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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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Köpfen, Schultern und Rücken hindurch. »Die presbyterianische ist nicht das Wahre«, sagte Derk, »keine Begeisterung, und sie singen auf Englisch.« Sie nickte so verstehend wie möglich. Dann folgte eine verlegene Stille zwischen Mann und Frau. Er schaute sie verstohlen von der Seite an, und sie sah, dass sie ihm gefiel. Ich bin seine Frau, er hat an mich gedacht, wenn er im Dunklen lag. Er erwartet alles, was man nach einer Heirat erwarten darf. Sie küssten sich auf den Mund. Der laue Geruch von Briefmarken. Er nahm ihre Hand, die seine war kalt und feucht. Aber er schien aufrichtig froh zu sein, sie zu sehen.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    »War es schön?«
    »O ja!«
    Unbeholfen und gesucht höflich nahm er ihr den Koffer ab. »Wenn wir ohne Zwischenstopp durchfahren, kann der Gottesdienst rechtzeitig beginnen. Kommst du?«
    Nein, wollte sie rufen, wir fahren noch lange nicht. Es kommen noch Reden vom Botschafter und von irgendeinem Minister, wir haben den Hauptpreis gewonnen, verstehst du, unser Kapitän bekommt einen Scheck über hunderttausend Pfund überreicht, das alles wird einem wohltätigen Zweck gespendet, ist das nicht toll? Und danach steigen wir alle zusammen in den Bus. Ja, dort steht ein Bus für uns bereit. Wir haben schließlich fünfzig Stunden miteinander verbracht, in denen wir zusammen Stürme überstanden haben. Ich muss mich auf jeden Fall von jedem einzeln verabschieden, ich kann nicht so einfach wegfahren. Außerdem gehe ich ohnehin mit Frank, weil ich ihn liebe, weil mein Körper unter seinen Händen zerspringt, weil meine Seele sich bei seinen Worten schüttelt wie ein junger Hund nach dem Bad – erquickt, fast so, als bräuchte ich mich für nichts zu schämen. Das ist doch schließlich das Ziel, dass wir alle glücklichere Menschen werden, oder etwa nicht? Also dann, leb wohl.
    Aber sie sagte kein Wort, denn sie war bereits Teil einer kleinen Gemeinde geworden, und folgte den zwei Männern zum Ausgang. Während Derk ihr begeistert erklärte, dass er spottbillig einen Truck hatte erstehen können, sah sie sich um und suchte Frank. Auch Marjorie und Esther wollte sie finden, die drei Gesichter, bei denen eine bessere Zukunft möglich schien. Doch in dieser ganzen fröhlichen Menge konnte sie niemanden entdecken.
    »Das machen sie aus einem stinknormalen Personenauto, weißt du auch wie? Sie sägen die Rückseite ab und setzen eine Transportkiste drauf, fertig.« Er zog sie durch die Enge, sie stieß mit Leuten zusammen und stolperte, spürte dabei einen stechenden Schmerz in den Füßen. »Sie sind hier ganz groß darin, Dinge selbst zu machen.«
    Der Pastor hielt ihnen die Tür auf.
    Sie wollte alles sagen, alles loswerden, solange es noch ging, aber aus ihrer Kehle kam nichts als Gewinsel, kleine Laute, die aussichtslos in dem Gelächter und der herzlichen Willkommensfreude in der Halle verflogen.
     
    Er war stolz auf seinen Truck, seine Augen leuchteten, als er ihr den uralten Ford zeigte, auf dem tatsächlich provisorisch eine hölzerne Transportkiste montiert war. Er half ihr beim Hineinklettern und entschuldigte sich bestimmt vier, fünf Mal, alles war planmäßig verlaufen, doch dann wollte der Pastor mit ihnen kommen, auf einen Besuch in Christchurch. Der Pastor konnte nicht Auto fahren, und sie konnten den Pastor natürlich nicht in die Transportkiste setzen. Sie winkte seine Entschuldigungen ab, denn das verstand sich ja wohl von selbst. Folgsam setzte sie sich, fröstelnd und gähnend, in die Transportkiste. Er zeigte besorgt auf einen Stapel Decken und legte ihr nahe, doch ein wenig zu schlafen.
    Wie lange fahren wir denn, wollte sie auf einmal beunruhigt wissen.
    Fünf bis sechs Stunden, wenn sie keine Panne hatten und wenn das Wetter auf dem Arthur’s Pass mitspielte, wovon man nicht immer ausgehen konnte, denn dort konnte es regelrecht spuken. Sie drapierte eine Decke wie einen Indianermantel um sich herum. Er klopfte ihr ungelenk aufs Bein, zögerte noch einen Moment und zeigte dann auf ihren Bauch. Mit leiser Stimme fragte er, wie es sich anfühlte. Wir werden zusammen ein Kind haben, dachte sie und nickte beruhigend, alles wird gut. Erleichtert kletterte er in die kleine Kabine hinter dem Steuer, neben den grauen Mann, der dort bereits auf ihn wartete. Als er losfuhr, kippte sie zum ersten Mal um.
    Sie manövrierte sich selbst in eine Ecke, mit dem Rücken ans Führerhaus gelehnt. Ada versuchte ihr Gleichgewicht zu halten, während der Truck rumpelnd durch

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