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nahm, fragten die Yael, wo denn der Unterschied sei: »Elei Sinai haben die Palästinenser genauso überfallen wie uns, ziehen deine Großeltern deswegen weg?«
»Sie können nicht weg«, hat Yael geantwortet. »Sie verlören ihre Existenz, wenn sie gingen.«
»Und wir unsere. Wir existieren in Gott.«
Was soll sie sagen? Tatsache ist, ihre Großeltern leben nun mal auf einer 360 Quadratkilometer großen Parzelle inmitten von Nationalisten und Gotteskriegern. Volksfeinden, wie die Bevölkerung sie neuerdings nennt. Da kann Jehuda noch so insistieren, unideologisch zu sein, sogar ein bisschen links, und dass sie vor 23 Jahren nur hergekommen seien, weil sie pleite waren und man nirgendwo für so wenig Geld so angenehm leben konnte und sie, nun ja, ans Meer wollten.
Yael muss sich dumme Fragen gefallen lassen.
Ob ihren Alten nach Jamit nicht klar gewesen sei, dass ihnen das Gleiche in Gaza blühen könnte?
Nein. Wie denn?
Na, besetztes Gebiet!
Ja, mit dem Unterschied, dass ihr Verzicht damals mit Frieden belohnt wurde. Aber der Gazastreifen? Meine Familie nahm Terrain in Besitz, das nie jemand anderes Staatsbesitz war. Stellt sie ruhig als Deppen der Nation hin, das konnten sie nicht wissen. Nicht, dass Arik ihnen Land geben würde, das er aus freien Stücken wieder abstößt.
Ohne das Geringste dafür zu bekommen.
Wie hätten ihnen das klar sein sollen?
Jetzt büßen sie für die Versäumnisse anderer, und am meisten für die politischen Abenteuer Ariel Scharons, der Menschen wie Schachfiguren auf dem Feld seiner Ambitionen verschiebt. Phoebe lässt keine Gelegenheit ungenutzt, Hass in Yaels Blutbahn zu träufeln, sodass sie gar nicht anders kann, als Arik zu verabscheuen, wann immer sie ein Foto ihres toten Vaters in der Hand hält, Phoebe mit leerem Blick in ihrer Küche stehen sieht, oder gerade, da sie Gläser und Geschirr in Zeitungspapier wickelt und in Kisten verstaut.
Sie fühlt sich betrogen, vom Tag ihrer Geburt an.
Betrogen um ihre leiblichen Eltern, um die Chance auf Frieden, und stellvertretend für Phoebe und Jehuda um ein rechtmäßig zugesichertes Zuhause.
Ihr Denken folgt keiner Logik, keiner höheren Überzeugung.
Sie ist nur unendlich
WÜTEND !
Odyssee
Das ist Jehuda auch, zwei Monate später.
Wegen allem.
Beginnend damit, dass sie längst in Aschkelon darüber diskutieren sollten, wo die Bilder hinkommen, statt in einer zugigen Zeltstadt vier Kilometer nördlich des Gazastreifens zu hocken, zusammen mit weiteren 50 Familien aus Elei Sinai. Den Umstand betreffend, dass die alternativ zur Verfügung stehende Notbehausung mehr Not verursacht als lindert, sodass Phoebe jeden Aufenthalt dort kategorisch verweigert. Und weil sich an ihrer Lage so schnell nichts ändern dürfte.
Wusste er’s doch.
Ein Dilettantenladen, diese SELA !
»Nein, wusste ich’s doch«, lässt Phoebe ihn mit der Regelmäßigkeit eines Muezzinrufs wissen. »Schon als die Witzfigur bei uns zur Tür reinkam, direkt aus dem Regierungssitz , verlogenes Getue, wir hätten uns nicht darauf einlassen sollen, aber nein, ich musste dem Typ ja zuhören, weil er uns helfen wollte, schönen Dank auch, als Ergebnis drücken wir uns jetzt in Yad Mordechai rum wie eine Bande Obdachloser, wie Vertriebene leben wir, und kein Ende in Sicht.«
Tatsache – sie hausen in einem Vertriebenenlager.
Dabei ließ sich alles so gut an.
Ende Juli, Vorzugsführung durch besagtes Appartementhaus, unddas mussten sie dem SELA -Typen lassen, er hatte kein bisschen übertrieben. Schmuck und luftig, unmittelbar am Meer gelegen, freies Gelände in Sichtweite, das nach Treibhäusern geradezu schrie. Baugenehmigung? Machen Sie sich keine Sorgen. Schnell zugreifen, bevor der Run einsetzt, hier, das Penthouse, Fahrstuhl direkt bis in die Wohnung, hübsche kleine Terrasse, einmalige Gelegenheit –
Selbst Phoebe war glücklich.
Sie unterschrieben für das Penthouse.
Dass sich die Dinge in die falsche Richtung entwickelten, dämmerte ihnen zwei Wochen später, als der offizielle Räumbescheid ins Haus wehte, nebst einem Schreiben der SELA .
Sie lasen es.
Lasen es noch mal.
Ein Irrtum?
Es konnte nur ein Irrtum sein.
Freudig wurde ihnen darin die Bereitstellung einer Übergangsunterkunft in Beer Scheva bestätigt, verbunden mit der Empfehlung, sich zeitnah um die Einlagerung ihrer Möbel zu kümmern.
Beer Scheva?
Was um Himmels willen sollten sie in der Wüste?
Und wieso Übergangsunterkunft?
Wieso Möbel einlagern?
Weil der Gaul der
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