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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Fläche vor, dass es ihr unheimlich ist. Vollkommen ausdruckslos. Da heulst du Rotz und Wasser im Traum, man sollte meinen, deine Augen müssten verquollen sein, doch die Phantome der Nacht hinterlassen keinerlei Spuren. Nur das Gefühl, zwischen geträumter und realer Welt verloren gegangen zu sein.
    Starrt sich an und erinnert sich an jene Nacht.
    An den Schock, den Unglauben.
    Die Kerzen.
    Ein Meer flackernder Lichter, als hätte um die Ecke ein Kerzenlager Bereitschaft geschoben für den Fall, dass jemand erschossen wird. Irgendwann hatte auch sie eine in der Hand. Träufelte Wachs auf den Asphalt, stellte sie zu den anderen. Hunderte, Tausende brannten da schon und formten ein großes Warum.
    Warum?
    Weil die Polizisten jüdische Fanatiker nicht auf dem Schirm gehabt hatten, trotz aller Warnungen des Schin Bet. Weil Rabins Leibwächter nicht insistierten, als er die kugelsichere Weste ablehnte. Weil der Aufwand, über 100   000 Menschen vor Betreten des Platzes zu filzen, komplett für die Katz war, da jeder nur nach palästinensischen Sprengstoffgürteln tastete, statt sich zum Beispiel eine Beretta im Hosenbund eines Kippa tragenden Juden vorzustellen.
    Weil keiner richtig hingehört hatte in den Wochen und Monaten zuvor.
    Das war überhaupt das Schlimmste.
    Nicht hingehört, als die Nationalreligiösen zur Hetzjagd bliesen, unterstützt vom Likud, der sich im Glanz feierlicher Friedensabkommen zum Anachronismus verkümmern sah und jede Gelegenheit wahrnahm, auf Rabin einzudreschen, allen voran ein konservativer Kronprinz namens Benjamin Netanjahu, genannt Bibi – nur zu bereit, den Mob geifernder Radikaler, die Rabins Tod forderten und ihn in Nazikluft zeigten, noch mehr aufzustacheln: Was der Premier für einen schmählichen Verrat begangen habe! Gespräche mit Jassir Arafat! Verhandlungen mit der PLO ! Das Entsetzlichste, Verabscheuungswürdigste, was ein israelischer Politiker tun könne. Gaza-Jericho-Abkommen, Declaration of principles, Autonomieversprechen, teilweiser Rückzug aus Gaza, Judäa und Samaria, alles unter den segnenden Händen dieses Hurensohns Bill Clinton, und als sei das Maß an Widerwärtigkeiten noch nicht voll genug, habe er sich mit Arafat den Friedensnobelpreis für seinen Verrat geteilt und dem Monster anlässlich dessen –
    DIE HAND GEGEBEN .
    Was müsse man als Nächstes befürchten? Die Rückgabe der Golanhöhen, um dem verlogenen Frieden mit Jordanien einen Kniefall vor Syrien folgen zu lassen?
    Für den Mob stand fest: Rabin war wie Hitler.
    Nein, schlimmer noch. Hitler hatte wenigstens nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Juden hasste.
    Aber Rabin –
    Man musste ihn bekämpfen.
    Mit allen Mitteln.
    Also steckte Jigal Amir besagte Beretta in seinen Hosenbund.
     
    Wieder und wieder fragt sich Yael, warum danach so vieles schieflief, und wieder und wieder lautet die Antwort:
    Benjamin Netanjahu.
    Bibi.
    Dabei hätte Peres alle Chancen gehabt, ohnehin betraut mit Rabins restlicher Amtszeit. Sofortige Neuwahlen hätten ihm eine volle weitere gesichert. Wäre ein glatter Durchmarsch geworden, die Volksseele kochte vor Erbitterung, im Likud zogen sie den Kopf ein, vor allem Netanjahu stand kurz davor, geteert und gefedert zu werden, politisch und moralisch erledigt, aber so was von!
    Doch Peres vergeudete wertvolle Zeit.
    Und die Hamas wusste das Vakuum zu nutzen.
    Dem Dschihad verpflichtet, schickte sie ihre Gürtelbomber nach Israel, und die Arbeitspartei verlor an Glaubwürdigkeit. Versöhnungsrhetorik wird nun mal als zynisch empfunden, wenn Sanitäter gerade die Gliedmaßen deiner Freunde und Verwandten einsammeln. Die Stimmung kippte, Auftritt Arik. Klug genug, Rabin nie öffentlich diffamiert zu haben, stand er besser da als die meisten anderen. Im Likud zogen jetzt Jüngere die Strippen, doch immer noch reichte sein Einfluss, dem Zentralkomitee beizubiegen, was für ein blitzgescheiter Bursche Bibi doch sei. Der übte sich in Demut, klopfte bei alten Freunden an, der Nationalreligiösen Partei, Gusch Emunim. Auch die waren vorübergehend in Deckung gegangen, jetzt witterten sie Morgenluft. Papa Scharon war bereits bei ihnen vorstellig geworden, viel musste Bibi gar nicht mehr tun, einfach nur alles versprechen.
    Und alles hieß:
    Wirklich ALLES !
    Oslo rückgängig zu machen, nie einen Fußbreit israelischen Bodens wegzugeben, den Siedlungsbau voranzutreiben.
    Während Peres’ Vorsprung zusammenschmolz, verkaufte Arik den Likud an die religiösen Extremisten, was

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