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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Heim wird an der Grenze zum Kernland liegen (Vorteil), landschaftlich ganz hübsch (wenn auch nicht der Sinai, Gaza-Stadt in Sichtweite), ruhig, gute Luft, ein Wassersportparadies (Wind und Wellen sind die gleichen), außerdem ist man schneller in Städten wie Aschkelon, Aschdod, selbst bis Tel Aviv sind es gerade mal 45 Kilometer.
    »Wir sind doch nur vorübergehend bei Oma«, tröstet Jehuda sie. »Spätestens im Oktober haben wir’s geschafft.«
    Miriam schnieft. »Hand drauf?«
    Er hebt die Rechte.
    Gimme five.
    Sie schaut nicht mehr ganz so düster drein.
    »Hey, ich hab’s ausgemessen«, grinst Jehuda. »Es sind exakt 800 Meter bis zum Strand.«
    Elei Sinai soll ihr Dorf heißen. Die Reminiszenz in der Namensgebung stört Jehuda eher, als dass sie ihn tröstet, man muss loslassen können, doch Phoebe gefällt es. Ihretwegen hätten sie Jamit auch Elei Genezareth nennen können. Ihm ist es letztlich schnuppe, entscheidend für ihn war, dass Tel Aviv zugesichert hat, Wasser- und Agrarmanagement wieder in seine Hände zu legen. Im Negev würde er mehr verdienen, könnte wieder bei Netafim anheuern und eines der abgelegenen Forschungszentren übernehmen, wo sie an neuen Bewässerungsverfahren arbeiten, sogar eine leitende Position im Westjordanland hält das Unternehmen für ihn frei, einige Kilometer nördlich von Ramallah.
    Bis Juni muss er sich entschieden haben.
    Klingt verlockend.
    Nur, Netafim Negev hieße, eine Stunde Fahrzeit von Elei Sinai bis zu seinem Arbeitsplatz, Netafim Westbank anderthalb bis zwei.
    Pro Strecke!
    Ich bin 54, denkt Jehuda. Will ich mir das wirklich antun?
    Fahrzeit Elei Sinai: null.
    »Komm.« Er nimmt Miriam in den Arm, drückt sie.« Während du geschlafen hast, ist deine Mutter offenbar so was wie Superwoman geworden.«

    Einträchtig trotten sie zurück in die sterbende Stadt, ins Tohuwabohu der Räumung, vorbei an Schaumpartys und sonstigen Absurditäten. Vor Katzenbachs Haus ist ein Aufgebot postiert, als hätte er die Goldreserven von Fort Knox darin gebunkert.
    Da ist Phoebe. Sieht ihn und Miriam, hopst auf und nieder, winkt mit beiden Händen, setzt sich in Bewegung.
    Nie war Jehuda so erleichtert.
     
    Katzenbach sitzt auf einer Mauer und beobachtet, wie sich die Kahns wieder komplettieren.
    Hebt seine knotigen Finger, zögert, lässt sie sinken.
    Nette Geschichte, die Phoebe ihm da aufgetischt hat, um ihn zur Kapitulation zu bewegen. Noch schöner, wenn man sie glauben könnte.
    Aber selbst dann –
    Er wendet den Blick ab, sieht zu seinem Haus hinüber. Gerade bringen sie die Geiseln nach draußen. Die Wirkung des Gases lässt allmählich nach. Ein paar Stunden werden sie noch benommen sein, aber keinerlei Schäden davontragen.
    (Hätte ich wirklich den Tod dreier Menschen in Kauf genommen?)
    Jetzt schleppen sie sein Munitionsarsenal auf die Straße. Patronen, Handgranaten. Das Gewehr. Als Nächstes werden sie dann seine Einrichtung demontieren, die Bilder abhängen, den Kleinkram in Kisten pfeffern.
    Seine vielen Fotos.
    Die Toten, die in den Rahmen weiterleben.
    Katzenbach erhebt sich und schlurft zu dem Leitenden hinüber, der Anstalten macht, sich in seinen Jeep zu schwingen.
    »Darf ich ein letztes Mal ins Haus?«
    »Ins –« Der Offizier zögert. »Tut mir leid. Ich fürchte, das kann ich nicht gestatten.«
    »Eine Minute nur.«
    »Bedaure.«
    »Ich will lediglich ein paar Fotos in Sicherheit bringen.«
    »Wir passen schon gut darauf auf.«
    »Sie stehen oben im Schlafzimmer. Ich würde gern selbst –« Er stockt. »Bitte. Ich schwöre, keinen Unsinn zu machen. Ich werde niemanden mehr in Gefahr bringen.«
    Der Leitende saugt unschlüssig an seiner Backe.
    Sein Blick ruht abwechselnd auf dem alten Mann und dem Haus.
    »Also schön.«

    »Danke.«
    »Ich gebe Ihnen jemanden mit.«
    »Nein.« Katzenbach schüttelt den Kopf. »Ohne Begleitung. Einen Moment nur. Alleine mit meiner – Familie.«
    »Hören Sie, Dror, das kann ich nicht –«
    »Ihre Leute haben doch alles schon rausgeschafft«, fleht Katzenbach. »Waffen, Munition, Granaten. Es sind nur noch Erinnerungen im Haus. Eine einzige Minute. Bitte.«
    Die Finger des Leitenden trommeln komplizierte Rhythmen auf dem Lenkrad.
    »Sie haben uns ganz schön Ärger gemacht.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    »Ich postiere ein paar Leute vor der Tür. Wenn Sie in fünf Minuten nicht wieder draußen sind, kommen wir Sie holen.«
    »Danke.« Katzenbach lächelt. »So lange werde ich nicht brauchen.«
     
    Miriam

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