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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Lakenberührung vermeldet.
    Nicht gut, denkt er.
    Irgendwas läuft hier schief.
    Auch ihm ist schmerzlich bewusst, dass ihr Land sich im Krieg befindet. Wieder einmal. Und dass der Mythos von der Unbesiegbarkeit der israelischen Armee am bloßen Anblick von Uri zerschellen muss. Er sieht gut aus in seiner Uniform, ist durchtrainiert, fix im Kopf.
    Aber doch nur ein Junge.
    Ein verletzbarer, auf nichts vorbereiteter Junge.
    Dieser verdammte Krieg muss ein Ende finden.
    Jehuda ist nicht blind, er sieht, was zwischen seinem Sohn und dessen Frau los ist, beziehungsweise nicht los ist, aber das lässt sich alles hinbiegen, und wenn sie sich trennen, werden sie sich eben trennen. Jehuda und Phoebe lieben ihre Enkelin über alles. Sie werden für Yael da sein, sollten Anastasia und Uri zu sehr mit sich selbst beschäftigt sein.
    Wichtig ist jetzt nur, dass er gesund heimkehrt.
    So leben sie in Erwartung einer Nachricht, von der sie hoffen, dass sie niemals eintrifft.
    Und dann kommt sie doch.
    Nur mit völlig unerwartetem Inhalt.
     
    »Ja, also, es geht um den – äh – gewissermaßen neu ausgeschriebenen Posten für das Bewässerungsmanagement in Nordgaza – also für die Siedlungen, für alle Siedlungen zusammen –«
    Der Dezernatsleiter zählt die Namen auf, er tut, als erzähle er Jehuda etwas völlig Neues, bis der ihm dazwischenfährt:

    »Ich weiß. Weiß ich doch alles.«
    Nein, sagt er sich im selben Moment, weißt du nicht.
    Gewissermaßen neu ausgeschrieben?
    »Was meinen Sie überhaupt mit gewissermaßen neu ausgeschrieben?«
    »Nun, Sie sollten ja ursprünglich für Elei Sinai zuständig sein.«
    »Genau.«
    »Dann spielte der Zentralisierungsgedanke hinein.«
    »Und die Umbesetzungen in der Führungsspitze.«
    »Ja.« Der Dezernent klingt erleichtert, als seien sie sich in irgendwas einig geworden. »Und sie wissen ja, wie so was geht, wer als Kapitän neu an Bord geht, der will natürlich auch die Route bestimmen –«
    Kapitän? Route?
    Was redet der da für einen Mist?
    »Ich dachte, die mischen sich nicht in laufende Verträge ein.«
    »Wir haben keinen laufenden Vertrag mit Ihnen.«
    Jehuda stutzt.
    »Doch. Ich bin designierter Leiter des Wassermanagements für die Nordsiedlungen. Fehlt nur, dass alle unterschreiben.«
    »Designiert? Nein.«
    Jetzt wird ihm wirklich mulmig zumute. Er fühlt seine Fingerspitzen kalt werden, sein Atem geht flacher.
    »Sie sagten, es gibt keinen Konkurrenten.«
    »Gab es auch nicht.«
    »Gab?«
    »Jetzt schon.«
    »Oh. Nun gut. Also stehen wir praktisch im Wettbewerb.«
    »Nein.«
    Was nur im ersten Moment beruhigend klingt.
    Im zweiten klingt es nach Katastrophe.
    »Und was heißt das jetzt?«
    »Es heißt, dass ich Ihnen leider mitteilen muss – also, um es kurz zu machen, auf Druck von oben wird jemand anderer mit der Aufgabe betraut.« Pause. Endlose Pause. Universen entstehen, vergehen. »Jemand mit sehr viel Erfahrung. Aus Galiläa.«
    Unter Jehuda klafft der Boden auseinander.
    Unmöglich. Das muss ein Irrtum sein.
    »Aber ich habe sämtliche anderen Angebote, die ich hatte, abgesagt. Auf Ihre Versicherung hin –«
    »Es tut mir leid, wirklich.« Der Dezernent ist hörbar am Boden zerstört, seine Stimme ein einziges Bedauern. »Niemand konnte diese Entwicklung voraussehen. Die neue Geschäftsführerin will es so. Wir haben ihr alle Verträge vorgelegt, ihr gesagt, dass wir großes Vertrauen in Sie setzen, ich war nie im Zweifel, dass sie zustimmen würde. Im Gegenteil, wo sie doch höchst erfolgreich zusammengearbeitet haben –«
    »Moment mal.« Jehuda schwant Böses. »Zusammengearbeitet?«
    »Ja, sicher. Mir sind leider die Hände –«
    »Wir reden von Alison Titelmann?«
    »Ja. Alison Titelmann.«
    Da kommt sie also aus der Ecke, die Vergangenheit. Mit heimtückischem Grinsen. Ist ihm vorausgeeilt, um ihm aufzulauern.
    Jehuda lässt den Hörer sinken.
    »Ich habe keine Alternativen«, sagt er schwach.
    Die Stimme im Hörer quasselt weiter, irgendwas von sämtliche Posten vergeben und leider keine Idee.
    »Was sagten Sie?«
    »Dass im Moment nichts anderes vakant ist. Und für die Positionen, die frei wären, sind Sie überqualifiziert.«
    »Alison – ich meine, Alison Titelmann hat explizit gesagt, dass Sie mich nicht will?«
    »Ja?«
    »Warum?«
    »Ach.« Der andere windet sich. »Ich weiß ja nicht, was sie damit meint, wir hatten immer einen ausgezeichneten Eindruck von Ihnen, Jehuda, aber Alison findet, sie wären – nun ja, unkalkulierbar –

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