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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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spärlich beleuchteter Nachtclub entstanden. Sie saßen auf dem Gang und spielten Karten, das gedämpfte Lachen und die Rauchschwaden zogen durch die Kabine hindurch.
    Etwas bewegte sich in ihrem Bauch, ein ganz feines Kitzeln, kaum spürbar und doch unverkennbar, weil es anders war als alles, was sie bislang in ihrem Bauch gespürt hatte. Dann war es wieder vorbei. Hallo, sagte sie lautlos. Sie wartete andächtig, aber es wurde nichts erwidert. Es war ihre erste Bekanntschaft, und sie war froh, dass niemand dabei war. Hallo, du da. Sei mir nicht böse, dass ich dich bis jetzt ignoriert habe, es gab keinen wirklichen Grund dafür. Es ist gut möglich, dass ich dich sehr lieb haben werde, aber es war zu früh, verstehst du. Ich stand mit diesen blödsinnigen, kleinen Hemdchen in der Hand da, dabei warst du doch noch nicht mehr als mein Sündenfall, etwas, das in einem Höllentempo eine schreckliche Maschinerie in Bewegung gesetzt hat. Und die ganze Zeit über spürte ich die Augen meiner Mutter auf mir, und ich wusste nicht, was sie sehen wollte: Reue oder Rührung. Daher versuchte ich, das kleine Flanellhemdchen ordentlich in die Kiste zu packen, ohne es dabei anzusehen, so wie ich früher den Lebertran herunterschluckte, mit offenem Mund, um nichts zu schmecken. Das war es. Es war zu früh.
     
    Stunden später kniete jemand neben ihr nieder, ein großer Körper, der sich in den engen Raum zwischen Sitz und Rückenlehne zwängte. Sie wusste sofort, dass es Frank war. Sie war durch die Aufregung eingeschlafen, ein leichter, fieberartiger Schlaf, unterbrochen vom Schmerz, den sie bei jeder unwillkürlichen Bewegung ihrer Füße verspürte. Die Berührung seiner Hand auf ihrer Hüfte machte sie hellwach, aber sie stellte sich schlafend. Unbeweglich saß sie da und hoffte, dass er das Wummern ihres Herzens nicht merken würde.
    »Ada van Holland«, flüsterte er nah an ihrem Ohr, »hör mir jetzt gut zu.« Er roch nach Zigaretten und Alkohol. Seine Hand glitt sanft, aber ohne Hemmung über ihre Hüfte zu ihrem Po. Er unterstrich seine Worte mit dem Gleiten seiner Hand. Bei ihm wirkte das wie die normalste Sache der Welt. »Du kannst mit mir kommen.«
    Jede Faser ihres Körpers war alarmiert, doch sie hielt die Augen geschlossen und achtete darauf, dass ihr Atem tief und ruhig blieb.
    »Es ist deine Entscheidung, ich für meinen Teil möchte es sehr gerne. Ich werde für dich und das Kind sorgen.« Er setzte sich um, seine Hand verschwand für einen Augenblick. Dann wurde ihr Rock hochgehoben. Das war nun wirklich unmöglich. Er tat es tatsächlich. Die Hand landete auf ihren Hüften, unter ihrem Rock und suchte entschlossen und freundlich die Berührung mit ihrem nackten Fleisch, dem Stück Haut zwischen ihrem Höschen und dem Rand der feinen Kniestrümpfe.
    »Ich werde euch beide lieben. Wir werden noch mehr Kinder bekommen.« Einen kurzen Moment piekte seine Wange gegen die ihre. »Denk darüber nach. Bitte. Geh nicht von mir weg. Es ist möglich. Du musst es nur wollen.«
    Es folgte eine Stille. Sie fragte sich, ob er sie anschaute und was er sah.
    »Du hast nur ein Leben, Ada, wirf es nicht weg.« Seine Hand blieb liegen, und der Abdruck brannte sich in ihr Fleisch ein. Ab und zu verspürte sie einen leichten Druck, dann wieder eine kleine Platzveränderung, wie eine ruhige Untersuchung, ohne die geringste Eile, fast gedankenverloren. Hand auf der Unterseite der Pobacken, Fingerspitze am Rand des Höschens, Fingerspitze etwas unterhalb des Höschens. Die Spannung knisterte in ihrem Körper. Sie hatte Angst, dass sie anfangen würde zu schreien, und biss die Zähne aufeinander, denn sie wollte nicht, dass er aufhörte. Er atmete schwer.
    »Es ist vielleicht unsere einzige Chance«, murmelte er.
    Danach stand er auf und ging weg. Es dauerte eine Weile, bis sie es wagte, die Augen zu öffnen. Alles war klar und eigentlich so einfach. Sie musste nur ja sagen.
    Ein paar Stunden später gingen die Lichter an, draußen war es noch Nacht. Nach sechs Stunden Fliegen setzten sie zum Landeanflug auf Brisbane an, der letzte Stopp vor ihrem Endziel. Zu Adas Erstaunen durften sie aussteigen, weil sie sich nach dem Sturm so gut gehalten und nicht weiter beschwert hatten. Auf dieser Strecke hatten sie einen ordentlichen Vorsprung in ihrem Zeitplan erzielt. Die Viscount, die von Melbourne abgeflogen war, als sie gerade in Darwin landeten, würde wohl jetzt gerade in Christchurch ankommen, hatte aber dennoch mit Abstand deutlich

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