Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Kaltblütiger Mord. An Frauen und Kindern. Die hatten nicht die mindeste Chance.«
    »Ja, übel, wirklich übel. Aber wir greifen nicht ein.«
    »Wir können doch nicht tatenlos zusehen –«
    »Hören Sie, es ist ausgemacht, dass wir die Lager erst betreten, wenn die Falangisten fertig sind. Solange ich keine anderslautenden Befehle erhalte, kann ich nichts machen.«
    Und das war’s.
    »Soll ich euch was sagen?« Chaim sieht kopfschüttelnd zu den Baracken hinüber. »Das ist ein Massaker. Die richten ein Blutbad unter der Zivilbevölkerung an.«
     

    Gegen elf beobachten sie eine Gruppe Milizionäre, die singend den Durchgang passiert und in Richtung des gegenüberliegenden Akka-Hospitals marschiert. Das Krankenhaus ist eines von zweien, die der Behandlung von Flüchtlingen dienen, das andere liegt mitten in Sabra.
    Sie betreten die Klinik.
    Minuten später wird ein Pulk europäischer Ärzte und Pfleger hinaus auf den Vorplatz getrieben, Norweger, Deutsche, Engländer und Franzosen, die hier unentgeltlich helfen, die Hände über den Kopf erhoben wie Schwerverbrecher. Zahal-Soldaten nehmen sie in Empfang und beginnen, ihre Pässe zu kontrollieren. Währenddessen verlassen die Falangisten das Hospital und begeben sich zurück aufs Lagergelände, sichtlich guter Dinge.
    Limousinen treffen ein.
    Ausländische Diplomaten.
    Wortgefechte entwickeln sich.
    Die Landesvertreter lassen nicht locker, Offiziere eilen herbei, es wird viel geschrien und telefoniert, dann dürfen die Ärzte zurück in die Klinik. Uri sieht, dass sich ihnen der Militärkorrespondent von Haaretz in Begleitung seines Fotografen anschließt, und denkt:
    Jetzt hat das Versteckspiel ein Ende.
    Wenig später kommen die beiden eiligen Schrittes wieder zum Vorschein und streben ihrem Fahrzeug entgegen.
    Sie müssen an Chaims Merkava vorbei.
    »Alles okay dadrin?«, ruft Uri nach unten.
    Der Korrespondent wendet ihm im Vorbeigehen sein Gesicht zu. Auf den ersten Blick erscheint es ausdruckslos, ebenso wie seine Stimme, aber Uri bemerkt die Aufgewühltheit dahinter.
    »Sie haben die palästinensischen Krankenpfleger erschossen. Eine Schwester vergewaltigt. Dann auch erschossen.«
    Er geht weiter, besinnt sich und kommt ein paar Meter zu ihnen zurück.
    »Und Sie? Haben Sie was gesehen?«
    »Nein«, sagt Chaim schnell.
    »Sie müssen doch was gesehen haben.«
    »Ich darf Ihnen nichts erzählen.«
    Der Korrespondent schaut angewidert zu ihnen hinauf.
    »So? Dann will ich Ihnen was erzählen. Vielleicht interessiert es Sie ja. Wir waren hinten in Sabra, bevor uns die Falangisten entdeckt und rausgeworfen haben. Viel konnte ich nicht sehen, aber ich hörte jemanden rufen: Da ist ein alter Mann, er fragt, ob er das Lager verlassendürfe. Und jemand antwortete: Erschieß ihn. Danach knallte es einmal. Wir sind weitergeschlichen, und plötzlich ratterte es fast eine Minute am Stück, da wurden ganze Magazine verfeuert. Und danach schrie jemand: Macht die Schwangeren kalt. Alle! Die bringen Terroristen zur Welt. Und die Bälger auch. Alles zukünftige Terroristen. Erschießt sie, erschießt sie.« Er schaut Uri direkt an. »Sie sind also sicher, dass Sie nichts gesehen haben?«
    Uri fühlt, wie ihm die Luft wegbleibt.
    »Ich darf nicht mit Ihnen reden«, sagt Chaim.
    »Von den Falangisten, die uns am Schlafittchen genommen haben, wollte ich wissen, was sie da tun. Einer antwortete: Wir schlachten sie. Wir machen sie fertig, und Zahal hält sich raus.«
    Chaim schüttelt den Kopf. »Reden Sie mit dem Oberkommando.«
    »Hab ich. So ergiebig wie Tiefseefischen in einer Pfütze.«
    »Wir dürfen nicht mit –«
    »Ich rufe jetzt Zipori an. Den Kommunikationsminister. Wenn Sie hier dem Treiben dieser Schweine kein Ende setzen, tut es hoffentlich die Regierung.«
     
    Erst mal offenbar nicht. Gegen Mittag rumpelt ein alter Lastwagen über die Lagerhauptstraße auf den Durchgang zu, die Pritsche voller Frauen und Kinder.
    Die Soldaten schicken ihn zurück.
    Es ist heiß, bestimmt 30 Grad. Sie liegen auf ihrem Merkava, lesen und hören Musik.
    Was sollen sie tun?
    Immer wieder erhalten sie dieselbe Ansage, mal über Funk, mal von den Offizieren, die das Geschehen am Lagereingang überwachen.
    »Wir greifen nicht ein.«
    »Wir haben mit einem Korrespondenten gesprochen.«
    »Das solltet ihr nicht.«
    »Er bestätigt, was wir gesehen haben.«
    »Ihr habt einen tragischen Vorfall beobachtet, der sich nicht wiederholen wird. Nach allem, was wir erfahren, gehen die

Weitere Kostenlose Bücher