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Benjamin, doch sie eint dieselbe, tief empfundene Sehnsucht.
Levinger kann noch nützlich sein.
»Ja«, sagt er. »Gott sei gepriesen. Und beginnen werden wir auf dem Boden des Stammes Juda, der Wirkstätte Abrahams und Davids.«
Lässt eine Pause verstreichen.
»In Kiryat Arba! In Hebron!«
Tel Aviv
Ein Dutzend Männer, über eine Karte gebeugt.
Ariks rechter Zeigefinger schreibt Geschichte.
Er berührt das Papier da und dort, zieht Linien, kreist Gebiete ein. Jede Berührung hat unmittelbare Auswirkungen, Kompanien setzen sich in Bewegung, Bautrupps und Logistiker nehmen die Arbeit auf.
»Vieles müssen wir nur geringfügig anpassen. Hier und da sind die Zufahrtsstraßen demoliert, einiges haben wir selbst zerdeppert, aber das meiste können wir so übernehmen. Die Militärbasis bei Shechem haben wir sozusagen besenrein vorgefunden.«
»Dort befindet sich jetzt die Infanterieschule«, ergänzt Moshe Dayan.
»Und hier? Was kommt hier hin?« Levi Eschkol markiert das Gebiet zwischen Nablus und Ramallah.
»Neue Rekruten, Fallschirmjäger und Militärpolizei. Gebäude und Infrastruktur sind weitgehend intakt, nur in Qabalan müssen wir neue Unterkünfte hochziehen.«
»Teuer«, merkt einer der Generäle an.
»Es käme uns teurer, darauf zu verzichten.«
»Wie lange brauchen Sie für die erste Umzugswelle?«
»Das geht schnell.« Arik lächelt selbstzufrieden. »Bei Shechem herrscht praktisch schon militärischer Alltag.«
Soll heißen, Zahal betreibt in diesen Gegenden seit Kurzem ein paar brandneue Ausbildungslager. Was keiner weiteren Erwähnung wert wäre, lägen die Einrichtungen nicht östlich der Grünen Linie. Es war Ariks Idee, die fluchtartig verlassenen Kasernen der Jordanier im Westjordanland zu israelischen Stützpunkten umzufunktionieren, erstens, um die Gebiete auf diese Weise zu sichern.
Zweitens, kein Plan ohne Hintergedanke.
Militärische Außenposten in Feindesland sorgen für Entspannung entlang der Staatsgrenzen, und da könnte man ja mal die Frage stellen, was nach diesem glorreich errungenen Sieg unter Staatsgrenzen zu verstehen ist.
Fest steht, Westbank, Golanhöhen, Gazastreifen und Sinai liegen unter israelischer Besatzung. Okkupiert, nicht annektiert. Feiner Unterschied. Annexion hieße, sie Israel einzuverleiben, mit allen völkerrechtlichen Konsequenzen. Die Definition lässt keine Missverständnisse zu: Wer annektiert wird, geht im Staatsgebiet des neuen Machthabers auf wie Wermut im Dry Martini, was die Frage aufwirft, ob die Übernahme mit allgemeinem Einverständnis erfolgte. Komplexes Thema. Früher konnte man sich nach Herzenslust bekriegen, und wer den Kürzeren zog, wurde geschluckt; kein römisches, osmanisches, napoleonisches Reich ohne gewaltsame Aneignung, schon, weil es so hübsch einfach war. Man brauchte keine umständlichen Verträge auszuarbeiten, der Staatskörper besaß einfach ein paar Arme oder Beine mehr, und wann hätten Arme und Beine je auf Teilautonomie bestanden.
Damit ist es jetzt vorbei.
Annexion, sprich jede gegen die territoriale Unversehrtheit eines Staates gerichtete Androhung oder Anwendung von Gewalt , ist gemäß Artikel 2, Ziffer 4 der Charta der Vereinten Nationen vom 26. Juni 1945 strengstens
VERBOTEN .
Also haben wir es mit Okkupation zu tun. Besatzung. Ausübung von Kontrolle, ohne indes das kontrollierte Terrain dem eigenen Hoheitsgebiet zuzuschustern.
Das Dumme daran: Laut Charta ist Okkupation ebenfalls
VERBOTEN .
Jedenfalls als Dauerzustand, und das frustriert. Du besetzt eine fremde Wohnung, darfst aber das Kinderzimmer nicht mit deinem Nachwuchs bevölkern. Deutschland beispielsweise. Okkupiert, nicht annektiert. Steht formell unter Besatzung, ohne darum gleich 51. Staat der USA geworden zu sein, selbst die Sowjets ziehen es vor, einen Hampelmann für sich tanzen zu lassen, Franzosen und Briten sind vom Kolonialismus sowieso bedient, keine der Siegermächte will in Deutschland auf Dauer durch bloße Militärpräsenz vertreten sein. Kostet nur ein Heidengeld, ohne dass man sich häuslich niederlassen darf, also raus hier, lieber heute als morgen.
Da fassen sich die Völkerrechtler schon mal in Geduld.
Darum tolerieren sie auch, dass Israel nichtisraelisches Land durchMilitärbasen und Wehrdörfer sichert, bis die Friedensverträge unter Dach und Fach sind.
Weil sie erwarten, dass Israel sich dann zurückzieht.
Und genau darum kippt die Stimmung, als Arik den Teilnehmern der Runde darlegt, wo er im Umkreis der
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