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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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unilateral beschloss, Gaza zu räumen.
    Ebenso gut hätte er sich eine Zielscheibe auf die Stirn malen können.
    Über Nacht fand er sich auf der Abschussliste nationalreligiöser Wutbürger, und der Schin Bet träumte den Albtraum von ’95 weiter, nur mit veränderter Besetzung. Orthodoxe Rabbiner bezichtigten Scharon des Verrats. Sie befanden, wie auf Rabin seien auch auf ihn Din Rodef und Din Moser anzuwenden, zwei angestaubte Vorschriften aus dunkelster halachischer Vergangenheit, die Juden dazu anhalten, andere Juden, sofern sie jüdisches Leben und Eigentum bedrohen, zu töten. Direktiven also, deren Anwendung im 21. Jahrhundert ebenso wenig zur Debatte stand, wie Jungfrauen besserer Ernten halber in Vulkane zu werfen, aber fromme Hardliner begannen ernsthaft über die Wiedereinführung religiös fundierter Todesurteile gegen widerborstige Politiker zu diskutieren.
    Und Scharon machte es seinen Leuten nicht gerade leicht, ihn zu beschützen. Das begann mit seiner Abneigung gegen Helikopter und endete mit seinem Unwillen, in Jerusalem zu übernachten. Stattdessen zog es ihn allabendlich auf seine Farm im Negev, und natürlich – obwohl es ungleich sicherer gewesen wäre – verschmähte er die Flugbereitschaft und beharrte darauf, im Wagen nach Hause gefahren zu werden. Als Folge mussten sie sich im Department für Personenschutz jeden Tag eine neue Route ausdenken und diese doppelt und dreifach abschotten. Da schwitzten sie nun Blut und Wasser, während sich der Alte bester Laune auf dem Rücksitz ausstreckte und bei laufender Aircondition ein Nickerchen hielt.
    Beim Gedanken daran fallen Hagen glatt die Augen zu.
    Nicht einschlafen jetzt.
    Er zieht das iPhone hervor. Zeit, seine SMS und E-Mails durchzugehen.
    Schaltet es ein.
     

    »Ich brauche eine Liste, wer heute früh alles ausgecheckt hat.«
    Die Hotelmanagerin wirft einen verzweifelten Blick auf den Ansturm, der die Rezeption flutet.
    »Sofort«, sagt Cox mit Nachdruck, und im selben Moment erklingt die Stimme der Zentrale in ihrem Ohr:
    »Hagen hat sein Handy an.«
    »Wo?«
    »Levinsky, Höhe Busbahnhof. Bewegt sich stadtauswärts.«
    Cox läuft nach draußen, spricht in ihr Headset: »Einkreisen. Die am nächsten dran sind. Wir suchen einen Geländewagen, vielleicht auch eine Großraumlimousine, dunkel oder silbermetallic.«
    Agenten und Polizei sind zusammengeschaltet, jeder hört mit.
    »Das ist ja mal ’ne detaillierte Beschreibung«, spottet jemand.
    »Mehr haben wir nicht.« Springt auf ihre Maschine, dreht eine 180-Grad-Kurve und reiht sich in den Verkehr auf der Uferstraße ein.
    »Fährt die Derech Hel HaShiryon runter. Richtung Süden.«
    Er will auf die Autobahn.
    Los, Hagen! Check deine verdammten Nachrichten.
    ÖFFNE DIE SMS !
    Cox dreht auf. In halsbrecherischem Tempo kurvt sie den Mittelstreifen entlang, ohne sich Illusionen hinzugeben. Die Beschreibung ist mehr als dürftig. Wie sollen sie in einem Radius von 150 Metern den richtigen Wagen finden? Blechgewühl, Funkwellenchaos, jeder hat an diesem Morgen sein Handy eingeschaltet.
    »Signal wird schwächer«, sagt die Frau in der Zentrale. Ruhig und freundlich wie ein Navi. »Augenblick – wieder da. Auf der A1. Passiert Ezra.«
    Wo willst du hin?, denkt Cox. Zum Flughafen?
    »Die Polizei soll einen Heli losschicken.«
    »Schon unterwegs.«
    Zu ihrer Rechten erstrecken sich Parkanlagen, dahinter das in der Morgensonne flirrende Meer, links ein Arrangement wolkenspiegelnder Glaspaläste. Weiter voraus Jaffa mit dem schlanken Turm der Petruskirche, über Jahrhunderte erster Willkommensgruß des Heiligen Landes an seefahrende Pilger.
    Cox hält sich links, folgt dem Zubringer. Die Autobahnpolizei klinkt sich ein, über Funk hört sie die Stimmen aus den Streifenwagen.
    »Also, ich weiß nicht. Da sind jede Menge, die infrage kommen.«
    »Guck mal, der.«
    »Der doch nicht. Der ist rot.«

    »Wo seid ihr?«, will Cox wissen.
    »Unmittelbar vor Zomet Ganot.«
    Autobahnkreuz A1/A4.
    »Dann müsstet ihr ihn sehen können«, sagt die Frau aus der Zentrale, nur dass Sehen nicht gleichbedeutend ist mit Erkennen.
    »Ich seh nur einen Haufen Blech.«
    »Und der da? Vier Wagen vor uns. Der dunkelgraue Pajero.«
    Dunkelgrau? Schon besser.
    »Arbeitet euch ran«, sagt Cox, während sie sich in die Kurve legt. »Ich will wissen, wer drinsitzt.«
    Die Streifenwagen lassen die Sirenen heulen. Cox sieht das Problem vor ihrem geistigen Auge. Fahrer, die pflichtschuldigst versuchen, Platz zu machen,

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