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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gibst du den Befehl. Aus deinem klimatisierten Raum in Tel Aviv heraus. An den Container im Luftwaffenstützpunkt, wo ein junger Kerl, der ebenso wenig wie du mit der Situation klarkommt, auf einen Knopf drückt, was 90 Kilometer weiter im Westjordanland letale Auswirkungen hat. Das Auge der Drohne zeigt dir aus großer Höhe, in puderigem Schwarzweiß, wie sich etwas, das eben noch ein Auto war, in etwas anderes verwandelt. Jedes Videospiel ist lebensnäher als diese eigenartige Transformation fester in wolkige Strukturen, du siehst nichts wirklich Schreckliches.
    Doch es glüht umso länger in dir nach.
    Es verändert dich in deinem tiefsten Innern, und wenn es tausendmal vertretbar war.
    Perlman kennt das nur zu gut, Cox lernt es kennen. Seit einer Stunde ist sie wieder fit, endlich folgen sie einer konkreten Spur. Noch in der Nacht hat der Mossad Hagens Handynummer reingereicht. Die Ortung läuft, bislang erfolglos. Kein Signal. Vorsorglich haben sie ihm eine stille SMS geschickt, einen Trojaner, getarnt als Nachricht seines israelischen Netzanbieters. Im Moment, da er die SMS öffnet, wird sich ein Spähprogramm auf sein Gerät laden. Schaltet er das Handy aus, können sie es über den Trojaner wieder einschalten, unbemerkt, das Display bleibt dunkel. Ihn orten, sein Mikro aktivieren, lauschen, was in seinem Umfeld gesprochen wird, ihn punktgenau lokalisieren, sofern sein Handy über GPS verfügt. Ignoriert er die SMS , wird es schwieriger. Dann lässt sich lediglich der Sendemast bestimmen, in den er eingeloggt ist. Mit zunehmender Dichte der Masten sind Kreuzpeilungen möglich, doch bei 100 bis 150 Metern endet die Ortungsgenauigkeit. Aber auch dann können sie ihn abhören und seine Nachrichten lesen, und vor einer Viertelstunde hat der deutsche Provider kraft Intervention des BND Hagens Verbindungsdaten der letzten Wochen freigegeben.
    Sie füttern den Computer mit den Nummern. Erwartungsgemäß sind ihm fast alle unbekannt.
    Bis auf eine.

    Hotel Cinema, 1 Zamenhof Street, Dizengoff-Platz.
    Hier in Tel Aviv.
     
    Um 7:30 Uhr betritt Cox in Gesellschaft eines Agenten die Lobby, zwei Polizeibeamte warten draußen.
    Der Herr an der Rezeption bedauert.
    Tom Hagen?
    Ausgecheckt. Sei vor fünf Minuten in ein Taxi gestiegen.
    Mit welchem Ziel?
    Da ist der Mann nun wirklich untröstlich, wie gern würde er helfen. Eilt ihnen gestikulierend voraus, schließt Hagens Zimmer auf, Cox’ Leute stellen es auf den Kopf, während sie denkt: Was erwartest du eigentlich? Einen Lageplan, wo er die CD s vergraben hat? Lustige Schnitzeljagd? Seine Folgeadresse in einem Herz auf den Spiegel gemalt?
    Sie winkt einen der Agenten heran.
    »Sucht den Taxifahrer.«
     
    »Kaffee?«
    »Danke, nicht mehr.«
    Schon so vibrieren Hagens Nerven. Das schafft die Illusion fiebriger Wachheit, tatsächlich ist er hundemüde. Anflüge von Benommenheit wechseln mit Phasen der Überreiztheit, alles dringt eine Spur zu grell, zu schrill auf ihn ein. Nach 24 Stunden ohne Schlaf fühlt er sich nicht länger als Wesen aus Fleisch und Blut, er ist die Materie gewordene Ausstülpung des Bildschirms, in den er die ganze Nacht über gestarrt hat. Selbst seine Gedanken flimmern.
    Dafür hat er die CD s ausgewertet.
    Besser gesagt das, was er davon verstanden hat.
    Denn natürlich lässt die Übersetzungssoftware Fragen offen. Manch dicken Hund wird er übersehen, einiges missverstanden haben. So plausibel die Übersetzungen im einen Moment scheinen, so kryptisch wirken sie im nächsten. Sicher ist eigentlich nur, dass Weinstein die Datenkuh nicht beidhändig gemolken, sondern gezielt Informationen über illegale Tötungen abgezapft hat. Durchaus interessant, nur kräht im Ausland gerade kein Hahn nach Targeting. Die Zweite Intifada ist Geschichte, der Druck raus. Zur Prävention oder als Antwort auf Raketenangriffe finden Tötungen nach wie vor statt, ein leidiges Quidproquo, dem internationale Medien allenfalls Randnotizen widmen, und mal ehrlich, auch in Israel haben sie andere Sorgen. Die Bilanz einer durchwachten Nacht könnte kaum frustrierender ausfallen.

    Wäre da nicht der Teil, der die Jewish Division betrifft.
    Er wühlt in seinem Rührei herum.
    Dokumente der Jewish Division, das wundert ihn schon. Falls es Weinstein lediglich um Solidarität mit Kamm und Blau ging, müssen die Daten zufällig mit reingerutscht sein, denn faktisch sind Targeting und das, was die Division treibt, verschiedene paar Schuhe. Die Bekämpfung palästinensischen und

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