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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Luft zu jagen. Ich als Militär glaube, dass die Zeit gekommen ist, den Vernichtungskrieg zu führen.«
    Und Nasser legt nach: »Unser wichtigstes Ziel ist die Vernichtung Israels. Das arabische Volk will kämpfen.«
    Das wirkt.
    Israels Medien jedenfalls überschlagen sich vor Besorgnis, zumal keine 48 Stunden darauf ägyptische Infanterieeinheiten die entmilitarisierte Suez-Zone besetzen und in den Sinai vorrücken. Arik scheint recht zu behalten. Nasser hat nichts gelernt, er glaubt, Israel sei einer Allianz aus ägyptischen, syrischen und jordanischen Streitkräften ohne westlichen Beistand nicht gewachsen. Würde er sonst eine unzulänglich ausgerüstete Armee zum Einsatz bringen? Er muss die Zionisten für demoralisiert halten, worin ihn die israelischen Leitartikel dieser Tage nur bestärken dürften.
    Schwarzmalerei in fettesten Lettern.
    Aber vielleicht, denkt Jehuda, sind wir es ja, die nichts gelernt haben.Weil unser Geheimdienst die Lage falsch interpretiert und Nasser viel stärker ist, als wir glauben.
    Und jetzt schließt er auch noch die Meerenge von Tiran.
    Hat angeblich die Gewässer vermint.
    Schickt die UNO -Truppen aus dem Land.
    Ganz klar eine Kriegserklärung.
    Blufft er? Hat er sich in eine Situation hineinmanövriert, die ihm keine Wahl mehr lässt, als den Konfrontationskurs fortzusetzen, um bei seinen arabischen Nachbarn nicht das Gesicht zu verlieren?
    Oder unterschätzen wir ihn?
    So, wie in Israel zurzeit gequatscht wird, wie die Medien sich gegenseitig hochschaukeln, könnte durchaus Letzteres der Fall sein. In den arabischen Dörfern, bei teerstarkem Kaffee und Wasserpfeife, scharen sich Millionen Analphabeten um das einzige Radio und lauschen der Propaganda ihrer Führer, melodiöse Versprechungen von Sieg und Ehre, von blutiger Rache an den zionistischen Landräubern, von Panzern und gewaltigen Heeren im südlichen Grenzgebiet. Radio Kairo sendet auch in Hebräisch, nicht aus uneingestandener Liebe zu den Juden, sondern damit sie hören können, was ihnen blüht.
    Und sie hören.
    Und glauben.
    Sie sind ebenso empfänglich für Propaganda wie die Muslime, deren Opium das Wort ist, auch wenn die Schlachtrhetorik wenig mit der Wahrheit zu tun hat, aber was ist schon Wahrheit, wo doch jeder seine eigene hat. Israels Wahrheit lautet, dass niemand auf der Welt sich je einen Millimeter von der Stelle gerührt hat, um das Leben eines Juden zu retten, also werden sie auf sich allein gestellt sein, und wenn nur die Hälfte dessen stimmt, was da übers Radio reinkommt –
     
    Die Moral sinkt wie ein Barometer bei Sturm. Als Jehuda am Morgen des 26. Mai durch den Frühdunst zur gleißenden Fläche des Sees hinunterreitet, wo die Installationsarbeiten des Bewässerungsnetzes trotz Raketenwarnungen weitergehen, sieht er die Rauchsäule schon von Weitem.
    Ruft Yousef über Funk.
    »Reite zurück«, sagt Yousef. »Du hast schulfrei.«
    »Was ist passiert?«
    »Alle wohlauf. Die Syrer haben eine Rakete in unser Westlager geschossen.«
    »Und?«

    »Komplett runtergebrannt.«
    »Scheiße.«
    Einen Augenblick hat er gehofft, sie hätten Ziegenställe getroffen. Jehuda ist ein mitfühlender Mensch, aber verschmorte Ziegen wären ihm lieber, als die teuren Geräte und Materialien im Westlager vernichtet zu wissen. Während er noch über die Folgen nachdenkt, erklingt von jenseits des Sees dumpfer Geschützdonner, und er sieht das silbrige Aufblitzen von Jets hoch am Himmel.
    Syrer?
    »Ich komme runter.«
    »Nein, dazu besteht keine Notwendigkeit, besser, du –«
    Unweit des Lagers wächst eine zweite Rauchsäule empor, gefolgt vom Dröhnen des Einschlags.
    »Yousef?«
    Geschrei im Funkgerät, Knistern und statisches Rauschen. Das Pferd schnaubt und tänzelt zur Seite, als spüre es die Unruhe seines Reiters.
    »Yousef!«
    »Jehuda.« Wieder Yousef, jetzt ziemlich gehetzt. »Wir hauen hier ab. Die Soldaten schicken uns weg. Sieh zu, dass du nach Hause kommst, wir sprechen uns später.«
    Jehuda starrt hinunter zum Ufer.
    Verdammt!
    Wendet das Pferd und galoppiert zurück zum Haus.
    Denkst du, ich sehe weiter zu, wie die Syrer von da drüben auf euch schießen?
    Nicht? Dann tu endlich was, Arik!
    Auf der Veranda steht Uri und beobachtet neugierig, wie sich der Explosionsrauch über dem fernen Ufer verteilt. Jehuda springt aus dem Sattel und bringt ihn ins Haus.
    »Was ist denn da unten los, Papa?«
    »Unser Lager brennt.«
    »Waren das die Syrer? Schon wieder?«
    »Ja, aber mach dir keine Sorgen.«
    »

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