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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wiederaufnahme, vergangene Woche nun hat die israelische Luftwaffe sechs syrische Migs abgeschossen.
    Das ist der Status quo, als Jehuda den Wagen am Seeufer parkt und hinüber zu einer Gruppe Techniker geht, die mit Blick auf umgebende Bananenplantagen irgendetwas diskutieren.
    Nein, sie scharen sich um Yousef.
    Yousef al-Sakakini, der wild mit den Armen fuchtelt, die Finger spreizt, sich im Kreis dreht.
    Die Gruppe bricht in Gelächter aus. Offenbar nicht ganz bei der Sache. Yousef scheint Witze zu erzählen, man muss aber auch sagen, er erzählt die besten.
    »Wie weit sind wir denn?«, fragt Jehuda in die Runde.
    »Uns tun die Bäuche weh«, erwidert einer der Männer lachend.
    »Soso.« Jehuda setzt seinen strengsten Blick auf. »Ihr könnt versichert sein, in ein paar Stunden werden euch die Rücken wehtun.«
    »Och, Jehuda.« Yousef grinst ihn an. »Spaß muss sein.«
    »Der ist mit Geld nicht zu bezahlen«, kichert eine Inspektorin aus dem Kibbuz Hatzerim.

    »Ich weiß.« Jehuda lässt den Blick schweifen. Sonnenlicht tanzt auf der Oberfläche des Sees. »Man sollte ihm darum auch keines geben. Und wo wir gerade dabei sind –«
    Gibt selber schnell einen Witz zum Besten.
    Sie lachen sich scheckig.
    Entlang der Uferlinie sichern Zahal-Einheiten ihre Gruppe mit Granatwerfern und leichten Haubitzen. Wie eine riesige Aufschüttung aus Sand liegen die Golanhöhen im Dunst, jederzeit kann der nächste Beschuss erfolgen. Die Gruppe muss geschützt werden, sie leistet Pionierarbeit. Was hier getestet wird, verspricht Israels Agrarwirtschaft zu revolutionieren, Systeme biegsamer Rohre und Röhrchen, über die den Pflanzen ebenso viel Wasser zugeführt wird, wie sie benötigen, ohne dass ein einziger Tropfen verdunstet. Tröpfchenbewässerung ist das Zugpferd der frisch gegründeten Firma Netafim, und Jehuda als Projektleiter soll die Revolution in den Norden tragen.
    Die Bezahlung, na ja.
    Die ist eher konterrevolutionär.
    Doch die Sache hat Entwicklungspotenzial, und der Job ist natürlich super. Tausend andere würden sich die Finger danach lecken, aber die sind halt nicht mit Arik befreundet. Der ist mittlerweile Generalstabsoffizier im Nordkommando und damit dem inneren Zirkel um Premier Levi Eschkol zugehörig. Eschkol wiederum hat in seiner Zeit als Landwirtschaftsminister Israels Wasserwirtschaft hochgepäppelt, das Thema liegt ihm am Herzen, und natürlich kennt er in der Branche jeden , also geht Arik zu Eschkol und bittet ihn, Jehuda den Job zu verschaffen.
    Eschkol ruft Netafim an.
    Jehuda studiert schon mal die Immobilienangebote rund um den See Genezareth.
    Ein echter Freundschaftsdienst, speziell vor dem Hintergrund, dass man Israel mit ausgebildeten Landwirten pflastern kann. Was Jehuda nicht klar war, als er sich damals einschrieb. Problembewusstsein entwickelte sich erst, als er keine Arbeit fand und sein neu erworbenes Wissen vornehmlich Rachel zugutekam, weswegen er und Phoebe erst mal auf ihren Hof zogen. Die Frauen verstanden sich gut, trotzdem willst du nicht ewig mit Mama am Frühstückstisch sitzen. In Tel Aviv wurde ein Verwaltungsposten frei, Warenkontrolle, wenig lukrativ, aber was wären wir ohne den Trost der Plattitüde?
    »Das Beste kommt noch«, versprach ihm der Ressortleiter allabendlich, »Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut«, nicht mal für »Lehrjahre sind keine Herrenjahre« war sich der Mann zu schade, reine Hinhaltetaktik, weil sich an der Beförderungsfront gar nichts tat.
    Jehuda wurde ungeduldig.
    Phoebe wurde schwanger.
    Arik wurde aktiv.
    1955 wechselte Jehuda zu Netafim in die Entwicklungsabteilung, jetzt ist er hier, und die ausgelassene Stimmung lässt ihn die Gefahr von der anderen Seite des Sees vergessen, bis jemand einstreut:
    »Es gibt Krieg.«
    »Wer sagt das?« Die Netafim-Inspektorin schaut sich irritiert um.
    »Die Nachrichten sagen das.« Einer der Soldaten ist hinzugetreten. »Nasser hat die Straße von Tiran für israelische Schiffe dichtgemacht. Vorhin kam die Meldung.«
    Nasser, Syrien eng verbunden. In den Fünfzigern haben sich beide zur Vereinigten Arabischen Republik zusammengeschlossen. Hielt nicht lange, zeigt aber, woher der Wind weht.
    Krieg mit Syrien bedeutet Krieg mit Nasser.
    Und umgekehrt.
    Und plötzlich ist die Stimmung gar nicht mehr so gut. Eine Wolke aus Niedergeschlagenheit, Angst und Mutlosigkeit senkt sich herab. Yousef zieht die Nase hoch, schaut von einem zum anderen.
    »Soll ich noch einen Witz erzählen?«
    Jehuda

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