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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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–«
    »Geschenkt. Können wir jetzt die unbedeutende Nebensächlichkeit unseres Broterwerbs klären? Was kostet so ein Scheißschneckenhaus in Aschkelon, ich meine, so ein wunderschönes, schnuckeliges Appartement? Bleibt da genug übrig für zwei Gewächshäuser? Wo wären die? Müssen wir eine Weltreise unternehmen, um hinzugelangen? Erleben wir das noch? Wir sind keine Teenager mehr, wissen Sie, auch wenn jeder uns dafür hält, ich hab’s an der Hüfte, gibt’s einen Fahrstuhl in dem dämlichen Termitenhügel? Wollen Sie einen Mokka?«
     
    Er wacht von seinem eigenen Herzschlag auf.
    Wälzt sich herum. Phoebe liegt nicht mehr neben ihm.
    Nein, sie sitzt auf der Veranda. Schaut auf den Garten hinaus, knapp an der Palme aus Jamit vorbei, ein halb ausgetrunkenes Glas Wein neben sich.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er.
    »Klar«, sagt sie, ohne ihn anzusehen.
    Er lässt sich neben ihr nieder. Seine Knie knacken.
    Die Nacht ist warm.
    Wunderschön.
    Ein perfekter Vollmond balanciert auf einem dünnen Wolkenband, taucht den Garten verschwenderisch in Licht, versilbert Beete, Sträucher und Palmwedel. Es ist so still, dass sie das Meeresrauschen einenKilometer weiter hören können. Ein paar Zikaden haben sich zu einer Art Kammermusik zusammengefunden.
    Phoebe fängt leise an zu schniefen.
    Jehuda nimmt ihre Hand, knochig und knotig sind ihre Finger mit den Jahren geworden, und plötzlich überkommt ihn das eigenartige Gefühl, er halte die Hand einer Fremden. Kurz erschrickt er, verloren im Traum lange zurückliegender Tage.
    Es ist sein eigenes Alter, das er da ertastet.
    »Ich will nicht weg«, schluchzt Phoebe.
    So viel Unglück liegt in ihren Worten, dass es ihm das Herz zerreißt.
    »Nein«, sagt er. »Ich auch nicht.«
    Seine Stimme ist brüchig, raspeltrocken. Klingt er immer schon so – greisenhaft?
    Jetzt weint sie laut und haltlos wie ein Kind.
    »Ich will nicht weg! Bitte, Jehuda! Ich möchte hierbleiben.«
    Er steht auf, zieht sie zu sich hoch und schließt sie in seine Arme. Wie klein und dünn sie ist. Als reiche ein Windhauch, um sie von den Füßen zu wehen. Als er sanft über ihren Rücken streicht, gleiten seine Finger über ein Relief aus Rippen.
    »Wir schaffen das, Phoebe. Wir werden auch das schaffen.«
    Sie presst ihren Kopf an seine Brust.
    »Wozu denn noch?«, flüstert sie.
    »Wozu?« Ach, Phoebe. »Das Leben geht weiter, ich meine – wir sind doch ein Team.«
    »Wir sind alt.«
    »Na ja. Eben ein altes Team.«
    »Alt und vertrocknet«, stößt sie hervor. »Hässlich geworden. Klapprig und nutzlos. Am Ende des Weges.«
    »Blödsinn.«
    »Kein Blödsinn.«
    »Doch, Phoebe.« Er räuspert sich, klärt seine Stimme. Lächelt, was gar nicht so leichtfällt, er könnte Methusalem spielen, so alt fühlt er sich gerade, aber einer muss schließlich Zuversicht verbreiten. »Tatsächlich sind wir im besten Alter für einen Neustart. Wir hatten genügend Zeit, Erfahrung zu sammeln. Jetzt geht’s erst richtig los.«
    Sie schaut auf und hebt eine Braue.
    »Komm mir bloß nicht mit Seniorenromantik. Dieser verlogene Scheiß. Alt werden ist Mist.«
    »Alt werden ist Fakt.«
    »Scheißfakt!«

    »Ein Geschenk.«
    »Scheißgeschenk!« Zieht geräuschvoll die Nase hoch.
    »Was heißt schon alt«, sagt er mit aller Munterkeit, die er aufzubringen imstande ist. »Du weißt doch, man ist nicht alt –«
    »Solange die Kerzen nicht teurer sind als die Geburtstagstorte.«
    »Genau.«
    Tränen stehen in ihren Augenwinkeln, zugleich muss sie lachen. »Oh Mann! Was tun wir jetzt mit der verkorksten Nacht?«
    »Komm wieder ins Bett.«
    »Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Liegen können wir noch lange genug.«
    Sie verschwindet im Haus, kehrt mit der Weinflasche und einem weiteren Glas zurück.
    »Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal so richtig besoffen?«
    »Puh, keine Ahnung.«
    »Gut so. Ein Besäufnis, an das man sich erinnert, war keines.«
    Füllt die Gläser auf, und Jehuda empfindet Erleichterung, sie etwas gelöster zu sehen. Er schließt die Augen, hört ihre leisen Schlucke in der Dunkelheit, dann: »Wenn Arik mir über den Weg läuft, bringe ich ihn um.«
    Emotionslos, tonlos.
    »Für alles, was wir seinetwegen erleiden mussten.« Sie trinkt, stellt das Glas ab. »Ich verspreche dir, Jehuda, ich bringe ihn um.«
     
    Yael weiß nicht, was sie denken, was sie fühlen soll.
    Als sie Anfang Juli nach Elei Sinai kommt, um ihren Großeltern beim Kistenpacken zu helfen, ist der Ort bereits zur

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