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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Er muss trinken. Es hilft alles nichts. Völlig entkräftet, mit seinem Bauchschuss und dann auch noch dehydriert, da wird es kein Später geben. Unter Stöhnen schafft er es auf Hände und Knie, kriecht zu dem ekligen Tümpel, aber der ist verschwunden. Nur ein riesiger Krater, Leichen, Verletzte, abgerissene Arme und Beine.
    Lässt sich entmutigt zur Seite fallen.
    Denkt an –
    GAZOZ .
    Mhmmmm. Sein Lieblingssoftdrink. Gibt’s in Tel Aviv bei Whitman’s Soda Quelle, immer frisch vorrätig.
    Wunderbar belebendes GAZOZ .
    Stellt sich vor, wie er den Becher an seine Lippen drückt, kühl rinnt es die Kehle hinab –
    »Arik?«
    Einer seiner Männer. Eli. Blutet aus einer Kopfwunde, scheint aber halbwegs bei Kräften. Andere kriechen, humpeln, taumeln herbei, manche verletzt, andere dem Augenschein nach unversehrt. Wenigstens ein Gutes hatte das Bombardement, der Rauch gibt ihnen Deckung –

    Für den Moment.
    »Schscht.«
    Arik legt den Finger an die Lippen, lauscht. Aus dem Weinberg sind wieder Stimmen zu hören, Jordanier, ohne Zweifel. Auf dem Weg nach unten. Geben Schüsse ab, schreien »Etbach el Yahud!«, doch irgendwie scheint es ihrem Vorgehen an Entschlossenheit zu fehlen.
    »Haben wir noch Munition?«, flüstert er.
    »Handgranaten«, sagt Eli. Die anderen heben stumm ihre Gewehre.
    »Sucht alles zusammen, was da ist.«
    (Los, hoch mit dir!)
    (Wenn du kriechen kannst, kannst du auch gehen.)
    Unter Mühen schafft er es auf die Beine. Sein Bauch pocht, die Vorderseite seines Hemdes ist blutgetränkt, aber erstaunlicherweise steht er. Offenbar hat die Kugel lebenswichtige Organe verfehlt und ist am Oberschenkel wieder ausgetreten, nur so kann es sein. Setzt einen Fuß vor den anderen. Geht einige Schritte, ohne zu wanken.
    Ich sollte mir öfter vorstellen, GAZOZ zu trinken.
    Die anderen schleppen Gewehre, Granaten, sogar einen Mörser herbei. Dem Klang nach stehen die Jordanier unmittelbar davor, die Wand aus Rauch zu durchqueren, erste Schemen werden sichtbar –
    Arik hebt die Rechte.
    »Feuer!«
    Und noch einmal mobilisieren sie alle Kräfte, stürmen voran. Ballern unter Geheul in die Rußvorhänge hinein, pumpen ihre Magazine leer. Hören die Schreie der Getroffenen, schießen aufs Geratewohl den Mörser ab, werfen Granaten hinterher –
    Veranstalten einen Lärm, als seien sie zehn Mal so viele.
    »Feuer einstellen.«
    Halten weiter verzweifelt drauf.
    »Einstellen!«
    Stille.
    »Sie sind weg«, flüstert der Mann mit dem Granatwerfer.
    »Sind sie nicht«, keucht Eli. Er liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden, mehrere Kugeln haben ihn in die Beine getroffen. »Die kommen wieder.«
    Von ferne ertönt der Donner schwerer Artillerie.
    Die Männer sehen Arik aus blutunterlaufenen Augen an, und er fühlt sein letztes bisschen Kraft schwinden. Zusammen mit dem Blut rinnt es aus seinem Bauch, und alles um ihn herum beginnt sich zu drehen.
    »Arik! Wie willst du uns hier rausbringen, Arik?«

    Fängt sich. Kämpft gegen die Ohnmacht an. Wolken von Stechmücken sammeln sich um seinen Kopf. Als er mit den Händen hindurchfährt, sieht er Dutzende fetter Ameisen seinen Ärmel hinauflaufen.
    Die Natur liebt Blut.
    »Was soll die Frage?«, krächzt er. »Ich hab euch schon aus ganz anderen Situationen rausgebracht, oder?«
    Die Männer starren ihn an.
    Er wendet sich ab, um nachzudenken, hört jemanden flüstern: »Na, ob er’s diesmal schafft«, ärgert sich, aber sie haben ja recht. Er weiß, er muss die schlimmste Entscheidung seines Lebens treffen. Wenn es überhaupt den Hauch einer Überlebenschance gibt, bietet sie sich jetzt. Die Felder sind niedergebrannt, immer noch huschen Flammen wie Geistererscheinungen darüber hinweg, entsteigt schwarzer, fettiger Rauch der schwelenden Erde und wird vom Wüstenwind über die Talsenke getrieben. Auf einen besseren Schutz können sie nicht hoffen, und bis Einbruch der Dunkelheit werden sie nicht durchhalten.
    »In Ordnung.« Nur noch undeutliches Brabbeln dringt durch seine tauben, aufgerissenen Lippen. »Versucht, über die Felder Richtung Straße zu gelangen.«
    »Und wenn sie uns entdecken?«
    In den Rauchvorhängen tut sich eine Lücke auf, und Arik kann den braun verbrannten Höhenrücken von Hügel 314 sehen. Silhouetten in Kufiyas tanzen darüber hinweg, schwenken in Siegesstimmung Gewehre, eilen Abhänge herunter, über die sich leblose Körper verteilen, durchwühlen die Kleidung der Toten, erschießen die Verwundeten.
    »Dann ist ohnehin alles zu

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