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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Anwendung, als sie laufen könnten.
    Anders gesagt, wer im Besitz der CD s ist, kann der Jewish Division das Leben ganz schön schwer machen. So gesehen hat der Schin Bet noch richtiggehend Glück gehabt, dass Silberman nicht mit den Nationalreligiösen ins Bett gestiegen ist. Hagen jedenfalls wird keinen verdeckten Ermittler bloßstellen, das Material reicht auch so für einen hübsch aufschlussreichen Artikel über die Jewish Division. In Hamburg dürften sie sich mittlerweile fragen, ob der Deal stattgefunden hat, ein Lebenszeichen wäre angezeigt. Dass Silberman mit den 25   000 Dollar durchgebrannt ist, muss er ihnen ja nicht auf die Nase binden. Hat die Redaktion den Kauf erst bewilligt, spielt es ohnehin keine Rolle mehr, unter welchen Umständen der Junkie an das Geld gelangt ist, also schaltet Hagen das iPhone wieder ein.
     
    Der Flügelschlag des Schmetterlings –
    Wenn es stimmt, dass ein Schmetterling einen Orkan auslösen kann, vollzieht sich der Moment, in dem Hagen einmal zu oft mit den Flügeln schlägt, genau jetzt:
    09:22 Uhr. Auf der A1 von Tel Aviv nach Jerusalem.
    Einfach, indem er dem Redaktionsleiter erzählt, was er gefunden hat.
    Und der ist eigenartig nervös, unterbricht ihn ständig mit »Mhm, mhm« und »Ja, ja« und zeigt an Targeting erwartungsgemäß null Interesse. Hagen legt mit der Jewish Division nach, »ein jüdischer Geheimdienst, der Juden überwacht«, verkauft in zupackender Rhetorik dieBrisanz des Themas, weist eindringlich darauf hin, dass die fanatischen Nationalreligiösen noch viel schlimmer seien als gedacht, dass ein Riss durch Israel gehe, und wieder nur dieses »Mhm, ja, ja«.
    Und dann kommt’s.
    »Tom, ich hatte heute Morgen ein Gespräch«, gerade als er prominente Namen nennt, die auf der Observierungsliste stehen, Rabbi Dov Lior, Rabbi Benjamin Kahn, Siedlerführerin Daniella Weiss, auch Mutter der Hügeljugend genannt –
    »Ich sagte, ich hatte ein Gespräch.«
    Hagen schweigt. Man muss kein Genie sein, um sich den Inhalt des Gesprächs denken zu können.
    »Die Ausgangslage hat sich geändert, Tom. Wenn auf den CD s nicht irgendwas zu finden ist, das die Welt aus den Angeln hebt, wird es keinen Ankauf geben.«
    »Aber die Jewish Division –«
    »Ist nicht wirklich heiß.«
    »Nicht heiß?«
    »Wir haben schon vergangenes Jahr darüber berichtet.«
    »Habt ihr nicht. Das hätte ich gelesen.«
    »War ein kleiner Artikel.«
    »Aber diese Typen werden weiter überwacht! Da ticken Zeitbomben, und du willst mir erzählen, das sei nicht heiß ?«
    »Tom –«
    »Was ist los, verdammt? Vor zwei Tagen wart ihr noch im Boot.«
    »Ja, sicher.« Der Redaktionsleiter seufzt. »Und seitdem sind zwei Nächte vergangen, und Leute, die mein Gehalt bezahlen, hatten Gelegenheit, über die Sache zu schlafen.«
    Um mir auch diese Chance kaputt zu machen, denkt Hagen bitter.
    »Liegt es an mir?«
    »Nein.«
    Das ist glatt gelogen. Und es überdehnt sein Durchhaltevermögen. Etwas zerspringt in seinem Kopf mit hellem Knall, unter seinen Füßen klafft der Boden auseinander. Was sich da gerade abzeichnet, ist eine Katastrophe. Sein persönlicher Untergang. Die Redaktion macht einen Rückzieher? Ist ja toll! Dann wollen sie als Nächstes ihr Geld wiederhaben.
    Aber es gibt kein Geld mehr.
    »Natürlich hast du es ein bisschen schwerer«, räumt der Redaktionschef ein. »Aber sie sind nicht grundsätzlich gegen dich. Ich meine, wenn du uns eine echte Sensation liefern würdest –«

    »Du willst eine Sensation?«
    »Ich will dir helfen.«
    »Einen Scheiß willst du.«
    »Finde was, und wir sind im Geschäft.«
    Hagen versucht die Panik runterzukämpfen. »Ich habe was gefunden!«
    »Dann finde in Herrgotts Namen was Neues!« Jetzt wird der andere sauer. »Irgendwas, das keiner auf dem Schirm hat, dass Netanjahu ein Alien ist, was weiß denn ich. Bring uns sein Raumschiff. Mann, Tom, deine Daten sind fünf Jahre alt, Israel hat Stress mit Iran, wen interessieren die Überwachungsprotokolle einiger vernagelter Siedler?«
    »Das sind nicht einige vernagelte Siedler «, schnappt Hagen. »Sie sind das Kernproblem. Als Scharon Gaza räumen ließ –«
    »Scharon ist ein lebender Leichnam.«
    Stimmt.
    Ariel Scharon, ausgestellt in einer Galerie.
    Und plötzlich, noch treibend auf einer See aus Schlaf, die bevölkert ist von den monströsesten Auswüchsen seiner Fantasie, erblickt Hagen den alten Premier in seinem Krankenhausbett, und er ist nicht länger eine Imitation aus Wachs,

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