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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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sonstigen arabischen Terrors obliegt dem Department des Schin Bet für arabische Angelegenheiten, worunter auch gezielte Tötungen fallen. Im Gegensatz dazu wacht die Abteilung für nichtarabische Belange über jedwede Aktivität anderer Länder auf hiesigem Boden, während Department drei den Schutz israelischer Politiker und Diplomaten, staatlicher Infrastrukturen und der Fluglinie El Al zu verantworten hat. Über die Jewish Division ist bekannt, dass sie der Abteilung für Nichtarabisches untersteht, mit Targeting also wenig am Hut hat, sondern ein Phänomen ganz anderer Art ins Visier nimmt:
    Jüdischen Terror.
    Und der erschöpft sich keineswegs in Übergriffen radikaler Siedler gegen Palästinenser.
    Hier geht es um Anschläge im ganz großen Stil. Darum, den Staat vor den eigenen Leuten zu schützen, um die Bewältigung eines Traumas, 1995, Israels Variante von Dallas, Texas. So wie der Secret Service den Tod JFK s als Makel im Wappen trägt, haftet dem Inlandsgeheimdienst die Schmach der Ermordung Jitzchak Rabins an. Ein Fanatiker riss den Hoffnungsträger von Oslo aus dem Leben, und wer hatte es vermasselt?
    Der Schin Bet.
    Trotz aller Bemühungen, die vielfältigen Gruppierungen radikaler Siedler und Eretz-Israel-Aktivisten im Auge zu behalten, die für einen solchen Anschlag infrage kamen.
    Trotz Heerscharen an Bodyguards.
     
    Lukoschik und Björklund planen den Tag. Schütten literweise Kaffee in sich rein, die CD s sind kein Thema. Vielleicht ahnt Lukoschik, dass Björklund den Junkie an Hagen weitervermittelt hat, von dem Deal weiß er definitiv nichts.
    Sie sind übereingekommen, dass es so bleiben soll.
    Hagen wirft einen Blick auf sein iPhone. Letzte Nacht fiel ihm plötzlich auf, dass der Akku leer ist (wär ihm früher nie passiert), also hat er es an die Steckdose gehängt, blöderweise an eine tote (wär ihm erst recht nicht passiert), jetzt saugt es Hilton-Strom.

    Soll er es einschalten?
    Lieber noch ein bisschen saugen lassen.
    Rührei fällt ihm von der Gabel. Lukoschik zersäbelt eine Tomate.
    »Schlecht geschlafen?«
    »Hmja.«
    »Kommende Nacht schläfst du besser. Im American Colony hat noch jeder gut geschlafen.« Wischt sich mit der Serviette den Mund ab. »Okay, Herrschaften. Wir müssen.«
    Hagen rollt seinen Koffer nach draußen.
    Lukoschik fährt den Wagen vor.
    8:25 Uhr.
     
    8:30 Uhr.
    Der Taxifahrer, endlich ausfindig gemacht, gibt an, Hagen habe zum Hilton gewollt. Sie fahren hin und zeigen den Portiers das Fahndungsfoto. Ja, der sei aus einem Taxi gestiegen, gegen zwanzig vor acht. Gerade eben wieder aufgetaucht. Fünf Minuten her. Mit einem Rollkoffer. In einen Wagen geklettert, welches Modell noch gleich?
    Groß, sagt der eine. Dunkel.
    Silbermetallic, meint der andere.
    Definitiv ein Geländewagen.
    Nein, eher eine Großraumlimousine. Bedauerlicherweise der Moment, da ihre geballte Aufmerksamkeit einer Reisegruppe zufloss.
    Nicht zu fassen. Sie gehen zur Rezeption, Riesengedränge, eine Busladung Asiaten checkt aus. Der Schin Bet hat Vorrang, trotzdem Pech: An den Mann vom Foto kann sich hier niemand erinnern.
    Klar, denkt Cox. Weil er nicht im Hilton gewohnt hat.
    Aber vielleicht der andere.
    Der mit der Schirmmütze.
     
    Ist Björklund ohne Schirmmütze überhaupt denkbar? Wer ihn nicht besser kennt, könnte mutmaßen, die langen, blonden Haare seien drangenäht, der alte Agassi-Trick.
    Auch jetzt trägt er sie.
    Lukoschik steuert den Wagen über die Levinsky Street, der Schwede checkt seine E-Mails. Hagen hängt im Fond, zerknittert und unrasiert. Wann immer er seine Position verändert, sich vorbeugt oder in die Polster zurückfallen lässt, zieht er ein Geisterbild seiner Selbst hinter sich her. Jedes Mal dauert es einen Moment, beide Hagens wieder auf denselben Körper einzuschwören.

    Er denkt über die Jewish Division nach.
    Auch sie geriet nach Rabins Tod in die Kritik. Offenbar hatte einer ihrer Agenten im Bemühen, das Vertrauen seiner Observanten zu gewinnen, den späteren Attentäter mit abscheugeschwängerten Parolen gegen den Premier erst richtig befeuert. Dennoch ging sie gestärkt aus der Sache hervor. Jemand musste den Eiferern in Hebron, Kiryat Arba und Tapuach auf die Finger gucken, nun mehr denn je. Jitzchak Rabin war der erste israelische Premier, der im Amt getötet worden war, aber würde er der letzte bleiben?
    Wie als Antwort wehte 2005 Rabins Gespenst durch den Schin Bet, als ausgerechnet Ariel Scharon, treibende Kraft des Siedlungsbaus,

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