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vorbei. Durchqueren einen der Checkpoints, der Israelis vorbehalten ist. Die Soldaten grüßen freundlich, winken sie durch.
»Mach dir keine Gedanken«, sagt Uri, als sie über die funkelnagelneue Straße nach Elei Sinai dahingleiten. »Ich glaube wirklich, das Schlimmste ist überstanden.«
Und es gibt ja auch Anlass zur Hoffnung.
Zwei Tage nach der denkwürdigen Party, als sie auf Gummikrokodilen durch Chlorwasser dümpelten, hat Syrien einer Waffenruhe zugestimmt. Was wenig daran ändert, dass man sich besser nicht über den Weg laufen sollte, doch wenigstens scheinen sie um diesen Krieg herumgekommen zu sein. Fatah-Land ist umstellt, der Süden unter Kontrolle, der Vormarsch im Osten verläuft seit Inkrafttreten des Waffenstillstands kampflos, dafür dauern die Auseinandersetzungen an der Westfront an.
Das Problem sind Arafat und rund 15 000 PLO -Kämpfer unter Waffen, die sich im Großraum Beirut verschanzt haben.
Sitzen dort fest, isoliert von der Außenwelt.
Leisten erbitterten Widerstand.
Nie werde er Beirut aufgeben, hat der Palästinenserführer der Presse erklärt, niemals den Libanon verlassen.
Inzwischen ist die Stadt von israelischen Truppen umzingelt, und Arik erhöht den Druck auf die Widerständler. Unverändert gilt seine Zusicherung, nicht direkt in Beirut einzumarschieren, was zu grotesken Szenen führt. Etwa, als Begin im Fernsehen damit zitiert wird, man werde in der libanesischen Hauptstadt nicht einen einzigen israelischen Soldaten finden, während die Live-Schaltung gleich mehrere Armeetransporter voller Zahal-Soldaten zeigt, die munter durch Ostbeirut rumpeln.
Es gibt Anlass zur Hoffnung und zur Empörung.
Arik versucht Gemayel zu motivieren, aufseiten von Zahal in die Kämpfe einzugreifen, in Israel werden die aktuellen Opferzahlen veröffentlicht.
Mehr als 300 Todesopfer, über 1000 Verletzte.
Arik argumentiert, die PLO halte sich nicht an die Waffenruhe. Zu weiteren Kämpfen gäbe es gar keine Alternative. Seine Gegner werfen ihm vor, das Widerstandsgebaren eingekesselter Milizionäre lasse sich beim besten Willen nicht als Bruch der Waffenruhe bezeichnen. Was immer zutreffen mag, Fakt ist, dass Arik sich die meisten Genehmigungen für seine Aktionen im Nachhinein einholt, womit sich der Kreis seiner Freunde täglich verringert.
Arik, König Israels.
Sie sägen an seinem Thron.
Am 26. Juni, als die Syrer ihre letzten Stellungen geräumt haben und Beirut vollständig umzingelt ist, gehen in Tel Aviv Tausende auf die Straße und protestieren gegen einen Krieg, der sich zusehends zur Privatfehde ihres Verteidigungsministers entwickelt. Kein Tag vergeht ohne Proteste, während sich die Belagerung Beiruts dahinzieht.
Woche um Woche.
»Die Leute protestieren ganz zu Recht«, sagt Phoebe düster. »Dieser unselige Krieg wird noch böse enden.«
»He, sag so was nicht.« Uri runzelt die Stirn. »Ich muss in drei Tagen wieder dahin zurück.«
Sie lächelt, legt schnell eine Hand auf seinen Unterarm.
»Entschuldige. Natürlich wird alles gut ausgehen. Ich bin halt nur manchmal ein bisschen – ach, vergiss es.«
Jehuda schaut sie an und weiß, was sie denkt.
Der Zwischenfall mit Katzenbach hat Phoebe in vielerlei Hinsicht verändert, vielleicht gärt der Gedanke aber auch schon länger in ihr und quillt nun endlich an die Oberfläche.
Sie denkt: Hätten wir bloß nie auf Arik gehört.
Dieser verdammte Dreckskerl hat uns ins Paradies geholt.
Und uns dann daraus vertrieben.
Katzenbach hat er auf dem Gewissen, meinen Seelenfrieden, dieses ganze Elend ist allein seine Schuld.
Sogar zweimal hat er uns vertrieben, um genau zu sein. Fortgelockt vom See Genezareth, rausgeworfen aus dem Sinai. Leichtfertig Menschen verführt, um sie mit ebenso leichter Hand fallen zu lassen, undjetzt gefährdet er das Leben meines Sohnes, weil er im Libanon seinen Willen durchsetzen will. Das erträgt sie nicht, und auch nicht, dass Jehuda seinen alten Freund immer wieder verteidigt. Sie meiden das Thema, doch das Gift zirkuliert bereits in der Blutbahn der Familie, Phoebe gibt es an Miriam weiter und sogar an ihre Enkelin. Als Arik im vergangenen Jahr zu Besuch war und Yael quiekend vor Vergnügen auf seinem dicken Bauch rumturnte, hat Phoebe ihr hinterher eingeschärft, Distanz zu wahren.
Nun ist Distanz kein Wort, das Kinder verstehen.
»Onkel Arik ist ein schlechter Mensch« aber schon.
»Ich find ihn nett.«
»Ja, er ist nett. Er verspricht dir alles, Schatz. Aber er hält
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