Breaking me softly
wir beide nicht in der Lage sind, ehrlich miteinander zu sein. Du hast dich ebenso schuldig gemacht! Du hast mir verschwiegen, dass du sehen kannst. Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass du nicht weißt, wer ich bin. Das ist genauso schlimm!“
Ich stand auf und fuhr mir aufgebracht durch mein kurzes Haar.
„ Verdammt Fay!“, rief ich flehentlich. „Wir haben beide Fehler gemacht. Auge um Auge. Doch wenn wir jetzt beide ehrlich sind, uns von unseren dunklen Geheimnissen gegenseitig erzählen, dann können wir das alles hinter uns lassen und neu anfangen. Lass mich dich verstehen. Lass mich verstehen, warum du mich verlassen hast!“
Fay sah mich aus tränenfeuchten Augen an.
„ Ich kann nicht, Viper. Ich liebe dich zu sehr, um zu riskieren, dass du mich als das siehst, was ich wirklich bin.“
„ Sweetheart, bitte“, versuchte ich es ein letztes Mal. „Es gibt nichts, was du getan haben könntest, das meine Liebe zu dir töten könnte.“
„ Doch, du hast keine Ahnung, Viper!“
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und floh aus dem Raum. Ich brüllte frustriert auf und schleuderte den Couchtisch beiseite, dass die Glasplatte klirrend zerbarst. Ich wusste, was kam und ich war nicht gewillt, Fay dies erleben zu lassen. Also schnappte ich meine Schlüssel und verließ das Haus. Ich musste hier weg. Musste meine Aggression unter Kontrolle bekommen ehe ich ihr wieder unter die Augen trat. Ich hoffte, dass ich ihr wichtig genug war, dass sie warten würde, bis ich zurückkam, ehe sie mich erneut verließ. Vielleicht konnte ich sie doch noch irgendwie überzeugen.
Fay
Ich rannte die Treppe hinauf. Viper brüllte. Im Wohnzimmer krachte es und Glas klirrte. Es hörte sich an, als wenn Viper das ganze Zimmer auseinander nahm. Ich war in Panik. Panik vor meinen Gefühlen und auch vor Viper. Er war außer sich. Ich konnte es ihm nicht verübeln, doch es machte mir auch Angst. Zum zweiten Mal zerstörte ich das Einzige, was mir im Leben etwas bedeutete. Ich wollte nicht mehr leben, doch der Gedanke, dass Vipers Samen in mir gefruchtet haben konnte, hielt mich davon ab, mir die Pulsadern aufzuschneiden. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es sonst jetzt getan hätte. Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein, doch ich konnte ihm auch unmöglich meine Geheimnisse anvertrauen. Es war zu schrecklich.
...Ich war zwei Monate in der Psychiatrie wegen dir! Ja, ich habe Probleme. Ich ... ich bin depressiv und aggressiv...
Vipers Geständnis hatte mich geschockt. Geschockt, dass ich ihm so wehgetan hatte und geschockt, dass ich ihn so wenig gekannt hatte. Wir beide wussten so wenig voneinander. Unsere wichtigsten Dinge, die Essenz unseres Seins, waren ein Geheimnis für den Anderen. Viper hatte recht. So konnten wir nie eine Beziehung führen. Wir würden eine Lüge leben. Doch er konnte auch mein Geheimnis nicht erfahren und ich wusste nicht, ob ich seines ertragen konnte. Ich packte meine Sachen in Rekordtempo und legte den Hausschlüssel auf das Bett. Dann eilte ich nach unten und floh aus dem Haus. Als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog, starb ein großer Teil von mir. Ich verfluchte mein Leben, wenn es mir nicht vergönnt war, mit dem Mann den ich liebte und der mich liebte, in Frieden zu leben. Martin hatte mir alle Chancen genommen, jemals glücklich zu werden. Ich mochte mich von ihm befreit haben, doch mein Leben war unwiderruflich zerstört. Tränen rannen über meine Wangen als ich meine Tasche hastig in den Kofferraum schmiss und die Fahrertür öffnete. Ich saß hinter dem Steuer und wusste nicht, wie ich fahren sollte. Meine Sicht war vollkommen verschwommen von all den Tränen. Ich musste hier schnell weg, ehe Viper zurück kam und versuchte, mich aufzuhalten.
Reiß dich endlich zusammen!
, ermahnte ich mich selbst und wischte mir mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Ich zwang mich, langsam und ruhig ein-und auszuatmen, dann zündete ich den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr die Auffahrt hinab.
Als ich den Wagen rückwärts auf die Straße lenkte und einen letzten Blick auf das Haus warf, starb der andere Teil von mir. Ich würde ihn nie wieder sehen. Hastig wandte ich den Blick ab und gab Gas, ehe die Tränen mir erneut die Sicht rauben konnten.
Wie in Trance fuhr ich zu Vios Wohnung. Dort stellte ich den Motor ab und fing an zu weinen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich so im Auto saß, doch irgendwann wurde die Autotür geöffnet und Vio schaute besorgt ins
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