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haben sollen, vor Ahmadinejad oder ihrem eigenen Premier.
Sag ich ja, denkt Hagen.
Die Türen öffnen sich. Eine Familie steigt zu, Mutter mit Baby im Arm sowie ein vielleicht dreijähriger Junge, der Hagen missgelaunt anstarrt, bevor er in quengelndem Ton etwas einfordert, das die Frau ihm offensichtlich nicht zu geben gewillt ist. Das Baby reagiert genervt und wirft sein Plüschtier von sich. Der Junge hebt es auf, die Kleine greift danach, er will es ihr nicht geben, hält es außer Reichweite der winzigen Finger, schrilles Geschrei.
Hagen schaut zur Decke.
Kinder.
Es hilft, sie sich als lustige, kleine Tiere vorzustellen.
Dann kann man sie lieb haben.
Unterstellt man ihnen planende Intelligenz, muss man sie hassen.
Der Junge scheint seine Gedanken lesen zu können, weil er ihn jetzt noch vorwurfsvoller anstarrt als vorhin. Beinahe ist Hagen erleichtert, als eine Gruppe lärmender Amerikaner hereindrängt. Die Familie entflieht samt Plüschtier in die Lobby, irgendein Staat zwischen Tennessee und Louisiana übernimmt den Laden. Dialekt, breitgezogen wie Kaugummi. Kurzzeitig steigt der Geräuschpegel auf Partylevel, dann spuckt der Fahrstuhl die Horde im ersten Untergeschoss wieder aus.
Als die Türen das nächste Mal auseinanderklaffen, sind sie alleine.
Vor ihnen erstreckt sich das Parkdeck.
Leer.
Ihre Schritte hallen wider von den kahlen Betonwänden, als sie zwischen den Autoreihen die Nische ansteuern. Sie liegt, ganz wie der Junkie gesagt hat, an der rückwärtigen Wand. Die Schmalseiten umfassen verschlossene Türen mit Kein-Zutritt-Schildern. Silberman hat sich so ziemlich die desperateste Ecke im ganzen Untergeschoss ausgesucht.
Sie warten.
Nach wenigen Minuten erklingt von der Zufahrt her diffuses Dröhnen. Ein Motor wird hochgepeitscht, jemand fährt in die Etage ein. Das Dröhnen verwandelt sich in das akzentuierte Knattern eines Vierzylinders, dann biegt eine Yamaha FZ 8 um den nächststehenden Pfeiler und bremst mit quietschenden Reifen vor ihnen ab.
Der Fahrer nimmt seinen Integralhelm ab.
Ein flüchtiger Blick in seine Augen, und Hagen weiß Bescheid.
Pini Silberman braucht Stoff.
Aber so was von.
Die Pupillen des Junkies sind geweitet, er zieht die Lippen über die Zähne. Als er vom Sattel steigt, geschieht es eigenartig ruckend, als werde er von Stromstößen in Bewegung gehalten.
»Wo ist die Kohle?«
»Pini Silberman?«
»Wer denn sonst, Mann?«
Hagen holt seinen Laptop aus der Umhängetasche. Fährt ihn hoch und stellt ihn auf den Boden.
»Gut. Dann haben Sie was für uns.«
Silberman hüstelt. Er sieht wirklich nicht gut aus, unrasiert, die Haare stumpf und struppig. Seine Augen zucken hin und her, fiebrig und schwarz in einem fahlen Gesicht, das vom Drogenkonsum gezeichnet ist. Seine Lippen zittern, als er auf Björklund zeigt.
»Du hast versprochen –«
»Tom ist in Ordnung, Pini«, beruhigt ihn der Schwede. »Er hat das Geld dabei. 25 000, wie du gesagt hast.«
»Wie du gesagt hast! Ich wollte das Doppelte.«
»Hatten wir das nicht geklärt?«
»Zeig mir das Geld.«
»Sobald ich die CD s bekommen habe«, sagt Hagen.
Silberman kratzt sich am Schädel, knetet seine Hände, zieht sich am Ohrläppchen. Schnieft.
»Was ist los?«, will Björklund wissen.
»Weiß nicht.«
»Letztens an der Bar warst du cooler.«
»Ja, cool, immer cool.« Der andere breitet die Arme aus, macht einen Knicks. »Hey, ich bin cool. Ich bin cool, ja? Ich will nur das Geld sehen. Wie vereinbart.«
»Sobald wir die CD s haben«, wiederholt Hagen.
»Vertrauen gegen Vertrauen?«
»Sicher.«
»Dann du zuerst.«
»Nein, du zuerst. Du willst uns was verkaufen, schon vergessen?«
Silberman tritt vom einen Bein aufs andere, schaut sich um. Hagen kommt sich vor wie in einem drittklassigen Agententhriller. Warum haben wir uns nicht gleich auf irgendeiner Scheißbrücke getroffen, denkt er. Nachts im Regen. Endlich fördert der Junkie zwei Hüllen aus seiner Lederjacke zutage, hält sie ihm hin und zieht sie rasch wieder weg, als Hagen danach greifen will.
»Erst das Geld.«
»Was glaubst du eigentlich?« Björklund platzt der Kragen. »Dass wir dich beklauen? Gib uns die verdammten Dinger, Pini.«
Hagen schüttelt den Kopf. »Vergiss es, Krister. Der Typ hat nichts.«
Er macht Anstalten, den Laptop wieder zuzuklappen.
Silberman lacht. »Okay.«
»Vergiss es.«
»Okay, okay.« Schreit: »Ich sagte, okay!«
Hält ihm erneut die Hüllen hin.
Hagen lässt einen Moment
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