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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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Zeremonie … dort … auch noch eine Art von … Zeremonie. In der Kirche.«
    Er schüttelte den Kopf, als wollte er aus einem schlimmen Traum erwachen. Das Salz brannte ihr in den Augen. Sie blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Was soll er nur von mir denken?
    »Ferngetraut …«
    Sie nickte. Ja, mit dem Handschuh, lass uns gehen. Aber er umfasste ihre Oberarme und zog sie auf seine Schuhe zurück. »Warum ferngetraut?«
    Darauf fiel ihr sogar noch eine Antwort ein. »Er war schon weg«, sagte sie unglücklich, »und ich bin minderjährig. Anders hätte ich nicht zu ihm kommen dürfen. Zu Derk«, fügte sie hinzu, als könnte es darüber irgendwelche Missverständnisse geben.
    Sie nickte matt in die Richtung des aufgeregten Stewards, komm. Doch er zog sie näher zu sich heran und bohrte in ihren Augen weiter nach einer Antwort. »Liebst du ihn?«
    Die Liebe kommt, hatte ihre Mutter gesagt. Sie muss wachsen.
    »Dieser Kuss eben, was bedeutete der?«
    Er wurde wahnsinnig von ihrem stumpfsinnigen Schweigen, er schüttelte sie sanft.
    »Liebst du ihn?«
    Derk schmeckte wie eine Briefmarke, ihr Mund war mit seinem Speichel vollgelaufen, so viel, dass sie ihn herunterschlucken musste. Seine Zunge war panisch in dem Speichel herumgeschwommen. Viel beten, die Kirche und Kinder, das würde ihr vollkommen ausreichen. »Ich kenne ihn nicht so gut«, sagte sie halb schluchzend. Jetzt kommt es.
    »Warum hast du dann nicht gewartet?«
    Sie starrte ihn an. Lass mich noch einen Moment in der Kühle meines Mädchenzimmers verweilen.
    »Konntest du nicht warten?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    Er blieb unbeweglich stehen, vertieft in sie, mit fast wissenschaftlicher Neugier. Die Menschenmenge in der Flughalle, die dort vor der glühenden Hitze Schutz gesucht hatte, folgte der Szene mit Interesse. Der Film ging schon zu lange, das war kein gutes Zeichen.
    »Warum nicht?«
    Die Sünde stand ihr auf die Stirn geschrieben, aber sie konnte die Worte nicht über die Lippen bringen. Hilf mir, signalisierte sie, mir bleibt die Sprache weg. Sie sah, wie seine Pupillen sich weiteten, als hätte man ihn ins Dunkel gestellt. »Du erwartest ein Kind.«
    Es gab keinen Grund, diese Worte so laut zu sagen. Sie setzte einen Schritt zurück, von seinen Schuhen herunter und auf den heißen Boden. Sie hüpfte stumpfsinnig mit gebeugtem Kopf, sie stritt es nicht ab.
    »O ja …«, sagte er. »O ja …« Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper herab.
    Der Steward hatte den Kapitän zu Rate gezogen. Sie könnten nicht länger warten, jemand musste eingreifen. Er schritt so beherrscht wie möglich – es ging um die Ehre des Landes, alle Augen auf uns gerichtet – die Treppe herunter und ging mit schnellen Schritten auf die Deserteure zu.
    »Komm«, sagte Frank, »wir müssen.«
    Sie liefen zu der Maschine, mit etwas Abstand voneinander, schweigend. Ada machte ihre närrischen Hüpfschritte und spürte Wut in sich aufsteigen. So einfach war das nicht. Er sollte mal nicht denken. Sie war kein, kein.
    »Er kommt aus Oude Tonge!«
    Es kam keine Reaktion.
    »Er hat niemanden mehr! Sie sind alle ertrunken!«
    »Komm«, sagte er wieder, und das machte sie rasend vor Wut. Sie zog ihn kräftig am Ärmel. Er hielt an und drehte sich zu ihr um. Sie sah dunklen Schmerz in seinen Augen aufblitzen. Lass mich, las sie, aber sie konnte es nicht lassen. Die Wut sprühte direkt in seine Richtung. »Er hat mir den Platz gezeigt, wo sein Haus gestanden hat, und dann fing er an zu weinen. Ich bin zu Tode erschrocken! Ich wusste nicht, was ich tun sollte!« Halt mich fest, die Flammen lecken an meinen Füßen. »Was sollte ich tun?« Er nickte. »Trösten.«
    Mit gebeugten Köpfen liefen sie schnell weiter, zwei verlorene Schafe auf dem Weg zurück zur Arche, der Steward verlangsamte diskret seinen Schritt, drehte sich auf dem Absatz um und rannte zur Treppe. Er winkte der Stewardess – alles wird gut, richte das dem Cockpit aus, wir können starten.
    Asche kam aus Adas Mund. Worte voll Asche.
    »Es ist passiert. Es hätte nicht passieren dürfen, aber es ist passiert. Hinter dem Deich. Ich werde bestraft werden, ich selbst und meine Kinder.«
    Er hielt an, sah sie erschrocken an.
    »Warum denkst du das?«
    »Es ist eine große Sünde. Es ist sehr schlimm.«
    Mit beiden Händen hielt er ihren Kopf fest. »Es ist etwas sehr Schönes«, sagte er leise, »sehr Liebes.« Dann ließ er sie los.
    Das Metall der Treppe war glühend heiß. Schnell liefen sie nach

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