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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schüttelt den Kopf.
    »Ich denke, wir gehen mal an die Arbeit.«
     
    »Völliger Blödsinn«, poltert Arik.
    »Dass es Krieg gibt?«
    »Dass wir Grund zur Besorgnis hätten.«
    März.
    Sie sitzen auf der Veranda des kleinen Hauses, das Phoebe und Jehuda gemietet haben, trinken geeiste Buttermilch und sehen zu, wie Uri, Gur und Ariks Hund sich gegenseitig durch den Garten jagen. Jehuda liebt diesen Platz. Harmonisch erstrecken sich die Ackerlandschaften des Nordbezirks bis hinunter zum See, mit der uralten Stadt Tiberias zur Rechten.
    Das war’s dann aber auch schon mit der Harmonie. Zwar kommt das Bewässerungsprojekt stetig voran, doch die Gefahr, Opfer syrischer Artillerie zu werden, steigt unentwegt. Einer der Ingenieure hat einen Nervenzusammenbruch erlitten, immer noch besser, als hätten sie ihm die Beine weggeschossen, dennoch –

    Sie sind alle ganz schön durch den Wind.
    Sogar wegzuziehen haben sie schon überlegt.
    Doch wohin? Wo ist man in dem kleinen Staat noch sicher? Und einen Job an den Nagel zu hängen, für den andere sich duellieren würde, scheint auch nicht die beste aller Ideen zu sein.
    »Mir ist dieser Vertrauensverlust schleierhaft«, sinniert Arik. »Alle kauen sie auf den Fingernägeln, als ginge die Welt unter, dabei verfügen wir über eine unbesiegbare Armee und beste Geheimdienste. Selbst Eschkol lässt sich von der miesen Stimmung anstecken.«
    »Wenn die Ägypter mobilmachen, ist das ja nicht gerade ein Grund zur Freude«, sagt Jehuda.
    »Ach was. In Kairo sollten sie sich größere Sorgen machen.«
    »Es heißt, Nasser hätte aufgerüstet.«
    »Nasser kann aufrüsten, bis ihm das Hirn siedet. Wenn es so weit ist, erledigen wir ihn mit Intelligenz.«
    Und verschweigt, dass er Eschkol und Generalstabschef Jitzchak Rabin seit Wochen zu einem Präventivschlag gegen Ägypten drängt. Mit dem Ergebnis, dass Rabin einer begrenzten Aktion zustimmen würde, im Sinai vielleicht, was Arik aber nicht zufriedenstellt.
    Begrenzte Aktionen hält er für ausgemachten Schwachsinn.
    Entweder richtig oder gar nicht.
    Und richtig heißt, das Unkraut mit der Wurzel rauszureißen.
    »He! Guck mal!«
    Gur vollführt Kunststücke mit Uris Fußball. Lässt ihn von den Zehen aufs Knie tanzen, auf die Schulter, den Kopf, zurück. Uri jagt ihm das Ding ab, dribbelt es haarscharf an Phoebes Kräuterbeet vorbei, der Hund tobt ihnen hinterdrein, bellt wie verrückt, Nachbarköter antworten in unbestimmter Ferne. Ihr Kläffen dringt über die dunkler werdenden Felder, als erörterten sie die Schönheit der Dämmerung. Hundepoesie. Scherenschnittartig zeichnen sich Pinien, Eukalyptusbäume und Überlandmasten vor dem verlöschenden Himmel ab.
    Wie schnell alles gegangen ist, fährt es Jehuda durch den Kopf.
    Ich habe eine Familie.
    Konnte mir nie vorstellen, eine zu haben, geschweige denn Kinder, und jetzt habe ich bald sogar zwei.
    In wenigen Monaten, wenn alles gut geht.
    Meine Kinder.
    Uri entwickelt sich zu meinem Ebenbild. Erst zwölf, geht mit seiner Größe aber locker für 16 durch. Wird mir noch über den Kopf wachsen, und ich bin schon eins neunzig. Dagegen Gur, Ariks Sohn. Ganzanders als sein wuchtiger Vater. Zartgliedrig, hübsch, ausnehmend charmanter Bengel, kein Zweifel, der kommt nach Gali.
    Ariks erste große Liebe.
    Auch schon seit fünf Jahren tot.
    Autounfall auf der Straße nach Jerusalem, allein in ihrem kleinen Austin. Manche Geschichten enden, bevor sie richtig begonnen haben. Andere beginnen, die man niemals für möglich gehalten hätte.
    Ganz ehrlich?
    Gali war Ariks große Liebe, stimmt. Aber die Frau seines Lebens ist Lily, und Hand aufs Herz, wer hätte ahnen können (am wenigsten wohl Arik selbst), dass er sich in Galis jüngere Schwester verlieben würde? Ohne es recht zu merken, während er noch trauerte?
    Jetzt hat er zwei weitere Söhne. Omri ist drei, Gilad erst wenige Monate alt. Sein Glück ist vollkommen, im Privaten jedenfalls.
    Beruflich –
    »Ach, was ich noch erzählen wollte«, sagt Arik, wie um Jehudas Gedanken zu Ende zu führen, »gestern haben sie mich zum Brigadegeneral befördert.«
    Da muss Jehuda lächeln. Sieht den dicklichen Jungen vor sich, der mit einem Holzknüppel in einem Anemonenfeld steht und den Blüten vor lauter Frust die Köpfe abhaut.
    »Mensch, Arik. Das ist ja fantastisch.«
    »Na ja, erst mal nur andere Schulterklappen. Aber ich dachte, es beruhigt euch.«
    »Uns? Wieso denn uns?«
    »In der Position hab ich mehr Handlungsfreiheit, außerdem

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