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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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unzuverlässig –«
    »Unzuverlässig.«
    »Ja. Sie hätten sie nicht zufriedengestellt.«

2011
Aschdod, 6. November
    Im West Boutique Hotel Aschdod bekommst du ein koscheres Frühstück vom Besten, wenn du rausgehst, glitzert das Meer in deinen Augen, und du fällst mit der Nase direkt in den feinsten weißen Sand.
    Auch die Zimmer: hoher Wohlfühlfaktor.
    Vorausgesetzt, du stehst auf modernes Design.
    Dann hast du Spaß.
    Dann gefällt dir die schicke Lobby, und du liebst es, deinen Gutenachtdrink in der stylishen Bar zu nehmen, wo an jedem Tisch eine andere Sprache gesprochen wird. Kosmopolitisches Publikum, passend zur wichtigsten Industriehafenstadt Israels. Die Frachtterminals rangieren noch vor Haifa, aus schneeweißen Luxuslinern ergießt sich Tourismus in Invasionsstärke ins Land.
    Quirlig auch die Marina, Aschdods Yachthafen.
    Oder besuchen Sie die Ruinen von Chastel Béroard. Kreuzfahrerflair, zwölftes Jahrhundert. Da war Aschdod schon zweieinhalbtausend Jahre alt. Hochburg der Philister, die hier im heidnischen Tempel die Bundeslade zur Schau stellten, die sie den Israeliten geklaut hatten.
    Willkommen auf dem Giwat Jona.
    Jona?
    Genau, Grabstätte jenes Jona, der dem von Gott gesandten Riesenfisch so schwer im Magen lag, dass er ihm drei Tage später wieder hochkam, geläutert und unverdaut.
    Aschdod mit seinen luftigen Parks und der mediterranen Architektur.
    Viel zu erleben.
    Und alles geht Hagen am Arsch vorbei.
     
    Weder will er an den Strand noch in den Speisesaal, nicht an die Bar oder sonstigen Vergnügungen nachgehen. Als ihn der Weckruf aus seinen zähen Fantasien reißt, Morgenlicht durch seine geschlossenen Lider dringt und sich die Bruchteile der Erinnerung zum Ganzen fügen, will er nur wissen, wie sein Leben im Verlauf einer einzigen Nacht von einer gefühlten in eine tatsächliche Katastrophe abgleiten konnte.

    Öffnet die Augen.
    09:00 Uhr.
    Vier Stunden hat er sich zugestanden, weil er wusste, ohne Ruhe würde er bald zusammenbrechen. Vier Stunden, während derer er sich in bedrohlich surrealen Visionen gewälzt hat, schweißnass, mit hochtourigem Herzschlag, sodass er jetzt einen Moment braucht, um den zerebralen vom erlebten Albtraum zu separieren – was ist tatsächlich passiert, welche Fäden hat sein Unterbewusstes im Schlaf weitergesponnen.
    Er sieht sich mit seinem Rucksack die Sderot Hayim Barlev entlanglaufen, verwirrt und ratlos, was er als Nächstes tun soll.
    Fahren ist besser als laufen.
    Taxi anhalten.
    Auf dem Beifahrersitz dann gleich mehrere Eingebungen.
    1. Raus aus Jerusalem!
    2. Bloß nicht nach Tel Aviv, wo die Sache mit den CD s ihren Anfang genommen hat (und ihn der allwissende Feind am ehesten suchen dürfte, wenn er ihn hier nicht mehr vorfindet).
    3. Autark werden, wozu gehört, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden, sprich: a. Auto klauen, b. Auto kaufen, c. Leihwagen (a. als hätten wir nicht Ärger genug, b. wovon bitte?, also c.).
    Zum Ben Gurion International Airport. Früh um halb vier sind Leihwagen sonst nirgendwo zu haben, Sixt-Schalter, Suzuki Alto, bar im Voraus für eine Woche.
    Wohin jetzt?
    Die nächste größere Stadt wäre Aschdod. Dass er nach Aschdod fährt, werden sie nicht vermuten, oder sagen wir, er könnte überall sein, warum also ausgerechnet in Aschdod.
    Airport- WLAN , Google-Suche:
    Hotels Aschdod
    Gleich im ersten angerufen, auch wenn es teuer ist, egal. Er will ja nicht seinen Lebensabend hier verbringen, nur bleiben, bis sich die Wogen geglättet haben.
    (Dafür musst du erst mal wissen, was sie auftürmt.)
    Halb fünf, Rezeption, Formular ausfüllen. Siebter Stock. Kein Auge für die imposante Lichtorgie des Frachthafens, das sehnsuchtsvolle Blinken der Schiffe weit draußen. Abtauchen im eigenen Meer.
    Im Ozean des Vergessens.
    Jetzt treibt er wieder zur Oberfläche, hockt auf der Bettkante.
    Wankt ins Bad.

    Jetzt sieht er sich im Spiegel. Einen verstört wirkenden, deutlich älteren Mann als gestern, der die Begegnung mit sich zum Anlass nimmt, in Tränen auszubrechen. Er klammert sich ans Waschbecken, während die Erinnerung über ihn kommt wie der einstürzende Himmel, heult noch unter der Dusche, aber es hat sein Gutes. Der Anfall schwemmt die Hilflosigkeit aus ihm heraus, spült seine Hirnwindungen durch, nimmt den Druck von seiner Brust. Er ruft den Zimmerservice an, ordert Kaffee, Saft und Sandwiches, auch wenn er keinerlei Hunger verspürt.
    Er muss essen. Bei Kräften bleiben.
    Denken und handeln.
    Nach der

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