Bravo, liebes Hausgespenst!
Versehen dagegengestoßen“, stotterte Monika.
Der Doktor maß mit den Augen den Unterschied zwischen Monikas Größe und der Höhe der Lampe. „Wie hast du denn das angestellt?“
„Weiß ich selber nicht.“ Um ihn abzulenken, fügte sie hastig hinzu: „Wie lange muß Mutti wohl liegen?“
„Das kommt darauf an. Erst muß ich jetzt mal die Lungen a uskultieren.“
„Was heißt denn das?“
„Abhorchen!“ Dr. Pützing nahm sein Stethoskop aus der Tasche, steckte die Stöpsel in beide Ohren und schob Frau Schmidts Pullover hoch.
Als er das kalte Metallstück auf ihre Brust legte, wurde sie wieder wach. „Was ist mit mir los?“ fragte sie und blickte zur Decke. „Mir ist ganz schwindelig... alles bebt.“
„Das kommt nur, weil die Lampe wackelt“, erklärte Dr. Pützing. „Ihre Tochter hat versehentlich dagegen gestoßen.“
Trotz ihres Fiebers begriff Frau Schmidt, was im Gange war, aber sie war zu schwach, um sich zu beherrschen. „Amadeus!“ stieß sie hervor und schloß die Augen wieder.
Dr. Pützing sah Monika verblüfft an. „Warum nennt sie mich Amadeus?“
„Sie muß Sie verwechselt haben.“ Trotz des Ernstes der Situation mußte Monika sich ein Lächeln verkneifen.
„Das scheint mir auch so!“
„Tatsächlich“, sagte Monika mit erhobener Stimme, „kennt meine Mutti einen gewissen Amadeus, und ich kenne ihn auch. Er hat aber gar keine Ähnlichkeit mit Ihnen und überhaupt, er hat so schlechte Manieren, daß wir ihm wohl bald die Freundschaft kündigen müssen!“
Bums! stand die Lampe still.
„Warum schreist du denn so?“ fragte der Doktor.
„Weil ich so aufgeregt bin.“
„Bisher warst du doch noch ganz gefaßt.“
„Bisher habe ich mich auch gewaltig zusammengenommen.“ Dr. Pützing drehte Frau Schmidt auf den Bauch und auskultierte sie durch den Rücken. Als er sich aufrichtete, war sein Gesicht sehr ernst. „Wie ich befürchtet hatte... deine Mutter muß ins Krankenhaus.“
„Oje!“
„Sie hat sich eine Lungenentzündung zugezogen. Außerdem halte ich es für besser, daß sie von Kopf bis Fuß geröntgt wird. Vielleicht hat sie sich ja noch andere Verletzungen zugezogen außer dem gebrochenen Bein. Wenn ich mich irgendwo waschen könnte...“
Monika führte ihn in das Bad, das ihr Vater und Peter zu benutzen pflegten, und holte rasch ein sauberes Handtuch heraus. Sie blieb bei ihm, während er sich die Hände wusch, denn sie hatte große Angst, daß Amadeus noch eine Dummheit anstellen könnte. Wenn das in ihrer Gegenwart geschehen würde, konnte sie hoffen, es auszubügeln.
Aber Amadeus tat keinen Mucks mehr.
Dr. Pützing rief ein Krankenhaus an und bat darum, einen Wagen nach Heidholzen zu schicken. Dann ging alles sehr schnell. Monika konnte ihrer Mutter gerade noch das Nötigste zusammenpacken. Als Liane und Peter aus der Schule nach Hause kamen, war die Mutter schon nicht mehr da.
Helfer in der Not gesucht
Herr Schmidt kam an diesem Tag später als sonst nach Hause. Monika hatte ihn im Büro angerufen, und er war gleich nach der Arbeit zuerst zu seiner Frau ins Krankenhaus gefahren. Monika und Liane brachten Bratkartoffeln und Rührei auf den Tisch, denn das konnten sie am besten bereiten. Obwohl alle bedrückt waren, ließen sie es sich doch schmecken.
Nach dem Essen wischte Herr Schmidt sich den Mund ab. „Das war ausgezeichnet, ihr beiden“, sagte er und nickte seinen Töchtern zu.
„Ja, wirklich, Vati?“ vergewisserte sich Monika erfreut. „Wir haben uns auch viel Mühe gegeben.“
„Rührei mit Bratkartoffeln, was ist schon dabei!“ meinte Liane wegwerfend; sie war fünfzehn Jahre alt, sehr hübsch mit ihren hellen blonden Haaren, den schwarz getuschten Wimpern um die grünen Augen und hielt sich für durchaus heiratsfähig.
„Ich finde, das schwierigste beim Kochen ist, daß alles gleichzeitig fertig wird“, ließ Peter sich vernehmen.
„Wir wollen jetzt kein großes Palaver über eure Kochkenntnisse abhalten“, schnitt Herr Schmidt das Thema ab. „Räumt jetzt erst mal auf und bringt die Küche in Ordnung, dann müssen wir ernsthaft miteinander reden.“
„Wie geht es Mutti?“ fragte Monika und stand auf. „Du warst doch bei ihr, nicht wahr?“
„Den Umständen entsprechend. Gerade darüber möchte ich mit euch sprechen.“
Monika riß die Augen auf. „Ist sie in Gefahr?“
„Da sie rechtzeitig in Behandlung gekommen ist... nein.“
„Gott sei Dank!“ Monika stellte die Teller zusammen und holte ein
Weitere Kostenlose Bücher