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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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roten Backen! »Ich liebe meine Mami!« Natürlich liebst du sie, mein Allersüßester, aber tun wir das nicht alle? Aber deswegen zertrümmern wir doch nicht gleich ein ganzes Café! Wie Danny aus Donegal. »Ich schlag diesen Scheißladen kurz und klein! Wenn ihr noch mal behauptet, daß ich sie nicht liebe, lege ich den Laden in Schutt und Asche! Ich liebe sie mehr als jede andere, die je den Fuß auf diese Erde gesetzt hat! Habt ihr verstanden? Verdammt noch mal, habt ihr mich verstanden?«
    Und dann schluch-schluch-schluchzt er in seinen Teller mit Pommes. Armer Danny aus Donegal! Armer einsamer Kerl! Seine Mama nichts als blanke Knochen auf dem Hügel!
    Und ich saß da und dachte genau dasselbe! Aber nicht bei Mrs. Begley! Mir rollten bei Hawkwind und Silver Machine die Tränen über die Wangen, als ich an meine alten Freunde dachte. Auf kaffeefeuchtes Papier kritzelte ich Briefe: »Schreibt mir – London ist völlig durchgedreht! Manchmal geht’s mir gar nicht gut! Ich liebe euch, Charlie, Irwin!« Und wenn ich nicht schrieb, dann dachte ich wieder an sie, die zu finden ich mein Leben gegeben hätte, an die unvergleichliche Eily Bergin. Oft konnte man mich schluchzen hören: »Wo bist du, Mami? Wo steckst du nur?«
    Denn wie lange hatte ich nicht schon gesucht? Um ehrlich zu sein: seit dem Tag meiner Ankunft! Einmal – ob ihr’s glaubt oder nicht – sah ich in einer vorüberfahrenden U-Bahn ein blasses Gesicht: »Das ist sie! Ich schwöre, sie ist’s!«, denn wahrhaftig, sie hatte Ähnlichkeit mit Mitzi! Mit Mitzi, so wie sie jetzt, 1973, aussehen mochte! Wie viele Menschen in dieser übervollen Stadt? Zehn Millionen? Mehr? Wie lange braucht man, um seine Mami zu finden? Hat irgend jemand meine Mami gesehen?
    Seht nur – da ist sie ja in der leeren Kirche. Wendet den Kopf, dich zu grüßen.
    »Hallo, Paddy. Warum hast du mich so lange warten lassen?«
    Da sagt »Ach«, das Dornenhaupt in die Höhe gereckt: »Ach! Hast du etwa geglaubt, das sei deine Mami?«
    Und in einem Café natürlich auch! Man sah sie von der Straße aus, wie sie dasaß, die blassen Hände um eine Tasse geschmiegt.
    »Mami!«
    »Was erlauben Sie sich?«
    Wie viele Male ist mir das passiert? Hunderte, ihr Lieben, Hunderte von Malen!
    Ist es ein Wunder, daß einen da Bitterkeit überkommt, wenn man in den frühen Morgenstunden dasitzt und mit glasigen Augen vor sich hin stiert, während auf dem Bildschirm des tragbaren Fernsehers israelische Panzer durch die Wüste Sinai vorstoßen mit Maschinengewehrgeratter, daß es einem in den Ohren hallt.
    Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne den ollen Bertie Wooster und seinen Pfeifenkopf angefangen hätte!

Einundzwanzigstes Kapitel
    Welcome Home!
     
     
     
    Eins muß – was nutzt alle Täuschung? – von vornherein klargestellt werden: Der arme alte Bertie hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Marlon Brando (trügerische Hoffnung! Da käme schon eher Mr. Magoo in Frage!). Brando, der machte gerade seine Pariser Margarine-Mätzchen, und zwar im Odeon am Leicester Square. Das Plakat konnte man durch das Fenster des Cafés sehen, in dem jetzt – in seinem osterglockengelben Lambswoolpullover mit V-Ausschnitt und dazu passender Freizeithose (was für ein Aufzug!) – Berts, ein feiner Herr, saß. Ihm gegenüber Ihre Eminenz P. Pussy, die – es läßt sich nicht leugnen – dank einer vorübergehenden Schicksalswende recht begehrenswert aussah in ihrer farbenfrohen Patchworkjacke aus Wildleder und ihrem niedlich knappen T-Shirt mit dem scharlachroten Herzchen auf der linken Brust. Ganz zu schweigen von der ausgesprochen entzückenden Hose, wieder einmal aus Samt, und dem Gürtel aus schwarzem Lackleder mit der mächtigen Schnalle. Junge, Junge, war das wirklich Pussy? Mich dünkt, ja! Ähnelte sie mit ihrem kräftigen Lidschatten und ihrem frisch gefärbten Haar vielleicht gar Miss Lynsey de Paul? Aber ja, daran gibt’s keinen Zweifel! Wenn sie am Piccadilly Circus arbeitete, wackelte sie im Takt zu Sugar Me! tatsächlich oft mit den Hüften – für geleistete Dienste, versteht sich!
    Und jetzt sitzt sie ihrem allerliebsten Berts gegenüber!
    Einwandfrei nicht Marlon mit der Margarine – aber vielleicht jedermanns Lieblingsonkel. Der immer mit Geschenken kommt und nicht müde wird, alle Welt zu unterhalten, der dich mit seiner Blume, einem Scherzartikel, naß spritzt und ruft: »Ha ha! War nur Spaß!«, der sich in seinen Lieblingssessel – in dem er jedes Jahr sitzt – fallen läßt, allen

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