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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Tote aus Mea Schearim ist.
    Kein Wunder, dass ihn das frustriert.
     
    »Ein Polizist ?«
    »Ja. Morddezernat Jerusalem.«
    Perlman seufzt. »Dann Caesar, falle.«
    »Von wem ist das wieder?«
    »Shakespeare. Auch du, mein Sohn Brutus? Dann Caesar, falle! « Erfährt sich über die Augen und sieht plötzlich sehr alt aus. »Also ist auch die Polizei infiltriert.«
    »Vielleicht waren wir uns einfach zu sicher.«
    »Was meinen Sie?«
    »Dass uns so was nicht passieren kann. Dem allmächtigen, unantastbaren Schin Bet. Fuck, Ric! Hochverrat ist nur eine Frage des Zeitpunkts. Und wenn der ideale Zeitpunkt nicht Ende 2005 war, wann dann?«
    Perlman presst die Lippen aufeinander.
    »Ich hab aber auch was, um Sie aufzumuntern.«
    »Raus damit.«
    »Der Polizist und der Maskierte aus der Wohnung der Russenmädchen kannten sich. Vom Militär. Dieselbe Einheit.«
    »Ach was!« Perlman strafft sich. Die Nachricht wirkt sichtlich belebend auf ihn. »Und wo war diese Einheit stationiert?«
    »In Hebron. Während der Zweiten Intifada.«
    Hebron.
    Auch das noch. Der Albtraum schlechthin. Ein Ort, wie Hase und Igel ihn erfunden haben könnten:
    – also, jetzt passt mal auf, Hebron steht unter britischem Mandat, und das heißt ja wohl ganz klar, dass wir Juden hier –
    Nichts da, Hebron gehört den Muslimen.
    Ach ja?
    Bis zum Ersten Weltkrieg regierte hier Ibrahim Pascha und –
    Ja, aber schaut mal ins 15. Jahrhundert, da leben Hunderte Juden in Hebron, und die haben –
    Schon mal vom Sieg von Hattin gehört?
    Hattin?
    Genau, Hattin. 1187! Das hat unser Saladin Hebron erobert, wodurch –
    Moment mal! Zurück erobert! Von den Christen, die –
    Christen?
    Öhm –
    Äh –
    Egal. 683 geriet Hebron unter muslimische Herrschaft –
    Und war vorher jüdisch. David ist hier zum König gesalbt worden, und der war ja wohl israelitisch, und Hebron wurde – das könnt ihr nachlesen – Judas Erben von Gott vermacht, und im Erzvätergrab sind Abraham, Sarah, Isaak, Rebecca, Jakob und Leah begraben, und die sind uns heilig –

    Uns auch! Uns auch!
    Und warum wird Hebron dann so oft in der Bibel erwähnt?
    Und wer war in Hebron, bevor die Bibel geschrieben wurde?
    Na, ihr bestimmt nicht –
    Aber vor 3000 Jahren –
    Aber vor 5000 Jahren –
    Man kann froh sein, dass nicht noch ein paar Neandertaler aufkreuzen und Ansprüche geltend machen.
    »Was wissen wir über diese Einheit?«, fragt Perlman.
    »Ganz normale Brigade«, sagt Cox. »Alles vertreten von säkular bis religiös und ultranationalistisch. Das Schweigen brechen – die kommen von dort, aber auch ein paar echte Hardliner.«
    »Interessant.«
    Lange Zeit besaßen Israels Bürger kaum eine Vorstellung davon, was genau Zahal in den besetzten Gebieten tat, und auch die in Hebron stationierten Einheiten operierten in einem schwarzen Loch. Bis Veteranen die Organisation Das Schweigen brechen gründeten und die Öffentlichkeit damit schockierten, welche Befehle die Soldaten in der Erzväterstadt oft auszuführen hatten – Granaten in palästinensische Häuser schießen, Araber als menschliche Schutzschilde nehmen, ihre Autos mit Panzern zerstören, ihren Privatbesitz plündern. Alles nur, um die paar jüdischen Enklaven in der Altstadt zu schützen, die ihrerseits regelmäßig unter Beschuss lagen. Beiderseits stehen sich die Radikalen in unversöhnlichem Hass gegenüber – mit dem Unterschied, dass das Gros der fast 200   000 palästinensischen Einwohner Hebrons friedlich, jeder einzelne der 800 Altstadtsiedler hingegen radikal und gewaltbereit ist. Während Zahal-Soldaten Araber, die Siedler angreifen, unverzüglich zu bekämpfen haben, müssen sie tatenlos zusehen, wenn Siedler auf Araber losgehen, sie in ihren Häusern bedrohen, ihre Kinder anspucken, schlagen und beschimpfen. Dürfen lediglich ihren Kommandeur in Kenntnis setzen, der ruft die israelische Polizei, die erfahrungsgemäß auch nicht viel tut. Über die Hauswände ziehen sich Graffiti, PALÄSTINENSER RAUS !, ARABER IN DIE GASKAMMER , signiert mit Davidsternen, ein ziemlich einzigartiges Biotop. Niemanden, der hier stationiert war, lassen solche Dinge unberührt. Manche werden zu Anklägern, andere zeigen sich für die Ideologie der Hardliner umso empfänglicher.
    Der Polizist in Mea Schearim, der Maskierte aus der Wohnung der Gussinski-Mädchen –
    Beide haben in diesem Milieu Dienst getan.

    Eine Spur?
    Vielleicht. Auf jeden Fall geeignet, die Schockstarre zu durchbrechen, die Israels mächtigsten

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