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durchdrehenden Rädern, während Silberman nicht aufhört zu fliegen. Sein Körper dreht sich einmal um die eigene Achse, dann kracht er auf die Kühlerhaube eines Mercedes Cabriolets und verursacht dabei ein Geräusch, als habe jemand eine Waschmaschine aus dem zehnten Stock aufs Trottoir geworfen. Ein Spinnennetz aus Sprüngen fragmentiert die Windschutzscheibe, wo sein Kopf aufschlägt. Der Mercedes stoppt. Die Fahrerin beginnt zu kreischen, dann scheppert es vernehmlich, als ein anderer Wagen ihr hinten drauffährt und das Cabrio ein Stück vorwärtsschiebt.
Menschen bleiben stehen.
Kommen zögerlich näher.
Starren.
Ein bizarres Bild fesselt ihre Aufmerksamkeit, sie glauben sich in einem Film, denn es regnet Geld. Anmutig wie Herbstblätter flattern 500-Dollar-Noten umeinander, surfen auf der frühabendlichen Brise, die den Sderot Ben Gurion durchweht, trudeln abwärts und verteilen sich rund um den leblosen Körper, ohne dass eine einzige auf ihm landet.
Cox bringt ihre BMW neben dem Straßencafé zum Stehen, Vollbremsung, springt vom Bock. Läuft zur Unfallstelle. Sieht den Junkie und die Scheine, zählt eins und eins zusammen.
Da ist dir wohl das Portemonnaie geplatzt, denkt sie.
Denn das ist Silbermans Geld, klarer Fall. Besser gesagt, Geld, das er bei sich trug. Seit wann und ob es ihm gehört, steht auf einem anderen Blatt. Bis vor seinem Besuch in der Tiefgarage, darauf würde sie ihre Maschine verwetten, dürfte es noch jemand anderem gehört haben.
Sie beugt sich über die verkrümmte Gestalt auf dem Kühler, während die Fahrerin in immer neue Bereiche menschlicher Lauterzeugung vordringt, und erkennt, dass Silberman an dieser Welt nicht mehr zu leiden hat. Sein himmelwärts gerichteter Blick lässt ebenso wenig Zweifel an seinem Ableben wie der Umstand, dass sich zusammen mit seinem Blut größere Teile Hirnmasse über die zerborstene Scheibe verteilt haben.
Sie zieht den Helm ab und beginnt, die Geldscheine einzusammeln. Ein dicker Mann löst sich aus der umstehenden Menschenmenge und stapft angriffslustig auf sie zu.
»Was soll das werden?«, dröhnt er. »Was tun sie da?«
»Meinen Job.«
»Sind Sie wahnsinnig geworden?« Er schiebt sie zur Seite, versucht sie von dem Wagen wegzudrängen. »Der Mann braucht Hilfe!«
»Er braucht einen Bestatter.«
»Ich entscheide, was er braucht. Ich bin Arzt. Und Sie hören hier augenblicklich auf zu plündern, sonst –«
Cox fördert ihren Ausweis zutage, hält ihn dem Dicken unter die Nase und zeigt auf die totenbleiche Fahrerin, die eben dabei ist, wie ein Pudding aus der geöffneten Wagentüre zu kippen.
»Sie wollen helfen? Helfen Sie ihr .«
»Wer zum Teufel sind Sie?«
»Der Staat.«
Der Dicke runzelt die Stirn, tritt zu dem Cabrio und wirft einen Blick auf das, was von Silberman übrig ist. Tritt näher heran, fühlt seinen Puls.
»Er ist tot.«
»Ach was.«
Cox lässt ihn stehen, geht zurück zu ihrem Motorrad und ruft Perlman an. Ihr Vorgesetzter hört eine Weile wortlos zu, dann sagt er:
»Ging’s nicht etwas weniger dramatisch, Shana?«
»Soll heißen?«
»Na ja. Er ist hinüber.«
»Nicht meine Schuld, wenn er sich vor den Gemüselaster setzt.«
»Ben-Tov wird das anders sehen. Er wird nicht entzückt sein.«
Du bist vielleicht lustig, denkt Cox. Wenn einer, den ich observieren soll, in eine Tiefgarage einfährt, um zehn Minuten später ohne Helm wieder daraus hervorzuschießen, als seien sämtliche apokalyptischen Reiter hinter ihm her, muss ich ihm ja wohl auf den Fersen bleiben, oder? Dass er mich entdeckt hat, war sicher blöd, aber kaum zu vermeiden. Was dreht er auch wie ein Irrer auf?
»Haben Sie ihn gehetzt?«
»Ich konnte nicht zulassen, dass er mich abhängt.«
»Beantworten Sie einfach meine Frage.«
»He, geht’s noch?«, explodiert Cox. »Ich habe ihn verfolgt !«
»Ich versuche Sie nur aus der Schusslinie zu nehmen, falls Sie’s noch nicht gemerkt haben.«
Was auch bitter nötig ist, das muss sie sich eingestehen. Seit Tagen schon haben sie für Silbermans Observierung keine juristische Handhabe mehr. Cox gibt sich keinen Illusionen darüber hin, dass der Vorfall eine Menge Ärger nach sich ziehen wird.
»Ja, vielleicht hat er sich gehetzt gefühlt «, räumt sie ein. »Ich musste irgendwie mithalten.«
»Wir wollten ihn observieren, nicht jagen.«
»Na toll.«
Perlman schweigt.
Polizeisirenen klingen auf, kommen rasch näher.
Pulsierendes Blaulicht.
»Er muss das Geld in der Garage
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