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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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Absperrzäunen, zogen angsteinflößende Grimassen und streckten ihre Zungen weit heraus.
    Einige Mädchen wurden etwas albern. »Das sind sie also«, bemerkte Marjorie, »man hat ja schon davon gehört, aber dass sie
so
aussehen …« Ada schaute auf die braunen Schenkel der Männer, die bei jeder Kniebeuge unter ihren Rockzipfeln zum Vorschein kamen, auf ihre nackten Oberkörper, über denen lose ein weißer Umhang hing. Es ist ein tapferes, streitlustiges und intelligentes Volk, hatte sie in
Eine Beschreibung von Land und Volk
gelesen. Die Regierung hat vor, ihre angeborene handwerkliche Geschicklichkeit in den Dienst der neuseeländischen Gemeinschaft zu stellen. Ich muss gut aufpassen, dachte sie, hier fängt mein neues Leben an. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Es war, als würde sie gar nicht dort stehen, wo sie war. Der Gesang und das Kreischen der Maori mischte sich mit Fetzen der Nationalhymne und dem Gejohle in ihrem Kopf zu einem undefinierbaren Brei. Eigentlich drang nur zu ihr durch, dass Franks Arm beschützend um sie lag und dass sie entscheiden konnte, ob er dort bleiben sollte.
     
    In der Mitte der Menschenmenge war ein Weg freigehalten, der an beiden Seiten von Gittern abgetrennt wurde. Er führte zu einem einfachen Gebäude mit einem gebogenen Dach, dem Flughafen von Christchurch. Der Kapitän rieb seine Nase gegen die Nase des Anführers der Maori, der Botschafter hieß die Sieger willkommen, und dann wurde endlich das erlösende Zeichen gegeben. Als Erstes machte Marjorie sich los, sie stieß einen Schrei aus und rannte nach vorne. Bei Ada konnte von Rennen nicht die Rede sein, denn inzwischen war es, als steckten ihr Rasierklingen in den Schuhen. Ich komme mir vor wie die kleine Meerjungfrau, jeder Schritt tut mir weh. Sie kam als Letzte an der Gasse an. Durch ein Spalier von ausgestreckten Armen hindurch und von aufmunternden Zurufen begleitet, musste sie sich, genau wie die anderen Mädchen, ansehen lassen, darauf hatten die Zuschauer ein Recht. In gut verständlichem Niederländisch wurde ihr zugerufen, dass sie eine Schönheit aus dem Vaterland sei, die hübscheste Braut des gesamten Flugzeugs. Den Frauen wurde alles Mögliche zugerufen. Esther ließ sich irgendwo weiter vorne ungeniert betrachten. Ada versuchte so selbstverständlich wie möglich zu gehen und nicht zu stolpern. Man konnte den Blicken nicht ausweichen.
    »He, Blondie, bist du schon verheiratet, oder habe ich noch eine Chance?« Gejohle und Gelächter. Frank drehte sich um, kam auf sie zu und legte demonstrativ seinen Arm um ihre Schultern. »Diese ist verheiratet.« »Glückspilz!« Ein anderer rief: »Lass sie bloß nicht alleine laufen!«
    Er hielt seinen Arm um sie herumgelegt, wodurch die Kommentare deutlich verhaltener wurden. »Arme Adafüße«, sagte er, »wenn du mit mir kommst, werde ich sie mit Balsam reinigen, mit kühlen Tüchern umwickeln und süße Lieder für sie singen. Obwohl«, überlegte er, »Letzteres könnte den Schmerz möglicherweise noch verschlimmern.« Als sie bei der Tür angelangt waren, an der sie alle warten mussten, bis sie offiziell hereingelassen wurden, machte sie sich von ihm los. »Das sieht aus wie eine Baracke«, bemerkte Marjorie, »was für ein armseliger Schuppen, und so was bezeichnen sie als Flughafen.«
     
    In dem kleinen Gebäude herrschte ein fröhlich gackernder Betrieb. Einer nach dem anderen unterwarf sich geduldig einer kurzen Formalität beim Zoll. Sie mussten ihren Pass und ihr Gesundheitszeugnis vorzeigen und den obligatorischen Importbetrag von zehn Pfund bezahlen. Umgehend registrierte ein Zollbeamter an einer Schreibmaschine ihre Daten: Geburtsdatum, blond oder dunkelhaarig, Augenfarbe, Statur, ihre vorläufige Adresse. Danach mussten sie das Formular unterschreiben. Oben stand in großen Buchstaben:
Certificate of Registration of Alien
, mit einer Nummer in der rechten oberen Ecke. Tragen Sie es immer bei sich, warnte der Beamte, es enthält all Ihre persönlichen Daten, jede Adressänderung muss gemeldet und auf der Rückseite dieses Zertifikats vermerkt werden. Willkommen in Neuseeland.
    Sie hatte kein Wort davon verstanden. Mit wachsender Panik – ein schrilles Pfeifen in den Ohren – starrte sie den Beamten an, wie er mit Händen und Füßen versuchte zu erklären, was er genau wollte, und schlussendlich dann selbst ihren Pass nahm und die Angaben zu den äußeren Merkmalen ausfüllte. Weiter vorn verteilte die Auswanderungsbehörde Briefe mit Stellen

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