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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sich rauszutrauen, aber hätte man bloß einen Schirm –
    Was ist los, fragt sich Arik.
    Warum nehmen sie den Druck raus?
    Er drückt sich in den Fels, schiebt sich zentimeterweise vorwärts, bis sein Blick den Hang erfasst.

    Im nächsten Moment weiß er, warum.
    Die wollen vermeiden, ihre eigenen Leute zu treffen.
    Nächster Akt: persönliche Aufwartung.
    Ein Trupp Soldaten, die Gewehre im Anschlag, kommt langsam von der Kuppe zu ihnen herunter. Noch sind sie ein beträchtliches Stück entfernt, die Böschung ist steil, sie müssen balancieren, um nicht auszurutschen. Wer hier abstürzt, kann sich schnell das Genick brechen. Kurz verschwinden sie hinter einem Wall lose aufgeschichteter Steine, werden unter Spalieren knotiger Olivenbäumchen wieder sichtbar.
    Die Uniformen kennt er nur zu gut.
    Jordanier.
    Von wegen Bauern!
    Arik wirft einen verzweifelten Blick zurück zum Tümpel. Einer der Männer erwidert seinen Blick, seine Lippen formen eine stumme Frage. In seinem Schoß ruht der Kopf eines Verwundeten, dessen Schulter an frisches Rinderhack erinnert. Notdürftig konnten sie die Blutung stoppen, doch der Bursche ist mit einer Hirnhälfte schon im Jenseits, nur das Zucken seiner Füße kündet davon, dass er noch lebt.
    Haben die Jordanier sie schon bemerkt?
    Die müssen doch mitbekommen haben, dass wir hier sind. Blöd sind die ja nicht.
    Klar haben sie das. Aber sie wissen nicht genau, wo.
    Und vor allem nicht, wie viele wir sind.
    Das bereitet euch Kopfzerbrechen, was? Würdet am liebsten raus auf die schwelenden Felder gehen, unsere Verwundeten entwaffnen, abknallen, ausplündern, nur dass ihr Angst habt, wir könnten euch aus dem Hinterhalt eins überbrennen.
    Gut so.
    Er versucht zu schlucken. Es geht nicht. Als wolle er seine eigenen Mandeln hinunterwürgen. Der Durst macht ihn fertig, aber aus der rotbraunen Pfütze zu trinken hat noch keiner von ihnen über sich gebracht. Ein fauliger, verwesungsartiger Geruch geht davon aus. Schillernder Schleim bedeckt die Oberfläche, durchsetzt von undefinierbaren Klümpchen, als habe sich jemand dort hinein erbrochen.
    Nein, denkt Arik.
    Noch bin ich nicht so weit, daraus zu trinken.
    Und solange ich nicht so weit bin, kann ich weiterhin den Hang hochstarren. Wo die Jordanier jetzt verharren, sich beraten, dann schwenkt einer sein Gewehr und zeigt in Ariks Richtung.
    » Etbach el Yahud! – Tötet die Juden!«

    Scheiße!
    Mit wildem Geschrei kommen sie aus der Olivenplantage gestürmt, setzen in großen Sprüngen nach unten, zwischen die Weinstöcke.
    »Zu mir«, zischt Arik. »Blitzangriff. Solange die im Weinberg sind, haben sie schlechte Sicht. Fertig?«
    Die Männer nicken.
    »Los!«
    Sie taumeln hoch, stürmen aus der Deckung, schreien noch lauter als ihre Gegner, halten drauf. Nur ein schmaler Streifen trennt die Angreifer von der Mulde, steiles, unwegsames Gelände. Zwei Jordanier reißt es zu Boden, gleichzeitig bäumt sich Ariks Nebenmann auf und kippt in seine Richtung. Er springt zur Seite, sieht einen der Angreifer die Panzerfaust schultern, erledigt ihn, bevor er abdrücken kann. Der Mann rasselt mitsamt seiner Waffe zu Tale, die Attacke gerät ins Stocken, im Weinberg wird lautstark geschrien. Sie sind durcheinander. Gestikulieren. Suchen Schutz.
    (Damit habt ihr nicht gerechnet!)
    (Und ihr habt immer noch keine Ahnung, wie viele wir sind.)
    Arik lacht laut auf, dann fällt sein Blick auf den Toten zu seinen Füßen, und seine Eingeweide krampfen sich zusammen.
    Was ist das für ein Gefühl?
    Angst?
    Nein. NEIN !
    DU HAST KEINE ANGST ! Hast nie Angst gehabt, bring deine Leute in Sicherheit. »Rückzug! Zurück in die Mulde!«
    Bestandsaufnahme, zehn Überlebende.
    Großer Gott, wirklich, nur zehn?
    Zehn kleine –
     
    Noch drei Mal versuchen die jordanischen Soldaten, zu ihnen hinabzustoßen.
    Jedes Mal gelingt es, sie zurückzutreiben.
    Jedes Mal um den Preis eines Mannes.
    Dazwischen: Apathie.
    Der Beschuss hat weiter nachgelassen, wozu sollen sie da oben Munition verschwenden? Die paar Soldaten auf den Feldern, die noch leben, können sie später erledigen, und was Ariks Leute betrifft, müssen sie nur warten, bis Durst und Erschöpfung sie aus ihrem Versteck treiben. Man sollte ihnen Respekt zollen, wie sie ihre Festung verteidigen, eine stramme militärische Leistung, und doch –

    Da ist etwas im arabischen Verhalten, das Arik nicht versteht.
    Schon mehrfach hat er das erlebt. Sie kreisen dich ein, zwingen dich in die Knie, knöpfen dir

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