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Informatiker und Computerfreaks, eine ziemlich chaotische Clique, linke Gesinnung, Drogen, Umweltschutz, Menschenrechte, der ganze Scheiß. Aber die winken ab, auch Pini Silberman.«
»Du machst mich fertig mit deinen Namen.«
Björklund lehnt sich zurück und legt die Fingerspitzen aufeinander.
»Könnte aber gut sein, dass du Silberman demnächst kennenlernen willst.«
»Wer ist das überhaupt?«
»Ein Hacker. Weinstein war mal mit ihm zusammen.«
»Du glaubst, er hat das restliche Material?«
»Ich glaube es nicht«, sagt Björklund wie nebenbei. »Ich weiß es.«
Jetzt ist Hagen hellwach.
»Woher?«
»Von ihm. Er hat uns kontaktiert.«
»Dich?«
»Meinen Partner. Silberman sagt, er besitzt zwei CD s mit Daten aus 2005 und 2006. Als Targeting gerade verhandelt wurde. Aber damals fanden auch andere interessante Dinge statt. Scharon ließ Gaza räumen, Libanonkrieg, Machtzuwachs der Hamas, keine Ahnung, was alles drauf ist, aber hinter den Vorhang zu schauen, ist eigentlich immer interessant, oder?«
Hagen überlegt.
»Und was soll ich dabei?«
»Die Kohle zusammenkratzen, die Silberman dafür will.«
»Und dann?«
»Die CD s auswerten, hoffentlich irgendeine hübsche Sauerei finden und eine saftige Enthüllungsreportage schreiben.«
»Und was hast du –?«
»Nichts. Du kannst Silberman haben, wenn du willst.«
»Moment.«
Hagen fährt sich über die Augen. Das klingt schwer danach, als fiele ihm gerade ein Weihnachtsgeschenk aus heiterem Himmel vor die Füße, und Geschenke fallen nicht aus dem Himmel.
»Wo ist der Haken?«
»Kein Haken.«
»Esther Weinstein hat grünes Licht gegeben?«
»Nein. Silberman bescheißt sie.«
»Warum?«
»Weil er ein Junkiearsch ist. Koks, Crack. Total klamm. Ein Jahr lang hat der Schin Bet ihn und andere aus Weinsteins Dunstkreis überwacht, jetzt scheint es, als hätten sie aufgegeben. Weiß man natürlich nie, aber Silberman hat beschlossen, sich aus der Deckung zu wagen. Er braucht Geld. Haaretz oder andere israelische Zeitungen zu kontaktieren, traut er sich nicht, und da kam ihm eben die Idee, seinen Schatz an europäische Journalisten zu verhökern, die zufällig im Lande sind.«
»Warum gerade ihr?«
»Weil wir im Hilton an der Bar standen, als er reinkam.«
»Er quatscht euch einfach so an?«
» Er hat uns ausgewählt. Wenig wahrscheinlich, dass wir für den israelischen Geheimdienst arbeiten.«
»Warum macht ihr es nicht selbst?«
Björklund lächelt in sich hinein. Es sieht aus, als kämpfe er mit aufsteigender Magensäure.
»Weil wir deswegen nicht hier sind.«
»Und außerdem?«
»Und außerdem verwaltet die Chefetage ein garstiges kleines Trauma aus den Achtzigern.«
Ach so, denkt Hagen.
Man ist etwas sensibel, wenn es um Originaldokumente geht. Weder will einer zurücktreten noch einen zweiten Schtonk! im Kino sehen müssen, und dann auch noch Israel, das weißglühend heiße Eisen.
Er kann sie verstehen.
»Hamburg hat nicht kategorisch abgelehnt«, fährt Björklund fort. »Es ist ja nicht so, als hätte man sich dort in den vergangenen 30 Jahren gar nichts mehr getraut. Aber sie wollen die Daten ausgiebig prüfen. Das kann Wochen in Anspruch nehmen.«
»Und so lange will Silberman nicht warten.«
»Er braucht Geld, er braucht Stoff. Was er nicht braucht, ist ein Jein.«
»Und was soll der Spaß kosten?«
»50 000.«
»Schekel?«
»Bist du bescheuert? Dollar.«
Hagen lässt sich das alles durch den Kopf gehen, während Björklund in Schweigen verfällt.
Für seine Verhältnisse hat er ohnehin schon Romane erzählt.
Wer rückt fünfzigtausend Dollar raus für so einen Deal?
Natürlich wird auch Hagen die Katze nicht im Sack kaufen, ein paar Tage wird sich Silberman schon gedulden müssen, während deren er die Daten unter die Lupe nimmt. Das Geld wäre zu keiner Zeit in Gefahr. Findet sich was auf den CD s, lohnt es die Investition. Falls nicht, bekommt der Junkie einen Tritt.
Trotzdem, wer schießt ihm die Summe vor?
Sein Internetportal?
Zum Totlachen. Die gehen schon unter seiner Spesenabrechnung in die Knie. Nein, die bestimmt nicht.
Aber sein alter Arbeitgeber könnte die Summe lockermachen.
Ohne Probleme.
Nur will sein alter Arbeitgeber nach dem Desaster in Taloqan nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Drei Jahre.
Ganz ist der Kontakt nie abgerissen. Sein Rauswurf ist ja nicht auf die brutale, amerikanische Tour erfolgt. In den Redaktionen wissen sie sehr wohl, dass man niemanden fortgesetzt in
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