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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entfernt, von da, wo er gekommen ist. Es scheinen mehr geworden zu sein. Erheblich mehr. Ein Auto hält mit quietschenden Bremsen.
    Hagen lässt den Blick über den Platz wandern.
    Von gegenüber nähern sich Schritte.
    Ein Einzelner.
    Drückt sich in den nächsten Hauseingang, kneift die Augen zusammen. Die Schritte stoppen. Häuser und Bäume verschmelzen zu einer Kulisse der Schatten, in deren Tiefen noch Dunkleres nistet. Wenn der andere ihn gehört hat, wird er sich fragen, wo Hagen abgeblieben ist, ebenso genarrt von den akustischen Verhältnissen.
    Rührt sich nicht.
    Ein Duell des Wartens.
    Auch aus anderer Richtung erklingen jetzt Autos. Schnell unterwegs, dem Vernehmen nach. Hagen ruft sich den Stadtplan ins Gedächtnis. Mea Schearim liegt westlich der A60, Sderot Hayim Barlev,die schnelle Nord-Süd-Verbindung zwischen dem jüdischen und dem arabischen Teil der Stadt.
    Keine tausend Meter bis zum American Colony.
    Etwas tut sich auf der gegenüberliegenden Seite. Jemand löst sich aus der Dunkelheit. Geht bis zur Platzmitte. Blickt um sich. Jetzt, da er beschlossen hat, sich zu zeigen, ist Hagen im Vorteil –
    (Toll. Und was machst du aus deinem VORTEIL ?)
    – oder täuscht er sich? Wittert er eine Bedrohung, die gar nicht existiert, weil es sich um einen harmlosen Nachtspaziergänger handelt? Der Rabbi. Oioioi, stickig im Zimmer. Geh mal Luft schnappen.
    Er muss ins Hotel.
    Braucht sein restliches Geld, die im Safe gelassenen Kreditkarten, seinen Computer, die CD s.
    Muss rausfinden, worum es hier geht.
    Was Sie Ihrem Redakteur da erzählt haben, können Sie nicht nur von den CD s haben.
    Verdammt richtig, Arschloch.
    Ich habe es nämlich ERFUNDEN .
    Aber wie konntest DU davon wissen? Wieso hattest du Kenntnis vom Wortlaut eines Gesprächs, das ich per Handy von einer Autobahnraststätte aus geführt habe?
    Weil ich abgehört wurde.
    So einfach, so lächerlich einfach.
    Abgehört und geortet.
    Und wenn sie mich orten können, dann wissen sie auch jetzt –
    In Panik fingert er nach seinem iPhone, schaltet es aus, und es rutscht ihm aus der Hand, schlägt auf den Boden –
    Die Gestalt wirbelt herum.
     
    »Signal erloschen.« Die leidenschaftslose Stimme der Zentrale.
    »Bleibt dran.« Cox fährt die Shlomtsiyon HaMalka hinauf Richtung Yafo. »Vielleicht ist das nur eine Störung.«
    »Kein Signal.«
    »Okay, an alle! Hagen ist möglicherweise auf dem Weg ins American Colony. Wir konzentrieren uns auf das Hotel.«
    Er flieht, schießt es ihr durch den Kopf.
    Ja, ohne Zweifel. Hagen flieht. Hat er das Gemetzel angerichtet? Schwer vorstellbar. Eher dürfte er derjenige sein, der übers Dach abgehauen ist, was den Schluss nahelegt, dass nicht nur Schin Bet und Polizei hinter ihm her sind.

    Noch jemand klebt an seinen Fersen.
    Jemand, der Mädchen ertränkt und Finger abschneidet.
    Immer noch kein Signal.
    Sie biegt auf die Yafo ein.
     
    Die Gestalt kommt in Hagens Richtung. Etwas Langes, Schmales ist ihrer Hand entwachsen.
    Verdammt! Einer der Killer.
    Hagen drückt sich tiefer in den Hauseingang. Spürt die hölzerne Eingangstür schmerzhaft im Kreuz. Jeder Knochen tut ihm weh, sein ganzer Körper fühlt sich an, als wäre ein Panzer darüber hinweggerollt, nach all den Stürzen und Misshandlungen. Wo ihn der Faustschlag im Gesicht getroffen hat, scheint jemand eine Schraubzwinge angesetzt zu haben. Er ist kein großartiger Kämpfer, blickt zurück auf die obligatorischen Schulhofprügeleien, ein paar Kurse in Selbstverteidigung, Judo, Karate, wovon er das meiste vergessen hat, oder sagen wir, es schlummert in ihm – doch plötzlich staut sich seine Wut zu einer gewaltigen Woge.
    Er geht in die Knie, spannt die Muskeln an.
    Der Killer ist jetzt auf seiner Seite des Platzes, verschwindet aus dem Blickfeld. Nur ein gelegentliches Knirschen verrät, wo er entlangschleicht, offenbar klappert er die Hauseingänge ab.
    Kommt näher –
    Näher –
    Keine fünf – vier – drei Meter mehr entfernt –
    Lass alle Illusionen fahren, denkt Hagen, der hat dir schneller einen Schuss verpasst, als du ihm an die Gurgel gehen kannst.
    Die Schritte stoppen.
    Poltern und Scheppern! Auf der gegenüberliegenden Seite hat sein Schutzengel eingegriffen, vielleicht auch nur eine Katze im Bemühen, die allzu flinke Maus zu erwischen. Was immer sie dabei umgerissen hat, der Verfolger muss darauf reagieren.
    Sich umdrehen.
    Jetzt oder nie.
    Hagen stürmt hervor, sieht den anderen mit dem Rücken zu sich, dem Lärm

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