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sind nicht wir.
Den Geschädigten brandete eine beispiellose Woge der Sympathie entgegen, was nichts daran änderte, dass ihre Klagen vor Gericht sämtlich abgewiesen wurden. Wäre es nur um Waffenschmuggel gegangen, um Ariks Methoden, sich überführter, potenzieller und eingebildeter Terroristen anzunehmen –
Ariel Scharon, den sowieso keiner mehr leiden konnte, weil er das Image verdarb, und keineswegs nur wegen der Beduinen.
Auch wegen Gaza.
Nach Jahren militärischen Tauziehens war Nasser schließlich eingeknickt, gestorben und Arik beherzt zur nächsten Mission geschritten. Gaza, im Würgegriff der Gewalt: Araber terrorisierten Araber, die in Israel lebten, jobbten, studierten und im Zweifel den falschen Bus nahmen, nämlich den mit der Bombe. In ihrer Paranoia witterte die PLO überall Kollaboration. Wer Geschäfte mit Zionisten machte, riskierte den Tod. Eine arabische Nutte wurde von einem Zahal-Soldaten nach dem Weg gefragt? Es genügte als Beweis, dass sie kollaborierte, also konnte sie froh sein, wenn man sie einfach erschoss und nicht bei lebendigem Leibe in Stücke schnitt. Es wurde gefoltert und gemordet in Gaza, was das Zeug hielt, am meisten litt die muslimische Bevölkerung, aber natürlich traf es immer wieder auch Juden. Die nette Immigrantenfamilie etwa, die den Fehler beging, sich von Gaza-Stadt ein Bild verschaffen zu wollen.
Einen Parkplatz suchte, mit halb offenem Fenster.
Jemand warf eine Handgranate hinein.
Und so weiter und so fort, klar, dass man dagegen was unternehmen musste, nur, Arik zu schicken, hieß immer gleich, Unkraut zu jäten, indem man den Garten abfackelte. Dayan suchte nach verträglichen Wegen. Mit dem Ergebnis, dass die Gewalt noch mehr eskalierte und folgende kleine Unterhaltung gebar:
Dayan: »Nein, Arik. Nein!«
Scharon: »Moshe, wenn wir jetzt nicht aktiv werden, verlieren wir die Kontrolle über den Gazastreifen!«
Dayan (nach langem Brüten): »Dann mach.«
Na, das musste er ihm aber nicht zweimal sagen.
Ariks ramponierter Ruf resultierte auch daraus, wie er dieses Problem angegangen war, einfach indem er Gaza von Elitekräften in seinen Besitz bringen ließ und höchstselbst zur Verkündigung schritt.
ALSO SPRICHT ARIEL , EUER HERR :
Ihr seid alle Terroristen.
Wer kein Terrorist ist, ist noch kein Terrorist und wird vorsorglich schon mal wie einer behandelt.
Wer eine Waffe trägt, wird erschossen.
Wer nicht stehen bleibt, wenn man ihn dazu auffordert, wird erschossen.
Wer auf uns zukommt, und er kommt nicht so auf uns zu, wie wir ihn gerne auf uns zukommen sähen, wird erschossen.
Wer sich versteckt, wird erschossen.
Das neue Zahal-Freizeitangebot für den Gazastreifen umfasst Hausdurchsuchungen, Ausgangssperren, Fällen von Bäumen (weil sich dahinter Terroristen verstecken können), Einreißen von Häusern (weil sich darin Terroristen verstecken können), Erweitern der Zufahrtswege für Anti-Terror-Kommandos in Flüchtlingslagern durch Niederwalzen von Unterkünften, auch solchen von Nicht-Terroristen (die ja mal welche werden könnten) und unter Umgehung gültigen Rechts.
Gefangene werden nicht gemacht.
Darüber hinaus muss niemand Angst haben.
Fakt war, dass der Gazastreifen drei Monate nach Ariks therapeutischem Wirken so ruhig dalag wie der Friedhof von Tel Aviv. Selbst seine Gegner mussten widerstrebend vermelden, er habe ganze Arbeit geleistet, doch ihre Lippen kräuselten sich vor Verachtung, auch wenn Dayan den »Bulldozer« über den grünen Klee lobte und Golda Meir ihm den Rücken stärkte. Im Generalstab hingegen regten sich Zweifel, ob Ariks brutales Vorgehen die Probleme wirklich gelöst oder nur letzte Brücken der Verständigung abgebrochen hatte.
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Lebensumstände der Menschen in Gaza zu verbessern? Ehrenhafter, eine einzige Träne zu trocknen, statt Ströme von Blut zu vergießen?
Menschenrechtler, Linke, Kibbuzniks, die gesellschaftliche Mitte –
Arik wurde ihnen unangenehm.
Der Held von ’67 hatte Federn gelassen, und jetzt auch noch die Sache mit den Beduinen. Dennoch hätten die vor Gericht vielleicht ein paar Achtungserfolge erzielt, wäre es nicht um mehr gegangen als Waffenschmuggel.
Es ging um einen Traum.
Jamit.
Eine Stadt am Meer, aus dem Wüstensand gestampft. Die Vision einer Stadt, genauer gesagt, doch die bloße Ankündigung reichte, Sadats letzte Hoffnung auf eine friedliche Rückgewinnung des Sinai endgültig zerschellen zu lassen.
Jamit war – wie
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