwarz, das nur von einem weißen Hemdkragen und dem Smaragd an seinem Finger aufgehellt wurde.
»Nein, abends treffe ich mich mit Cromwell. Da Woodstock auf dem Weg liegt, wollte ich sehen, wie es dir geht.«
»Und anschließend kehrt Ihr wieder zur Belagerung zurück?«
Cato drehte sich um und blickte sie an. Lag ihr so viel daran, ihn gehen zu sehen? Ihr Blick verriet trotz ihrer Blässe und den Schatten unter den Augen große Eindringlichkeit. Er hatte ein paar Tage mit ihr verbringen wollen, doch war dies in ihrem gegenwärtigen Zustand wenig sinnvoll. »Ja«, sagte er. »Ich kehre für eine Woche dorthin zurück.« Er öffnete die Tür. »Ich werde Mistress Bisset zu dir schicken.«
Phoebe sah die geschlossene Tür mit glanzlosen Augen an. Sie würde ihn also eine ganze Woche nicht sehen. Sie zog die Decke unter dem Ansturm neuer Schmerzen hoch, als sich nieder ein Krampf ankündigte.
Die Schmerzen waren wirklich schlimmer als sonst. Sie fragte sich, ob die mit Kräutern getränkten Schwämmchen daran schuld waren, die Meg ihr zur Verhütung einer Schwangerschaft gegeben hatte. Phoebe hatte sie gewissenhaft angewendet, wenn sie abends zu Bett ging, ehe Cato heraufkam. Und wenn sie sicher sein konnte, dass er schlief, war sie aufgestanden und hatte sich von allen Resten ihrer Vereinigung gesäubert. Diesen Monat hat es jedenfalls gewirkt, dachte sie, erneut aufstöhnend.
Ob Cato enttäuscht gewesen war? Seine Miene hatte wie so oft nichts verraten. Seine dunkelbraunen Augen waren verschlossen, seine Züge glatt und gleichmütig. Wütend hatte sie ihn selten erlebt, obschon er gelegentlich zu unangenehmem Sarkasmus neigte.
Wieder wurde die Tür geöffnet, und Olivia trat mit einem Tablett ein, auf dem eine zugedeckte Schüssel stand.
»Mein Vater ist eben wieder fort, doch sagte er, dass du unwohl seist«, sagte sie besorgt. »Ich wunderte mich schon, wo du wärest, als du dich beim Frühstück nicht z-zeigtest, aber ich dachte, du seist vielleicht ins Dorf gegangen, um einer der Frauen zu helfen.«
Sie stellte das Tablett auf das Nachttischchen. »Er sagte nicht, was du hast. Sind es deine Tage?« Noch einen Monat zuvor hatten sie einen Raum geteilt und waren mit dem Zyklus der anderen so vertraut gewesen wie mit dem eigenen.
Phoebe nickte. »Eben fing ich an, mir Leid zu tun«, sagte sie. »Ich hätte keine angenehme Gesellschaft abgegeben, wenn du gekommen wärest.«
Olivia hatte ihre Zweifel. Phoebe lag so matt in dem großen Bett, von Lord Granvilles unsichtbarer Präsenz irgendwie vereinnahmt, da dem Raum nicht anzusehen war, dass Phoebe ihn bewohnte. Man sah keine kleinen Spuren weiblicher Anwesenheit, nicht einmal Haarbürsten oder achtlos hingeworfene Kleidungsstücke, keine Blumen, keine Bänder und auch keine Tiegel mit Salben, Ölen und Parfüms.
»Komisch«, bemerkte sie, »zu Lebzeiten Dianas schien dieses Gemach mehr ihr als meinem Vater zu gehören. Und nun merkt man gar nicht, dass d-du es bewohnst.« Sie hob das Tuch von der Schüssel und reichte diese Phoebe.
»Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es mir gehört«, gab Phoebe offen zurück und atmete den vollen, tröstlichen Duft der Würzmilch ein. »Ich fühle mich eigentlich überhaupt nicht als Ehefrau.«
»Weckt mein Vater nicht das Gefühl in dir, eine zu sein?«, fragte Olivia behutsam. »Er ist meist sehr beschäftigt. Aber ist es nicht b-besser so? Du kannst dein eigenes Leben einfach weiterführen. So wie du es immer wolltest.«
»Ja, natürlich ist es das, was ich will«, sagte Phoebe hastig. »Es ist ja nur die übliche Depression, die mich belastet.« Sie trank einen tiefen Schluck von der heißen, mit Wein versprudelten Milch und lächelte beruhigend. »Ich fühle mich schon viel besser.«
Olivia war nicht ganz überzeugt, wollte es aber sein, deshalb setzte sie sich an den Fuß des Bettes und unterhielt Phoebe mit Küchenklatsch, während das heiße Getränk seine entspannende Wirkung tat und ihre verkrampften Muskeln sich lockerten.
Hufschlag und anhaltendes Hundegebell von der kiesbestreuten Auffahrt unter dem Fenster ließ Olivia aufspringen. »Wer kann das sein?«
Sie ging ans Fenster und stieß einen Freudenschrei aus. »Es ist
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